Luftballons und Kugelschreiber, Sattelschoner, Schlüsselbänder, Streichholzbriefchen, Jutebeutel – am 24. September muss alles verteilt sein. Nach dem Wahltag hat niemand mehr Lust auf einen Merkel-Button oder FDP-Base-Cap. Großen Nutzen haben die Giveaways auch nicht, so ein Politologe.
Kein Wahlkampf kommt ohne die üblichen Giveaways aus, die dem interessierten Bürger an den Ständen der Parteien in die Hand gedrückt werden. Bringt das etwas? Der Schweizer Politologe Louis Perron ist da eher skeptisch. In einem Interview sagte er kürzlich: „Der Großteil der Give-aways ist hinausgeworfenes Geld. Sie sind zu unpersönlich und transportieren keinen politischen Inhalt. Man könnte gerade so gut nichts verteilen. Das Wahlresultat wäre in vielen Fällen dasselbe."
Sein Tipp: Wenn schon Mitnahmeartikel, dann sollten sie etwas mit der Person desjenigen zu tun haben, der sie verteilt. Es macht schon einen Unterschied, ob ein Biobauer oder ein Bankmanager Bioäpfel verteilt. Zu einem Grünen-Politiker passt ein Fahrradflickset, bei einem FDP-Kandidaten wirkt eine Krawattenklemme nicht verkehrt und irgendwie passen die Kabelbinder, die im AfD-Fanshop angeboten werden, für diese Partei wie die Faust aufs Auge.
Schwieriger wird es bei den großen Parteien, die naturgemäß eine breite Wählerklientel im Auge haben müssen. Bei der CDU gibt es ein Näh-Etui („Wir halten zusammen"), ein Skatspiel („Deutsches Blatt") und einen Teddybär für die Jüngsten – alles in CDU-Orange. Die SPD hat eine rote Brotdose im Angebot (zum Schulstart), schicke Regenponchos und Lippenpflegestifte.
„Lieber einen Verbrauchsgegenstand als einen Staubfänger", rät Louis Perron, der Schweizer Politikberater. Wegwerfmüll fällt auf den Absender zurück. Dann lieber gar nichts. Klassischer Nützlichkeitsartikel ist der Einkaufchip, den nahezu alle vertreiben. Besonders viele Gedanken stecken offenbar hinter der Getränkekasten-Kühldecke für den Bierkasten beim Picknick im Freien, die es bei der CDU gibt. Etwas gewollt: das grüne Kondom mit dem Text „Gummi geben bei der Gleichstellung".
Verspielt kommt die SPD-Wurfscheibe daher: „Wir starten durch." Eine Fliegenklatsche mit SPD-Logo wirkt dagegen nicht sehr ansehnlich (wenn sie gebraucht ist).
Ein Näh-Etui von der CDU
Interessant wird es, wenn exakt die gleichen Artikel von unterschiedlichen Parteien kommen. Die SPD vertreibt Streichholzbriefchen mit dem Text „Auch hier sind wieder nur die Roten zu gebrauchen". Auf dem orangenen Streichholzpäckchen der CDU heißt es: „Wir bringen Licht ins Dunkel." Das rote Badeentchen kommt mit dem Kürzel „SPD" aus. Beim grünen Badeentchen steht hinten „Ente gut – alles gut" drauf. Die SPD verteilt Feuerzeuge für Links- und für Rechtshänder – von beiden zu verwenden. Bei den Grünen sind sie weiblich: „Frauen haben Feuer".
Witzig sind die Giveaways nur selten: „Nur nicht rot werden" steht auf einem Sonnenmilchtütchen der CDU. Taschentücher gibt es bei der SPD mit „Nicht weinen, wählen"-Aufdruck. Und die Bio-Baumwolltasche der Grünen mit dem Aufdruck „Geiler Sack!" könnte unerwartete Reaktionen auslösen, wenn ein Mann sie mit sich herumträgt.
Neben all den Kaffeebechern, Schlüsselbändern und Regenschirmen gibt es doch gewisse Artikel, die Irritationen auslösen – keine Giveaways, sondern kostenpflichtige Marketingartikel. So kann man bei der FDP und den Linken eine Beach-Flag für den Strandurlaub bestellen. Bei der AfD wird eine Tisch-Wahlkabine (Preis 35 Euro) angeboten – fragt sich wofür. Und die Linke hat ein Duftbäumchen fürs Auto im Angebot mit einem Porträt des früheren griechischen Finanzministers Janis Varoufakis. Aufschrift: „Das riecht nach Ärger, Wolfgang!" Absolutes Highlight aber ist der rote SPD-Toaster. Für knappe 30 Euro brennt er das SPD-Logo direkt auf die Brotscheibe. Mit Erdbeer-Marmelade und Schulz-Gummibärchen kann sich so jeder Genosse am Montag nach der Wahl ein stilechtes Frühstück gönnen.