Marcell Pyczak alias Marcell von Berlin entwirft traumhafte Roben für Stars und Prominente. Im Interview spricht der Designer über seine Lieblingsstücke, seinen Arbeitsalltag, Kooperationen mit Kaufhäusern, seinen eigenen Kleidungsstil und neue Kollektionen.
Herr Pyczak, haben Sie nach Ihrem Modedesign-Studium zunächst in einer Firma gearbeitet oder sich gleich selbstständig gemacht? In welchen Bereichen haben Sie sich vor der Gründung Ihres eigenen Labels ausprobiert?
In meiner Studienzeit habe ich Praktika bei Donna Karan und Michael Kors absolviert. Direkt nach meinem Abschluss hatte ich mich entschieden, meine eigene Firma zu gründen, und da ich Berlin so sehr liebe, habe ich mich entschieden, das hier zu tun. Nun bin ich seit sechs Jahren erfolgreich mit meiner Marke auf dem Markt.
Wie sah Ihre erste Begegnung mit dem Entwerfen aus? Gab es in frühen Jahren eine Art Aha-Erlebnis?
Ich hatte schon immer eine kreative Ader, welche ich schon als Kind in der Kunstschule ausleben durfte. Aber nicht nur das Zeichnen und Entwerfen hat mich zur Mode gebracht. Mich hat das Aussehen von Frauen fasziniert und was sie tragen – immer mit einem kritischen Blick und mit der Idee, es besser machen zu wollen.
Können Sie sich noch an das erste Stück erinnern, das Sie geschneidert haben?
Ja klar – das erste Kleid habe ich für eine Barbiepuppe geschneidert. Das war das erste MVB-Kunstwerk.
„Meine Vision: Alle Frauen tragen etwas von Marcell von Berlin“
Welches Stück ist bis heute Ihr Favorit?
Ich habe sehr viele Lieblingsteile. Aber wenn ich mich für eines entscheiden müsste, wäre es der pinke Pailletten-Overall, den Stefanie Giesinger bei einem Event und meiner Showroom-Eröffnung getragen hatte. Ich liebe aber auch alle Mäntel, die ich gemacht habe.
Warum wollten Sie Designer werden?
Ich liebe Kunst, Mode, Zeichnen und das Kreieren von etwas Neuem. Meine Vision ist, dass alle Frauen auf der Straße Marcell von Berlin tragen. Designen ist für mich wie eine Therapie. Du lernst auch immer viel Neues. Kreativität hat keine Grenzen und durch Mode kann ich meine Persönlichkeit entwickeln.
Was hätten Sie gemacht, wenn Sie nicht in der Modebranche gelandet wären?
Dann wäre ich Schauspieler geworden oder als Resident DJ in einem Club gelandet. Aber wahrscheinlich eher DJ, da ich auch Musik liebe.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag als Designer aus?
Sehr anstrengend. Ich stehe jeden morgen früh auf, bin um 8 Uhr in der Firma und arbeite open end, bis alles erledigt ist. Ich zeichne nicht nur, sondern wähle die Stoffe aus und spreche mit Mitarbeitern über mögliche Ideen. Dazu muss ich auch E-Mails beantworten, mich mit Kunden treffen, mit Partnern sprechen, analysieren und zwischendurch noch mit meinem Hund rausgehen (lacht). Und jeder Tag bringt viele neue Überraschungen.
Welche sind Ihre wichtigsten Arbeitsutensilien?
Copics Stifte.
Sie kreieren Roben für Stars wie Helene Fischer oder Sylvie Meis. Sind dies alles Einzelstücke?
Fast immer sind es Einzelstücke. In meinem Showroom habe ich viele Abendroben. Aber ich denke, das Wichtigste ist, dass jeder von meinen prominenten Kunden etwas Besonderes bekommt.
Wie läuft das Entwerfen eines Kleides ab? Gibt es mehrere Anproben und beraten Sie die Promis auch bezüglich der Farben?
Als erstes frage ich meine Kundin immer, welche Farben ein No-go sind. Dann entwerfe ich zwei bis fünf Kleider, verschicke die Entwürfe an meine Kundin und warte, bis sie sich entschieden hat. Aber ehrlich gesagt: Ich arbeite schon sechs Jahre in der Branche und die Kunden haben schon sehr großes Vertrauen zu mir. Ich mache auch oft Überraschungskleider und das funktioniert immer. Ich bin ein Frauenversteher.
Designen Sie auch Kollektionen zu günstigen Preisen?
Ich designe keine Kollektionen zu günstigen Preisen, ich kooperiere mit anderen Unternehmen wie zum Beispiel Bonprix, und zusammen kreieren wir eine Kollektion.
Okay, mit dem Versandhaus Bonprix haben Sie schon mehrere Kollektionen entworfen. Wird es in absehbarer Zeit wieder eine Kollektion für ein Kaufhaus geben?
Ja, ich habe schon zwei Kollektionen für Bonprix gemacht und vielleicht kommen bald weitere Kooperationen – wir haben viel vor.
Welches sind durch alle Kollektionen hindurch Ihre Wiedererkennungsmerkmale?
An erster Stelle steht Qualität und die zieht sich wie ein roter Faden durch alle Kollektionen. Ich arbeite sehr viel mit sportlichen Stoffen wie Netz, Neopren und setze alles in einem zeitlosen Design um.
Kleider und Mäntel sind seine Design-Favoriten
Auf welche Details setzen Sie?
Reißverschlüsse und Verarbeitung.
Welche Kleidungsstücke entwerfen Sie am liebsten?
Am liebsten entwerfe ich Kleider und Mäntel.
Lassen Sie sich beim Entwerfen von Ihrem persönlichen Geschmack oder von Trends leiten?
Na klar – ich entwerfe das, was Frauen gerne tragen.
Wovon lassen Sie sich gerne inspirieren, wenn Sie sich an neue Kollektionen setzen?
Meine Inspirationen kommen oft von Musik, Kunst und von meinen Kunden.
Was tragen Sie persönlich am liebsten?
Am liebsten trage ich Nike Sneakers, Jeans und weiße T-Shirts. Die Schuhe dürfen gerne sehr bunt sein.
Sie entwerfen nur Damenmode. Aber schneidern Sie sich selbst auch mal etwas?
Seit Juli 2017 gibt es meine erste Männerkollektion, die bald erhältlich sein wird. Für mich selbst schneidere ich gerne T-Shirts mit meinem Gummi-Logoband am Ärmel oder Jogginghosen.
Welche Funktionen muss Mode Ihrer Meinung nach erfüllen?
Ganz wichtig: Bequemlichkeit.
Wie haben Sie es geschafft, über Ihre Region hinaus bekannt zu werden?
Ganz wichtig ist es, immer nach vorne zu schauen und nie aufzugeben und nett zu den Kunden zu sein.
Was wird uns bei Ihrer Herbst-/Winterkollektion erwarten?
Sehr viel Gelb, Schwarz, Silber.
Womit sind Sie aktuell beschäftigt?
Mit der neuen SS-18 (Frühling-Sommer) Kollektion und mit neuen Projekten, die ich aber noch nicht verrate.