Nach dem 1:1 gegen Bremen warten mit der TSG (Sonntag) und Bayer Leverkusen (Mittwoch) zwei Gegner, mit denen sich die Hertha schwer tut.
Wie inzwischen hinlänglich bekannt sein dürfte, begeht Hertha BSC in diesem Jahr mit seinem 125. Geburtstag ein historisches Ereignis. Da passte es gar nicht so schlecht, dass der Berliner Bundesligist in der Partie gegen Werder Bremen am vergangenen Sonntag an einem weiteren historischen Ereignis des deutschen Fußballs beteiligt war – wenn auch quasi nur als Ausrichter.
Das Spiel im Olympiastadion sollte jedenfalls das erste in der Geschichte des deutschen Oberhauses werden, das von einer Frau geleitet wird. Bibiana Steinhaus war die Schiedsrichterin, der diese Ehre im 55. Jahr des Bestehens der Fußball-Bundesliga nun im Olympiastadion zuteilwurde. Beide Teams machten es der Debütantin dann allerdings auch leicht: Angesichts der vornehmlich auf Kontrolle und Kompaktheit ausgerichteten Systeme überschlugen sich die Ereignisse nicht gerade während der 90 Minuten.
Im Vergleich zum letzten Bundesligaspiel in Dortmund verzichtete Pal Dardai zunächst auf Salomon Kalou. Der Ivorer war von einer anstrengenden Länderspielreise verspätet zurückgekehrt und wurde durch Alexander Esswein ersetzt. Ansonsten setzte der Hertha-Trainer wieder auf ein stabiles Mittelfeld in der Variante mit Niklas Stark und Per Skjelbred vor der Abwehr und Vladimir Darida vorgezogen auf der Position des Zehners. Die Partie begann zerfahren, doch als Matthew Leckie – mal wieder eingeleitet durch den gedankenschnellen Vedad Ibisevic und Daridas folgendes Zuspiel – mit der ersten Chance vor der Pause die Berliner in Führung brachte, schien sich das Geschehen zugunsten des Gastgebers zu entwickeln. Kurios: Der Australier erzielte bislang alle drei Liga-Treffer der Hauptstädter in dieser Saison. Dabei hatte der 26-Jährige am Dienstag zuvor noch in Australien mit seinen „Socceroos“ Thailand bezwungen und dabei selbst für den 2:1-Siegtreffer gesorgt.
Da Japan (mit Hertha-Spieler Genki Haraguchi) aber in derselben Gruppe gegen Saudi-Arabien verlor, muss Australien in die Playoffs für die WM in Russland. Dennoch: keine Spur von Ermüdung oder Frust bei Leckie gegen Werder. Überhaupt kam der Großteil der Länderspielfahrer in Herthas Kader eher mit enttäuschenden Erfahrungen zurück nach Berlin. Für Trainer Dardai nicht unbedingt ein großes Problem – allerdings ist er kein großer Freund der ersten Saisonpause nach bereits zwei Spieltagen.
Das Team kommt dadurch aus dem gerade gefundenen Rhythmus: Das war Hertha, aber ebenso den Gästen aus Bremen in der Anfangsphase anzumerken. Auch die Tatsache, dass die Blau-Weißen sich mit dem 1:0 als Faustpfand nach dem Wechsel zu weit zurückzogen, kann man darauf zurückführen. Vor dem Ausgleich nach einer knappen Stunde kamen dann mit Alexander Esswein und Niklas Stark ausgerechnet zwei Spieler nicht richtig in die entscheidenden Zweikämpfe, die keine Reisestrapazen zu verkraften hatten. Der Bremer Delaney ließ Torwart Rune Jarstein dann mit seinem Schuss keine Chance.
Damit war der Weg zur Punkteteilung vorgezeichnet – auch wenn beide Mannschaften im Anschluss durchaus bemüht waren, das Spiel noch zu ihren Gunsten zu drehen. Am Ende stand ein leistungsgerechtes 1:1 – das aus Hertha-Sicht angesichts der Tatsache, dass die Bremer ihren ersten Punkt und überhaupt ihr erstes Tor 2017/18 erzielten, einen doch leicht faden Beigeschmack hatte. Allerdings ist Werder mittlerweile auch so etwas wie ein Angstgegner: Das Unentschieden vom Sonntag war das achte Bundesligaspiel in Folge, das die Berliner nicht gegen die Hanseaten gewinnen konnten.
Das kann dann auch mal als Erklärung reichen in Zeiten, in denen es Schlag auf Schlag geht. Das Spiel gegen Werder Bremen war schließlich nur der Auftakt eines strammen Programms, das stolze sieben Spiele in 22 Tagen für die Mannschaft von Pal Dardai vorsieht. Nach der Rückkehr der Auswahlspieler nutzte der Hertha-Trainer deshalb die Gelegenheit, um sein Team einzuschwören: „Genießen“ wolle man die nächsten Wochen, vor allem mit dem internationalen Wettbewerb. Aber, so der Ungar, man könne die Zeit eben „nur genießen, wenn man für den Fußball lebt – das habe ich noch einmal deutlich gesagt“.
Dabei verlässt sich Hertha BSC aber nicht nur auf die Fähigkeiten seines Trainers, die richtige Ansprache zu finden, sondern offenbar auch auf seine medizinische Abteilung. Wie die „Sport-Bild“ jedenfalls berichtete, bekommt jeder Spieler in den Wochen der nun intensiveren Belastungen eine Tasche mit individuell abgestimmten Nahrungsergänzungsmitteln.
Neue Wege in der Betreuung der Profis
Dazu gehört auch ein Produkt, das die Tiefschlafphase der Profis intensivieren soll, um eine bessere Regeneration im selben Zeitraum zu erreichen. Schon am Sonntag also sollen sich Herthas Spieler wieder ausgeschlafen präsentieren – zum Ende der ersten „englischen Woche“ 2017/18. In den letzten Jahren erwiesen sich diese Partien wegen mangelnder Frische als besonders problematisch für Herthas Vorstellungen. Und hellwach wird man in Hoffenheim, das sich zuletzt als schlechtes Pflaster für die Berliner erwies, schon sein müssen. Aber nicht nur, dass Hertha in den letzten drei Gastspielen im Kraichgau leer ausging – das Team von Trainer Julian Nagelsmann hat ja vor Wochenfrist erst einen Beweis seiner guten Form abgeliefert: beim 2:0-Heimsieg gegen den FC Bayern, der die Hoffenheimer bis auf Platz zwei der Bundesligatabelle vorrücken ließ.
Am folgenden fünften Spieltag erwartet Hertha BSC dann bereits am Mittwoch (20.30 Uhr) Bayer 04 Leverkusen im Olympiastadion. Das Team vom Rhein ist eher schwach in die Saison gestartet und wartet vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg noch auf seinen ersten Sieg. Allerdings haben auch die Leverkusener das Zeug zum Angstgegner: Von den letzten acht Aufeinandertreffen mit der „Werkself“ konnten die Blau-Weißen nicht nur lediglich eines gewinnen. Noch frisch in Erinnerung: die 2:6-Heimpleite am letzten Spieltag der vergangenen Saison. Seinerzeit hätte ein Punkt der Dardai-Elf zur Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League gereicht – so musste man noch auf den Pokalsieg von Borussia Dortmund warten. Mit rheinischer Gelassenheit könnte man also zwar sagen, dass es noch mal gut gegangen ist für Hertha – so ein 2:6 aber schreit geradezu nach Revanche.