Kataloniens Konflikt droht zu eskalieren

Aufgrund der historischen, sprachlichen und kulturellen Unterschiede sieht sich das autonome Katalonien als eigene Nation und will vom übrigen Spanien unabhängig werden. Das ist nicht neu. Doch der Konflikt in der Region hat sich zuge­spitzt. Beim Referendum am 1. Oktober stimmten 90 Prozent der Katalanen für eine Los­lösung. In seiner mit Spannung erwarteten Rede hat Regional­­präsident Carles Puigdemont diesen Willen noch einmal bekräftigt – die Unabhängig­keits­er­klärung allerdings vorerst vertagt. Vielmehr sucht er das Gespräch mit der Zentralregierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy. Der verlangt jedoch per Ultimatum eine Aussage, ob die Ab­spaltung nun ausgerufen ist oder nicht. Einer klaren Antwort weicht der katalanische Regierungs­chef aus, weil ihm sonst die Entmach­tung drohen könnte. Unterdessen gehen Befür­worter und Gegner der Unabhängigkeit bei Massen­­demonstrationen auf die Straße. Auch unter den Separatisten ist Streit ausgebrochen. Die einen hoffen weiter auf einen Dialog mit Madrid, während radikalere Gruppen den offenen Bruch wollen. Diese Woche hat die spanische Staats­anwalt­schaft gegen zwei Rebellenführer Haftbefehl erlassen. Eine innerspanische Krise, die immer mehr auch zur Herausforderung für Europa wird.