In Neunkirchen findet das erste Gloomaar- Festival statt. Ansprechen soll es Liebhaber des Post-Rocks. Im Interview spricht Ideengeber Tim Masson über seine Intention und diverse Musikstile.
Herr Masson, wofür steht der Name Gloomaar?
Gloom kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt Düsternis. Dabei habe ich das Wort im Sinne von mysteriös betrachtet. Es ist ein Wortspiel.
Ein rätselhafter Festivalname
Das doppelte „a" steht für Saar. Wichtig war, dass ein Eigenname entsteht, den es so nicht gibt und der ein wenig rätselhaft ist. Das Festival ist sehr speziell.
Welche Szene soll mit dem Festival angesprochen werden?
Post-Rock ist sehr grob gesagt atmosphärische Rock-Musik, es geht in die Ambiente- und Soundtrack-Art. Es spricht spezielle Musikliebhaber an. Musiker selbst und solche, die einfach nur in die Musik eintauchen wollen. Zudem gibt es zahlreiche Sub-Genres, die hervorragend mit Post-Rock harmonieren, so wird das Gloomaar zukünftig auch Platz für Prog-Rock, Shoegaze, experimentellen Indie oder auch Post-Metal bieten.
Was ist Post-Rock?
Für mich ist Post-Rock eine kleine Sparte vom großen Rock, die sehr viele unterschiedliche Bands vereint. Am besten sollte man sich einfach mal Bands wie God Is An Astronaut oder Long Distance Calling, die großen Progressive-Rock-Einfluss haben, anhören. Als Vertreter des Genres kann ich neben Mogwai vor allem Sigur Ros empfehlen. Im Vergleich zu anderen Post-Rock-Bands wird oftmals rein instrumental komponiert, Sigur Ros haben schon immer Gesang mit dabei. Post-Rock hat viel Atmosphäre, und es wird mit den Instrumenten eine Art Soundwand kreiert. Generell ist der Aufbau eines Liedes anders als bei einem Pop-Rocklied. Also nicht Intro, Strophe, Refrain, Bridge, Refrain et cetera, sondern es steigert sich zu einem Höhepunkt.
Wie entstand die Idee, mit dieser Art von Musik ein Festival in Neunkirchen zu starten?
Ich arbeite seit fünf Jahren im Veranstaltungsteam der Neunkircher Kulturgesellschaft. Wir machen das Programm und das Booking. Beim Stichwort Festival denken die meisten gleich an ein Open-Air-Festival, aber es ist auch schön, wenn man Indoor bleibt. Das funktioniert bei den Kollegen vom „Antattack Festival", die mittlerweile seit einigen Jahren bei uns in der Halle ihr Punk-Rock-Festival machen, bereits super. Die Gebläsehalle bietet dafür einfach die Möglichkeiten. Die grundlegende Idee zu einem Post-Rock-Festival ist im Frühjahr entstanden. Für das nächste Jahr gibt es bereits Überlegungen, das Festival auszuweiten und noch die Stummsche Reithalle als Location dazuzunehmen. Im Team haben wir vier unterschiedliche Musik-leidenschaften. Der eine mag eher Metal, der andere Punk-Rock, einer mehr Jazz. Da sind wir breit gefächert.
Bands abseits des Mainstreams
Eine wichtige Frage war jedoch: Wo kennt man sich aus? Wo ist einem die Szene bekannt? Es ist schön, wenn man die Möglichkeit hat, auch Bands zu präsentieren, die nicht im Mainstream bekannt sind. Ich höre selbst auch sehr viel Post-Rock. Das gibt es in der Großregion noch nicht. Luxemburg hat in der Sparte experimenteller Musik noch ganz schöne Events. Beim „Rocco del Schlacko" ist der Mainstream abgedeckt. Es tauchen immer wieder kleinere Festivals auf und wieder ab. Das Gloomaar-Festival soll sich langfristig etablieren. Es ist geplant mit 500 bis
600 Leuten. Wenn wir wachsen, wäre das kein Problem, die Gebläsehalle lässt sich auf bis zu 1.600 vergrößern. Aber eben auch verkleinern, sodass es super aussieht und noch Platz für diverse Stände wie Merchandise der Bands, Ausstellungen von spezifischen Künstlern der Szene oder Ähnliches in Zukunft geben soll.
Warum ein Festival und kein Konzert?
Weil es die Aufmerksamkeit mehr anregt, für die Region interessanter ist. Das Einzugsgebiet geht über das Saarland hinaus. Leute kommen extra über
300 Kilometer weit angereist, dass zeigen die aktuellen Ticketverkäufe in drei Ländern und sieben verschiedenen Bundesländern.
Was ist genau Prog (Progressive Rock)?
Prog-Rock ist ebenfalls sehr technische Musik. Ähnlich wie bei vielen Post-Rock-Songs ist der Aufbau nicht auf Wiederholungen ausgelegt, und traditionell entstehen viele Songs hier auch beim Jammen. Es kann schon mal verspielter, mit vielen Tempi-Wechseln, eventuell etwas härter zur Sache gehen. Musikalisch gesehen ist es sehr anspruchsvoll.
Werden beim ersten Festival Bands aus dem Saarland vertreten sein?
Aus der Nähe kommen aus Pirmasens Colaris. Leider hat sich das in diesem Jahr mit einer saarländischen Band nicht ergeben. Dabei gibt es hier durchaus welche, die gut passen würden. Im nächsten Jahr wird das sicher was.
Es scheint zurzeit einen regelrechten Festival-Hype im Saar-land zu geben. Woran liegt das?
Es ist wichtig, das Saarland und auch Neunkirchen außerhalb bekannter zu machen. Es war klar, dass wir nicht das nächste Nullachtfünfzehn-Festival machen wollen. Die Konkurrenz ist da, und da macht es keinen Sinn, sich da unnötig bei der Handvoll Booking-Agenturen auf den Füßen zu stehen. Als Veranstalter im Saarland kennt man sich untereinander, und wir respektieren uns gegenseitig, und man hält sich bei bestimmten Richtungen am besten einfach raus. Es gab vor meiner Zeit bei der Kulturgesellschaft von uns hier in Neunkirchen beispielsweise zwei Hip-Hop-Festivals, die die Kollegen veranstaltet haben und die sehr erfolgreich waren. Die Kulturgesellschaft und Neunkirchen waren damit Vorreiter. Einzelveranstaltungen fallen natürlich auch auf, aber ein Festival ist eben eine Herausforderung. Man kann sein Ding durchziehen und etwas Neues kreieren, das es in der Konstellation nicht noch einmal gibt.
Wie viel Zeit räumt man Ihnen ein, um das Festival fest zu etablieren?
Bei meiner internen Präsentation habe ich klargemacht, dass man dem Festival mindestens drei Jahre Zeit zum Etablieren geben muss. Die Anforderungen und Kosten liegen bei circa 400 bis 500 Zuschauern. Darüber würden andere vielleicht lachen, aber dafür ist es ein Liebhaber-Festival. Gerade solche Sparten muss man eben neu aufbauen. Das Einzugsgebiet ist deshalb groß. Es ist kein Selbstläufer, aber wird verdammt gut!