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WAS MACHT EIGENTLICH...

Randy Newman im Jahr 1970. Mit dem Schreiben von Songs fing der Musiker bereits mit 17 Jahren an
Foto: picture alliance / Avalon / Retna / Photoshot

… Randy Newman?

Er hat etliche Hits für andere Interpreten ge­schrieben, eigene Top-Twenty-Songs veröffentlicht und für seine Filmmusik zwei Oscars gewonnen. Dazu kommen noch drei Emmys, sieben Grammys und zahlreiche weitere Preise. Mit seinen kritischen Texten hält er auch noch als 79-Jähriger seinen Landsleuten gern den Spiegel vor.

Randy Newman hat viele bissige Songs geschrieben, sogar über Karl Marx, Richard Nixon und Wladimir Putin. Natürlich bekam 2017 auch Donald Trump sein Fett weg, aber diese musikalische „Würdigung" wurde nie auf Platte aufgenommen: „Das war so vulgär, dass ich mich nicht dazu durchringen konnte", verrät Newman, der sich zuallererst als politischer Liedermacher sieht. Seine Texte sind voller Hohn und Sarkasmus und prangern gerne gesellschaftliche Missstände an. Sie kontrastieren oft mit seiner orchestralen, von Blues, Rock und Ragtime beeinflussten Musik, die er live aber meist minimalistisch am Piano intoniert. Die ganz großen Erfolge stellten sich für seine Soundtracks ein. Nach 15 Oscar-Nominierungen in den Vorjahren konnte er dann 2002 für den Pixar-Animationshit „Monster AG" und den Song „If I Didn‘t Have You" endlich die erste Trophäe entgegennehmen. Die gleiche Auszeichnung erhielt er 2011 für „Toy Story 3" und den Originalsong „We Belong Together". Zuletzt wurde Newman dann beim Oscar-Wettbewerb 2020 noch mal für den Song „I Can’t Let You Throw Yourself Away" aus „Toy Story 4" und für die Filmmusik in „Marriage Story" nominiert. Bei Letzterem konkurrierte er sogar mit seinem Cousin Thomas, der mit seiner Musik für „1917" ebenfalls in den Wettbewerb um den Goldjungen gegangen war.

Image als „lieber Filmonkel"

Randy Newman hat sich in den letzten Jahren vor allem mit dem Komponieren von neuer Filmmusik beschäftigt
Randy Newman hat sich in den letzten Jahren vor allem mit dem Komponieren von neuer Filmmusik beschäftigt - Foto: picture alliance / AdMedia 

Newman fühlt sich mit seinem Image als „lieber Filmonkel aus den Disney-Filmen" aber nicht so recht wohl, „weil das, was ich normalerweise schreibe, so weit von solchen Disney-Songs entfernt ist!" Beispielsweise beschäftigt Newman sich in seinem größten Single-Erfolg „Short People" mit den Vorurteilen gegenüber Kleinwüchsigen, was damals nicht jeder gleich als Satire verstanden hat. Nicht so ganz ein Publikumsmagnet war 1995 Newmans Musical „Faust", dafür stießen ein paar Musik-Revuen (1982, 2010) mit seinen Songs und ein musikalisches Theaterstück über sein Komponistenleben (2000) auf breiteres Interesse.

Newman, der heute in seinem Haus in Pacific Palisades lebt, hat unter den Einschränkungen während der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden gesellschaftlichen Spaltung ziemlich gelitten. Positiv sei gewesen, dass man bei seinen täglichen Routinen nichts überstürzen musste: „Wenn ich mir 20 Minuten lang die Schuhe binden wollte, konnte ich das tun", sagte er 2020 der „Los Angeles Times". Nach dem Frühstück habe er sich jeden Tag in seinem Arbeitszimmer mit Piano, Fernsehgerät oder CD-Player die Zeit vertrieben. Vor allem aber viel gelesen, meist politische Sachbücher oder Biografien. Und sich natürlich auch mit Musik beschäftigt. Als er 2020 einen Corona-Spot über das Abstandhalten musikalisch aufpeppen sollte, habe er stattdessen zu diesem Thema den Song „Stay Away" geschrieben, den er zugunsten benachteiligter Kinder zum Download bereitgestellt hat. Newman gibt zu, dass er selbst normalerweise gar nicht regelmäßig Musik hört. Wenn er dies aber pandemiebedingt in letzter Zeit vermehrt gemacht hat, fiel seine Wahl meist auf Klassik: „Aber es fällt mir manchmal schwer, den Fernsehapparat auszuschalten", gibt er zu. „Ich schau so viel Sport im Fernsehen und verschwende so viel Zeit damit, dass ich fast verzweifele", erzählte Newman in der „New York Times". Ins Kino geht das Soundtrack-Genie aber kaum. „Eigentlich sollte ich es aber tun." Zumal es in seiner Familie schon etliche bekannte Film-Komponisten gab und sein Onkel Alfred­ sogar die legendäre 20th-Century-Fox-Fanfare geschrieben hat.

Absagen wegen Hüft-OP

In Sachen häuslicher Pandemie-Vorsorge verlässt Newman sich voll auf seine Frau Gretchen: „Sie macht alles, ich gar nichts. Und das aus gutem Grund, denn sie denkt, ich sei dafür zu inkompetent." Die meisten Sorgen macht sich Newman derzeit darum, „dass meine fünf Kinder und meine Frau krank werden". Seine für 2020 geplante Europatour „An evening with Randy Newman" musste er wegen Corona und einer Hüft-Operation absagen. Auch die Ersatztermine 2021 wurden auf ärztliches Anraten hin gecancelt, weil der Musiker wegen eines Nackenbruchs operiert werden musste. Nachdem er im Juli des Vorjahres beim bekannten Newport Folk Festival erstmals wieder aufgetreten ist, hat Newman­ inzwischen von seinen Ärzten grünes Licht für seine Tournee bekommen und bereits wieder einige Auftritte hinter sich: „Ich kann wieder spielen und schaffe den Minutenwalzer sogar jetzt in 52 Sekunden", scherzte Newman kürzlich im „Vanity Fair"-Interview. Anfang 2023 will er auch nach Europa kommen und dabei in Berlin und Bremen Station machen.

Nach seinem letzten Nicht-Soundtrack-Album „Dark Matter" (2017) hat Newman sich vor allem mit dem Komponieren von neuer Filmmusik beschäftigt. Möglicherweise entsteht in nächster Zeit unter seiner Mitwirkung ein Musical, das auf der Filmkomödie „¡Drei Amigos!" (mit Steve Martin und Martin Short) von 1986 basiert. Derzeit freut sich Newman aber zuerst einmal auf sein Publikum, das die aktuellen Tour-Karten teilweise schon 2019 gekauft hatte und seinen Star nun endlich wieder live auf der Bühne erleben kann.

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