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WAS MACHT EIGENTLICH...

Jean-Paul Belmondo in Paris.
Foto: picture alliance/abaca

...Jean-Paul Belmondo?

Er gehörte in den 60er- und 70er-Jahren zu den führenden Darstellern des neuen französischen Kinos. Mit Komö­dien- und Action-Rollen wurde er weltweit zum Star. Kürz­lich erhielt der 84-Jährige den Ehren-César für sein Lebenswerk. Ansonsten will er die Sonne und das Meer genießen.

Sichtlich gerührt nahm Jean-Paul Belmondo vor wenigen Monaten den César-Ehrenpreis für sein Lebenswerk entgegen und genoss die minutenlangen Standing Ovations des prominenten Publikums. Mit nicht ganz sicherer Stimme und körperlich gehandicapt bedankte Belmondo sich für die Auszeichnung, die seine Bedeutung für den französischen Film dokumentiert. Dass er überhaupt auf der Bühne stehen konnte, verdankt er seinem Kämpferherz, das auch für viele seiner Film-Figuren typisch war. 2001 hatte Belmondo einen Schlaganfall erlitten: Sein Gesicht und eine Körperhälfte waren halbseitig gelähmt, und er konnte kaum mehr sprechen. Mit eisernem Willen eroberte er sich nach und nach das Gehen und Sprechen wieder zurück. Im Jahr darauf stand er dann sogar zum zweiten Mal vor dem Traualtar und wurde später zum vierten Mal Vater. Dennoch dauerte es sieben Jahre, bis Belmondo wieder arbeiten konnte: 2008, kurz nach seiner zweiten Scheidung, übernahm er die Rolle eines alten einsamen Mannes in dem Film „Ein Mann und sein Hund". „Schauspielen ist mein Beruf und mein Glück", kommentiert er diese für ihn selbstverständliche Rückkehr vor die Kamera. Er brauche heute ja nicht mehr von fahrenden Zügen zu springen oder an einem Seil am Hubschrauber zu hängen, ergänzt er mit seinem bis heute unverwüstlichen Humor. Ganz besonders freut ihn, dass eine schon seit 2013 geplante Gangsterkomödie demnächst in die Kinos kommt: Unter Regie von Claude Lelouche spielt Belmondo neben der französischen Rock-Legende Johnny Halliday in „Les bandits manchots" einen alten Verbrecher auf der Flucht.

Die Kino-Legende Belmondo war in den letzten Jahren selbst zum Sujet mehrerer dokumentarischer Filme geworden: 2011 wurde er bei den 64. Filmfestspielen von Cannes mit Jeff Domenechs Dokumentation „Belmondo, Itinéaire" geehrt; 2014 drehte sein Sohn Paul mit „Belmondo von Belmondo" eine Hommage an den Vater, und vor wenigen Wochen zeigte Arte Bruno Sevaistres neuen Dokumentarfilm „Belmondo, der Unwiderstehliche".

Die Box-Karriere musste er aufgeben

Belmondo 1961 mit Claudia Cardinale in „Das Haus in der Via Roma“.
Belmondo 1961 mit Claudia Cardinale in „Das Haus in der Via Roma". - Foto: picture alliance/Everett Collection

Belmondos Karriereanfang war nicht gerade einfach. Nachdem eine Boxerlaufbahn aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter verfolgt werden konnte, dauerte es eine zeitlang, bis er an einer

Schauspielschule angenommen wurde. Danach musste er sich eine Zeit lang als Tourneeschauspieler über Wasser halten, bevor erste Rollen in Unterhaltungsfilmen folgten. Das änderte sich 1959, als ihn die Regisseure der Nouvelle Vague entdeckten: Innerhalb von zwei Jahren stand Belmondo für Claude Chabrol, Jean-Luc-Godard, Claude Sautet, Vittorio de Sica und Jean-Pierre Melville vor der Kamera. Vor allem seine Rolle in Godards Meisterwerk „Außer Atem" verhalf ihm zu internationalem Ruhm. Ab Anfang der 60er-Jahre traten Komödien und Actionfilme in den Vordergrund, und es waren gerade unterhaltsame Streifen wie „Abenteuer in Rio", „Cartouche, der Bandit" oder „Das Superhirn", die Belmondo außerhalb Frankreichs bekannt machten. Insgesamt drehte der Franzose knapp 100 Filme und war in mehr als 40 Theaterrollen zu sehen. Dafür hat er überraschend wenige Auszeichnungen erhalten: Nur einen Preis gab es für einen einzelnen Film, den César für „Der Löwe" (1989), die übrigen Auszeichnungen würdigen sein Lebenswerk: Goldene Kamera (1998), Preis der Filmkritik Los Angeles (2009), Goldene Palme (2016) und sein zweiter César (2017). Außerdem ist Belmondo Kommandant der Ehren­legion (2007) und der Kunst und Literatur (2006) sowie Träger des Leopoldsordens (2012).

Als Ausgleich für vorenthaltene Einzelfilmpreise wertet Belmondo den Vorzug, mit den schönsten Frauen seiner Zeit gedreht zu haben: Sophia Loren, Claudia Cardinale, Romy Schneider, Jean Seberg, Jeanne Moreau. Mit einigen wurden ihm Affären angedichtet, mit Ursula Andress war er von 1966-74 liiert. „Ich dachte nie daran, eines Tages berühmt zu werden. Mit meinem Gesicht hatte ich nichts von einem Verführer an mir", blickte er später zurück. In den letzten Jahren machte Belmondo noch mal mit einer Frauengeschichte von sich reden: Seine 2008 begonnene Liaison mit dem über 40 Jahre jüngeren „Playboy"-Modell Barbara Gandolfi beendete er 2012, als bekannt wurde, dass sie ihn ausgenommen und sein Geld an ihren polizeibekannten Ex-Mann weitergeleitet hat.

Schlaganfall mit Folgen

„Bebel", wie die Franzosen Belmondo liebevoll nennen, ist heute durch seinen schweren Schlaganfall gezeichnet. Ein Arm und ein Bein funktionieren nur noch eingeschränkt, er geht am Stock, und auch kleine Sprachfehler sind zurückgeblieben. Dennoch wird Belmondo in seiner Heimat immer noch wie ein Superstar gefeiert und gehört schon seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Mitgliedern des französischen Jetsets, auch wenn er sich zuletzt ziemlich zurückgezogen hat. Weitere Filmpläne gibt es derzeit nicht. „Ich will jetzt verstärkt die Sonne und das Meer genießen", beschrieb er kürzlich seine aktuellen Prioritäten.

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