Der 1. FC Saarbrücken ist mit einem 1:0-Erfolg gegen den SC Verl erfolgreich in die Saison gestartet. Doch beim Ligaauftakt lief noch nicht alles rund.
In der Nacht zum Freitag hatte Adriano Grimaldi einen Traum. In diesem erzielte er kurz nach seiner Einwechslung per Kopf den entscheidenden Treffer. 73 Minuten waren am vergangenen Samstag gespielt, als die Leidenszeit des 31-Jährigen endete.
Und in der Tat hatte der Sturmtank nur wenige Minuten später den erlösenden Führungstreffer auf dem Kopf. „Den muss ich besser drücken, das war eine ganz große Chance. Als der Torwart den hatte, habe ich sofort an den Traum gedacht und konnte nur den Kopf schütteln", sagte Grimaldi, der in der fünften Minute der Nachspielzeit dann doch noch den Siegtreffer erzielte, als er einen von Julian Günther-Schmidt herausgeholten Foulelfmeter sicher verwandelte. „Normalerweise ist Sebastian Jacob der erste Schütze, doch der war nicht mehr auf dem Platz. Dann wäre Günni an der Reihe, aber der ist gefoult worden. Also habe ich mir den Ball geholt", erzählte Grimaldi, für den am Samstag eine fünfmonatige Leidenszeit endete. „Viele haben gedacht, dass ich nicht mehr zurückkomme, ich bin froh, dass ich die Leute widerlegen konnte", sagte der Angreifer, der aber die Erwartungen dämpfte. „Die knapp 20 Minuten heute waren schon eine Belastung, es wird sicher noch mehrere Wochen dauern, bis ich eine längere Distanz gehen kann. Man sollte nicht vergessen, dass ich eigentlich noch im Aufbautraining bin."
Vor 9.200 Zuschauern startete der FCS gut in die Partie. Immer wieder leitete der agile Jacob gute Aktionen ein, doch im Abschluss blieben die Blau-Schwarzen relativ harmlos. „Ein wenig hat uns in der Anfangsphase die letzte Gier gefehlt, das Tor unbedingt machen zu wollen", monierte Trainer Uwe Koschinat, der mit ansehen musste, dass die Partie bei hohen Temperaturen mehr und mehr verflachte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hätte der FCS eigentlich in Führung gehen müssen, aber der nicht sehr souverän wirkende Schiedsrichter Lukas Benen verweigerte dem einschussbereiten Jacob einen Foulelfmeter. Spürbar war, dass mit zunehmender Spieldauer beim FCS die Angst vor einem Fehlstart wuchs. Koschinat riskierte viel, tauschte die komplette Offensive aus und ermöglichte damit den Verlern die eine oder andere Konterchance. „Wenn sie davon eine machen, sitzen wir mit einer ganz anderen Gemütslage hier", bilanzierte der Trainer. Die Gäste aus Ostwestfalen waren drauf und dran, dem FCS den Nerv zu ziehen. Immer wieder nahmen sie das Tempo aus dem Spiel, bauten ruhig auf und ließen sich bei Standardsituationen viel Zeit. „Wir sind nicht in der Lage, Spieler aus der 2. Liga zu finanzieren, also müssen wir andere Wege finden, um uns zu wehren", sagte Verls Trainer Michel Kniat, der während der Pressekonferenz eine äußerst bemerkenswerte Performance bot.
Frantz traurige Rückkehr in den Park
Wer erwartet hatte, dass der FCS den Underdog aus Verl aus dem Stadion schießen würde, wurde schnell eines Besseren belehrt. „Das ist mittlerweile auch ein gestandener Drittligist, man darf in dieser Liga niemanden unterschätzen. Ich habe einen ähnlichen Spielverlauf erwartet", sagte Verteidiger Bjarne Thoelke, der einen starken Einstand feierte, und der bis zur letzten Sekunde an den Sieg glaubte. „Ich habe zu Lukas Boeder gesagt, dass wir noch einen machen. Ich hatte so eine Ahnung", sagte Thoelke.
Der FCS hat am kommenden Wochenende spielfrei, danach geht er zum SaarDerby zur SV Elversberg. Bis dahin wird sich Coach Koschinat einige Gedanken machen müssen. Zum Beispiel, ob die Viererkette der Weisheit letzter Schluss ist. Zwar spielten die Innenverteidiger solide bis gut, doch auf den defensiven Außenbahnen hatte der FCS schon im ersten Abschnitt einige Probleme. Rechts, weil Dominik Ernst einige Stockfehler passierten, links, weil Tobias Schwede völlig auf sich alleine gestellt war, da Kasim Rabihics Aktionsradius rein auf die Offensive beschränkt war. Zudem wurde deutlich sichtbar, dass Schwede kein gelernter Linksverteidiger ist. Auch die offensiven Außenbahnen waren personell nicht so besetzt, als dass der FCS groß Kapital daraus hätte schlagen können. Bei Robin Scheu stimmte der Einsatz, allerdings kam keine Flanke auch nur ansatzweise in die gefährliche Zone. Links ließ Techniker Rabihic sein Können einige Male aufblitzen, aber er verlangsamte viele Aktionen auch und ließ das Spiel dadurch umständlich werden. Joker Justin Steinkötter konnte nach seiner Einwechslung für Scheu ebenfalls keine Akzente setzen, dafür blühte Günther-Schmidt, der für Rabihic kam, richtig auf. „Wir haben uns für die Viererkette entschieden, weil ich das Gefühl hatte, dass das gegen Verl besser passt", sagte Koschinat, der dafür auch die von vielen Fans sehnlichst erwartete, Ludwigspark-Rückkehr von Mike Frantz von der Tagesordnung strich. Nach der fünften Einwechslung verschwand der Routinier sichtlich frustriert in der Kabine, kam dann aber doch noch einmal zurück. Wohl auch, um einen offensichtlichen Eklat zu vermeiden. „Ich bitte darum, nicht nach dem ersten Spieltag schon eine Schärfe ins Spiel zu bringen. Zwischen Mike und mir gibt es kein Problem. Er wird noch oft spielen", lautete die Einschätzung des Trainers bezüglich einer Personalie, die bereits früh für Diskussionen sorgen könnte.