Edyta und Frederik Theis betreiben die „Maimühle“ in Perl. Sie setzen auf regionale Klassiker in modernem Gewand. Und ab Ende Oktober werden sie ihre neueste Errungenschaft präsentieren.
Auf der Suche nach den Perlen auf dem Lande bin ich wieder einmal fündig geworden, dieses Mal in der Maimühle in Perl im Dreiländereck. Gastgeber dort sind Edyta und Frederik Theis. Der alte Familienbetrieb erhielt die erste Konzession bereits 1883. Bis auf eine kurze Zeit um die Jahrtausendwende – da war die Maimühle an einen andern Pächter vermietet – betrieb Familie Theis das Haus. Der Urgroßvater begann damals, als die Eisenbahn nach Perl gebaut wurde. Die Arbeiter freuten sich auf ein kühles Bier und ein gutes Essen. Später kam der Zoll nach Perl. So ist das gewachsen und hat sich entwickelt. Als die Eltern des heutigen Besitzers in den 1970er-Jahren das Haus übernahmen, gab es viele Familienfeiern. Die Eltern bauten den Betrieb dann aus – von der Wirtschaft zum Restaurant mit kleinem Hotel. 2009 übernahmen dann Edyta und Frederik Theis.
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etztere erinnert sich: „Unser Grundgedanke war, frisch zu kochen, mit vielen regionalen Produkten. Als wir anfingen gab es nicht diese typisch regionale Küche wie etwa in Bayern. Da dachte ich, wir kreieren unsere eigene regionale Küche. Wir suchten alte Rezepte aus der Region und kochen diese zeitgemäß. Etwa unser Cordon bleu. Wäre mir eigentlich zu langweilig, doch wir hatten die Idee, ein Wildschwein-Cordon bleu zu machen. Mit Käse aus Lothringen von unserem Partner Roland Ripplinger und einem Bauernschinken hier aus Perl.“
Das Haus selbst gliedert sich heute in drei unterschiedliche Bereiche auf: das Restaurant, die Vinothek und das Bistro. Im vorderen Teil ist das Restaurant mit 40 Sitzplätzen. Dahinter liegen die Vinothek und das Bistro mit einer Terrasse, die um das Gebäude führt. Das Restaurant war von Anfang an das Herz des Hauses. Mit viel Herzblut hat Familie Theis gestaltet und 2009 eröffnet. Von Anfang gab es die Zielsetzung, möglichst viele regionale Produzenten mit ins Boot zu nehmen. Und Gäste aus dem Dreiländereck anzulocken. Hier werden Klassiker mit ganz eigener Handschrift gekocht, sehr modern umgesetzt. Meistens fängt die Rezeptfindung mit einem Produkt aus der Nachbarschaft an. Daraus machen dann Frederik Theis und seine Küchenmannschaft ein unverwechselbares Rezept, wie es so nur in der Maimühle gekocht wird. Hier wird etwa eine Wildschwein-Gulaschsuppe gereicht. Findet man auch nicht alle Tage! Frederik Theis ergänzt: „Wir haben eine kleine Karte, denn mit frischen Produkten ist dies anders nicht möglich. Mir ist das so auch viel lieber. Wir haben unsere Klassiker, die immer da sind, und saisonale Angebote.“
Die Maimühle
vereint drei Standbeine unter einem Dach
Diese Moselküche ist schon etwas Besonderes, Gäste aus der Fremde fragen sich dann auch schon mal, was eigentlich Kreiderpankesch oder Zalot bedeutet. Auf der Karte steht es: Kräuterpfannkuchen oder Salat. Neben den regionalen Fleischgerichten gibt es auch Fische vom Forellengut Rosengarten, aus den eigenen Teichen sowie aus Mosel und Saar geangelt. Bei den Vorspeisen findet man Ziegenkäse vom benachbarten „Maries Ziegenhof“ und Schnecken. Dazu komme ich später.
Das Bistro ist etwas legerer, lockerer. Radfahrer und Wanderer steuern es gerne an. Und auch die Jugend sitzt lieber hier als im Restaurant. Die große Terrasse mit Blick auf die Schengener Weinberge ist schon etwas Besonderes! Natürlich unterscheidet es sich preislich von der gehobenen Küche vorne. Nichtsdestotrotz legen die Betreiber auch hier höchste Qualitätsmaßstäbe an. Gerne wird der von Montag bis Freitag annoncierte „Quicklunch“ genommen – Vorspeise mit Hauptgang. In der Woche meines Besuchs etwa dicke Bohnensuppe mit Speck und dann Frikadellen mit Zwiebeln und Salat oder Hüftsteak mit Chili-Salbeibutter. Traditionelle Gerichte werden hier angeboten, etwa gekochtes Rindfleisch. Oft gute Rezepte, die es aber nicht auf die Karte des Restaurants geschafft haben. Auch hier ist alles regional. Die hausgemachte Mühlenwurst mit Monschauer Senf und handgemachten Pommes ist bereits ein Klassiker. Auch als Currywurst. „Regional bedeutet für mich Dreiländereck“, erklärt Theis. Er hat zusammen mit Anja Awischuss ein Kochbuch erarbeitet: das Kochbuch Merzig-Wadern. Es stellt die regionalen Besonderheiten vor – von Suppen und Eintöpfen über Aufläufe, Kartoffelspezialitäten bis zu Fisch und Fleisch. Zu beziehen ist es bei Edition Limosa, im Fachhandel oder im Restaurant.
„Wir haben einen starken Bezug zu Winzern aus Luxemburg und Frankreich, aber auch zu Produzenten von dort. Region ist für mich nicht nur Saarland. Etwa bei den Weinen. Da muss man unterscheiden. Etwa die rheinland-pfälzische Obermosel, die saarländische Obermosel, die Saar, Frankreich und Luxemburg. Diese Gebiete liegen allerdings im Umkreis von 20 Kilometern.“
Theis bietet Weinwanderungen
im Dreiländereck an
Auch bei den Weinproben sind die Gäste immer wieder erstaunt über die Vielfalt der Kreszenzen aus den unterschiedlichen Weingegenden dieser Region. Teils wegen des Bodens, teils aus geschichtlichen Gründen. Doch Vielfalt liebt der Genießer bekanntermaßen. Die Vinothek kam als letztes hinzu, mit Weinevents, Weinverkauf und Weinwanderungen. Auch hier lässt es sich Verweilen und gut essen in diesem herrlichen Saal. Wie laufen die Weinwanderungen ab, will ich wissen. Der Besitzer erzählt: „Ich starte mit den Gästen von hier in die Weinberge der Mosel. Los geht’s in Perl, dann wandern wir nach Frankreich und Luxemburg. Wir sind immer als eine kleine Gruppe unterwegs, die Weine haben wir gekühlt dabei. Wir laufen durch das Dreiländereck, und in den Weinbergen kann ich sehr gut die Arbeit der Winzer vorstellen. Abends gibt es dann ein Menü, wer will auch mit Übernachtung.“ Die Suche nach regionalen Produkten war nicht einfach. Diese Aussage kenne ich von andern Restaurant-Betreibern auch. Es ist nun mal nicht alles zu jeder Jahreszeit verfügbar, manch eine Onlinebestellung zum Scheitern verurteilt. Man muss sich durchfragen, doch je länger man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Lösungen findet man. Immer wieder lernt Frederik Theis neue Produzenten aus der Region kennen. Der Markt wächst weiter. Verantwortungsvoller Umgang mit guten Produkten ist angesagt, die Leute wollen wissen, wo ein Produkt herkommt. Die Philosophie von Slow-Food ist heute nicht nur Insidern bekannt. Und Theis ist Partner von Slow-Food. Gut, sauber, fair.
Ein Jahr lang informiert für die bestmögliche Schneckenzucht
Zurück zu den Schnecken. Auf einem Markt in Lothringen fand Theis vor zwei Jahren herausragende Schnecken. Leider konnte der Produzent ihm nicht die Menge zusagen, die er brauchte. Also begann er seine eigene Schneckenzucht. „Ich kann einfach nicht still stehen, habe viele Ideen. Ich entschloss mich damals, meine eigene Schneckenzucht zu machen. Ich musste mich über ein Jahr lang informieren, denn es ist gar nicht so leicht, Schnecken zu züchten. Dieses Jahr konnten wir das endlich umsetzten. Meine Frau Edyta stammt aus Polen, dort werden viele Schnecken gezüchtet. Mit ihrer Hilfe hat es geklappt, die kleinen Kriechtiere wachsen und gedeihen. Wenn wir Ende Oktober unsere Veranstaltung ‚Genussreise Saarland‘ haben, können wir sie präsentieren.“ Die Schnecke ist ja das Symbol von Slow-Food. Weil sie sich immer das Beste zum Fressen sucht. Das passt doch.