Klassiker
Ein Räuber wird 60
Schwarzer Bart, Federhut, Büchse und natürlich sieben Messer: „Der Räuber Hotzenplotz" ist die stereotype Verkörperung des Theater-Banditen. Auch nach 60 Jahren begeistert Otfried Preußlers Ganoven-Geschichte noch. Inspiriert wurde Hotzenplotz Erfinder, der in der damaligen Tschechoslowakei geborene Schriftsteller Otfried Preußler (1923–2013), durch das kleine nordtschechische Städtchen Osoblaha und den gleichnamigen Fluss. Der deutsche Name von Fluss und Städtchen lautet Hotzenplotz. Während einer kreativen Schaffenspause für sein Werk „Krabat" erwuchs in Preußler der Wunsch, eine ulkige Kasperle-Geschichte zu schreiben, mit dem Juxmacher Kasperl, seinem „Side-Kick" Seppel und den anderen Figuren des klassischen Puppentheaters. Als Antagonisten stellte er ihnen eine Räuber-Persona entgegen. Am 1. August 1962 erschien der erste „Räuber Hotzenplotz"-Band. Darin raubt der Bösewicht der Großmutter von Kasperl und Seppel ihre geliebte Kaffeemühle. Alle drei Bände wurden in 34 Sprachen übersetzt und verkauften sich gut sechs Millionen Mal. Pünktlich zum 60. Jubiläum kam Ende Juni eine erneute deutsch-schweizerische Verfilmung heraus.
Bauhaustag in Gera
Gera lädt Architektur-Liebhaber am 28. August unter dem Motto „Welt übersetzen" zum vierten Bauhaustag in die Stadt ein. Dabei kann man sich einer Bus-Tour zu verschiedenen Bauhaus-Gebäuden in der Stadt anschließen oder die Stationen der Tour per Fahrrad ansteuern. Insgesamt acht ansonsten für die Öffentlichkeit verschlossene Bauwerke mit Bauhausbezug in der Stadt würden an diesem Tage für Gäste offenstehen, hieß es vom Verein Heimat Region Gera. Den Auftakt macht ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Marktplatz an der architektonisch einzigartigen mobilen Kirche. Zu besichtigen ist am Bauhaus-tag unter anderem der Industriebau Schulenburg Bessler in Gera-Zwötzen. Bauhaus „innen und außen" bietet die Schäfer-Klinik aus dem Jahr 1929 mit original erhaltenen Ausstattungen. Und mit der Villa Hirsch kann eine der wertvollsten Villen Geras besucht werden. An den Stationen gibt es auch gastronomische Angebote und teilweise ein Musikprogramm.
Kulturverführung vom 5. August 2022
Film: Kino draußen: Das gibt es im August unter anderem auch im Kulturhaus Spandau. Im Hof sitzt man mit etwas Abstand vor einer großen Leinwand. Dort ist beispielsweise am 10. August „Abteil Nr. 6" zu sehen, ein finnisches Filmdrama, das vergangenes Jahr in Cannes seine Premiere erlebte. Darin geht es um eine mehrtägige Zugreise der finnischen Archäologiestudentin Laura nach Murmansk, sie will sich dort gerade entdeckte Petroglyphen ansehen. Im Zug kommt es zu Begegnungen mit verschiedensten Mitreisenden, darunter dem Russen Lhoja, der in einem Bergwerk in Murmansk Arbeit finden will. Die Handlung spielt Ende der 1990er-Jahre kurz nach dem Zerfall der Sowjetunion und spiegelt auch die über Jahrhunderte schwierige Beziehung zwischen Russland und Finnland wider. Deutlich leichter kommt „Der Rosengarten von Madame Vernet" daher. Die Protagonistin hat gerade die renommierte Rosenzucht ihres Vaters übernommen, kämpft gegen die Insolvenz des Betriebs. Eine neue preisverdächtige Züchtung muss her – aber wie? „Abteil Nr. 6" läuft am 10. August im Open-Air-Kino Spandau, „Der Rosengarten von Madame Vernet" am 11. August, Beginn jeweils um 21 Uhr. Informationen und Tickets: www.kinoimkulturhaus.de.
Ausstellung: Gerade sind in Bayreuth die Wagner-Festspiele eröffnet worden und im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin beschäftigt sich zurzeit eine Ausstellung mit „Richard Wagner und dem deutschen Gefühl". Dabei wird Wagner nicht nur als Zeuge und Kritiker der politischen und sozialen Umbrüche seiner Zeit porträtiert, sondern auch als umstrittener Künstler und Unternehmer, der Vermarktungsstrategien geschickt einsetzte. Wie sich bei Wagner ausgeprägter Antisemitismus und Nationalismus vermischten, das zeigt eine eigens von Regisseur Barrie Kosky geschaffene Installation mit dem Titel „Schwarzalbenreich", bei der historische Aufnahmen mit ins Jiddische übersetzten antisemitischen Zitaten vermischt wurden. Mehr zur Ausstellung und Tickets: www.dhm.de.
Kindertheater: Seit Jahrzehnten begeistert das Theater Jaro kleinste und größere Fans mit seinen kindgerechten Storys und den liebevoll gefertigten Spielpuppen – vom Seehund über Eichhörnchen und Eule bis hin zu „Familie Clown". Jetzt startet das Theater, das einen eigenen Spielort in Berlin-Wilmersdorf betreibt, in die neue Saison. „Waschtag bei der Familie Clown" ist für Kinder zwischen zwei und fünf Jahren (und ihre Eltern) geeignet, „Anton macht Urlaub" für Kinder zwischen drei und neun Jahren. In dem „sommerleichten Stück" trifft Anton, der von Traumstränden träumt, unter anderem auf den kleinsten Elefanten der Welt und ein sehr kluges Pferd. Mehr zum Programm vom Theater Jaro, zu Workshops und Angeboten für Kitas und Schulen: www.theater-jaro.de. Sabine Loeprick