Seit 1. Oktober dürfen gleichgeschlechtliche Paare hierzulande heiraten. Eine wichtige Entwicklung, gerade wenn es um Kinder geht. Jasmin Ast und Manuela Subat wurden schon lange vor der Gesetzesänderung Eltern. Das lesbische Paar hat drei Kinder.
"Meine Frau will nicht heiraten", sagt Manuela Subat. Obwohl sie es jetzt dürfte. Doch Jasmin Ast sieht momentan keine Notwendigkeit. „Wir haben ein Haus, drei Kinder, einen Hund", sagt Manuela Subat. Als unabhängig-verbundene Lebenspartner fühlen sich die beiden Frauen wohl. Jede hat für sich einen Beruf, der sie ausfüllt. Und die Familie funktioniert.
Jasmin Ast arbeitet als freiberufliche Familienhebamme beim Regionalverband. Das ermöglicht der 42-Jährigen selbstbestimmte Arbeitszeiten, was dem Familienleben zugutekommt.
Manuela Subat ist Personaltrainerin mit eigenem Studio und Ernährungscoach in Saarbrücken: „Pure Motivation" lautet ihre Devise. In ihrer PM-Box widmet sie sich speziell der Gewichtsreduktion mit der Zielgruppe Frauen über 40. Sie selbst hat keine Gewichtsprobleme. Die blonde Frau ist schmal, fast schon etwas hager.
Das Sorgerecht notariell geregelt
Über den Sport lernten sich Manuela und Jasmin kennen. Das Lesbisch-sein wurde nie thematisiert, es gab auch keine unangenehmen Bemerkungen im Umfeld der beiden. „Die sind offen für Lesbisches, Liebe und Transparenz", sagt Manuela Subat. Als dann die Kinder kamen, freute sich das Umfeld gemeinsam mit Mutter und Partnerin.
Weil sie nicht verheiratet sind, haben sie das Sorgerecht notariell geregelt. Daher bedeute eine Heirat keine Notwendigkeit mehr, meint Jasmin Ast. „Allerdings, wenn etwas passiert …", gibt ihre Partnerin zu bedenken.
Zunächst wohnte das Paar in Saarbrücken. 2012 kauften die beiden Frauen ein Haus auf dem Völklinger Heidstock. An der Wohnzimmerwand klebt eine Deko-Tapete im Stil der 70er-Jahre mit großen bunten Kreisen in leuchtendem Gelb. 85 Quadratmeter Wohnung für drei Kinder und damals noch zwei Hunde sind inzwischen etwas zu klein geworden. „Das war eine Herausforderung, dazu zwei Selbstständigkeiten", bemerkt Manuela Subat. „Wir haben in einem Raum geschlafen, einem Raum voller Matratzen." Manuela Subat schlief schließlich auf der Couch. Wegen der Verantwortung für die Familie war sie besorgt. „Ich habe nur gearbeitet", erzählt die Fitnesstrainerin. Jasmin Ast hatte dagegen nie Ängste.
„Sie ist ganz anders als ich", meint Manuela Subat. „Natürlich haben wir uns einschränken müssen", gibt Jasmin Ast schließlich zu. „Aber das Geld hat immer gereicht! Ich habe auch zwischen den Schwangerschaften gearbeitet." Den Gesetzen entsprechend gab’s auch Elterngeld. Wenn die beiden an die Ausgaben für Essen, Klamotten und Kindertagesstätte denken, sind 1.000 Euro schnell weg. „Ich kann es verstehen, wenn sich die Leute überlegen, Kinder zu bekommen", meint die Hebamme. „Aber für uns war das kein Problem."
Milo, inzwischen fünf Jahre alt, war das erste Kind, dem schon ein Jahr später die Zwillinge Levi und Fee folgten. Urlaubstage fielen erst einmal flach. „Das wäre eine Herausforderung mit drei Kleinkindern gewesen", resümiert Manuela Subat. Außerdem mussten sie nach Milos Geburt auch noch das neu erworbene Haus in Völklingen herrichten: Viel war zu restaurieren, zu renovieren. Aber in drei Monaten waren die handwerklich keine Mühen scheuenden Frauen fertig.
Manuela Subat arbeitete wieder, ihre Lebensgefährtin war schwanger. Dann kamen auch schon die Zwillinge. Die ersten Monate nach der Geburt seien „katastrophal" gewesen, „eine einzige Herausforderung". Das Paar hatte die ersten 16 Monate im neuen Eigenheim ein strammes Programm. Aber die Erholungsphasen waren fließend.
Überzeugt, dass ein Mann nicht fehlt
Und immer mal wieder erklärten sie den Kindern, dass es keinen Papa gibt. „Von Anfang an haben wir das gegenüber den Kindern offen kommuniziert", sagt Jasmin Ast. „Gerade bei den Gutenachtgeschichten mit den Erzählungen von Mama, Papa und Kind tauchten Fragen auf." Jasmin Ast erklärte dann kindgerecht, dass es noch andere Formen des Zusammenlebens gebe. Wichtig sei, dass sich die Familie liebe. Mit zunehmendem Alter wurden diese Erläuterungen auch ausführlicher. Die Mama beschrieb den Kindern den Unterschied vom Mann zum Papa, vom Vater als „Erzeuger" und dem Zusammenwirken von Samen und Eizelle. Dazu habe man sich auch gemeinsam einen kindgemäßen Film auf Youtube angesehen. Die Kinder der Familie Ast-Subat hätten zwar keinen Papa, aber einen (gemeinsamen) Vater – und dazu Mami und Mama. Manuela Subat und Jasmin Ast sind fest davon überzeugt, dass ihren Kindern „ein Mann mit Statur und Stimmlage" nicht fehlt.
Gleichgeschlechtliche Paare hätten nicht erst seit gestern Kinder. Das sei auch schon in der sonntäglichen „Lindenstraße" thematisiert worden. Studien mit erwachsenen Kindern aus homosexuellen Beziehungen hätten ergeben, dass dieses Erziehungsmodell heterosexueller Erziehung durchaus gleichzusetzen sei.
Inzwischen sind die Kinder im Waldorfkindergarten in Altenkessel. Aber jetzt graut dem Elternpaar vor Trotzphase und Pubertät, in die die beiden Jungs und das Mädchen wohl gleichzeitig kommen werden. Nichtsdestotrotz: „Wir freuen uns", schmunzelt Jasmin Ast.
Der Kinderwunsch war bei der Hebamme schon immer vorhanden. Manuela Subat räumt ein, sich das Ganze vorher nicht so richtig überlegt zu haben: „Ich war jung und unerfahren …" Doch inzwischen sind beide überzeugt, dass Kinder Sinnhaftigkeit fürs Leben mit sich bringen. Sie stehen für Stabilität und Harmonie in einer Familie.
Nach fünf Jahren besitzt das Paar ein um- und ausgebautes Haus mit einer großen Erdgeschoss-Etage für Empfang, Wohnraum und Küchenbereich, wobei alles nahtlos ineinander übergeht. Die Kinder sind fröhlich und zufrieden, wenn sie im Garten toben können.
Seit 2010 sind Manuela Subat und Jasmin Ast zusammen. Nach dem ab Oktober geltenden Gesetzentwurf können schwule und lesbische Paare in Deutschland heiraten und gemeinsam Kinder adoptieren. Das war auch das Problem der bisherigen Lebensgemeinschaft: Die Kinder „gehören" der leiblichen Mutter.
Die von gewissen Politikern geäußerte Unterstellung, dass die Homo-Ehe defizitär, weil kinderlos sei, empfinden die beiden Frauen als abwertend. Angefangen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bis hin zu Beatrix von Storch (AfD) gebe es genügend kinderlose gemischt-geschlechtlich lebende Politikerinnen, die keine Kinder hätten. Die gerade Mutter gewordene Frauke Petry von der AfD definierte einmal Familie als Vater, Mutter, Kinder mit dem Wunsch, dass jede deutsche Mutter nach Möglichkeit mindestens drei Kinder zur Welt bringen solle. „Wir haben drei Kinder", lautet dazu die lapidare Feststellung von Jasmin Ast.
Als Jasmin Ast 2011 eigene Kinder wollte, war die Frage: woher? Eine künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation/ IVF) war in Deutschland nicht möglich. Daher erfolgte die IVF – auch aus Altersgründen – in Dänemark. Dort, sagt Jasmin Ast, gebe es IVF-Praxen wie im Saarland Rostwurstbuden. Alternativ wäre die anonyme Samenspende auch in den Niederlanden möglich gewesen, um den Kinderwunschtraum zu erfüllen. Seit 2012 ist das aber auch in Deutschland zulässig. Professionell behandelt, kam es bereits bei der zweiten Befruchtung von Jasmin Ast zur Schwangerschaft.
Von Anfang an waren drei Kinder das Ziel des lesbischen Paares. Da nach der ersten Befruchtung noch ein paar Embryonen übrig waren, kam es schon kurz nach der ersten Geburt zur zweiten Behandlung. Über die künstliche Befruchtung geschah, was oft vorkommt: Es gab eine Mehrlingsgeburt.
Trotz aller Mühen, die auch „normale" Familien mit Kindern haben, sind Manuela und Jasmin glücklich mit ihrer Entscheidung. „Man lernt täglich Neues mit den Kindern, die auch Leben rund um die Person mit sich bringen." Levi ist der Tüftler, Milo braucht ab und an seine Rückzugsmomente. Fee dagegen ist die Kreative und Sportliche. Die Kinder sind der Ausgleich für die „Mitte" von Manuela und Jasmin. Davon sind die beiden Frauen überzeugt. Sie stehen dazu, leicht esoterisch und spirituell angehaucht zu sein.
„Wenn Kinder kommen, macht man einen Transformationsprozess durch. Es verändert sich vieles", hat Manuela Subat festgestellt. Sie bringen neue Entwicklungen mit sich, haben unterschiedliche Persönlichkeiten. Aber die beiden Frauen wissen auch, dass eine jede von ihnen anders mit dem Familienzuwachs umgeht. Um „als alterndes Paar" im Einklang zu bleiben, müsse die Individualität des anderen akzeptiert werden. Man dürfe die Partnerin nicht ändern wollen. Die Kinder sollten jedoch einen „roten Faden" spüren, ohne die Individualität der Eltern zu verlieren.
Lesbisch zu sein, sei auch kein Thema im Kindergarten. Allerdings werde schon darüber gesprochen. So sei ein Kindergartenkind traurig gewesen, dass Levi keinen Papi habe: Niemand sei der Chef zu Hause!
„Wir sind ein cooles Lesbenpaar"
Im Kindergartenumfeld wurde dann auch nachgefragt, wie man „das" den anderen Kindern vermitteln könne. Jasmin Ast ist hier offen, den Kindern wird beigebracht, dass man auch als gleichgeschlechtliches Paar mit Kindern „eine ganz normale Familie" sei. Wichtig sei, dass die Kinder gemocht und geliebt würden; ihnen gegeben werde, was sie brauchen.
Die Vision der Familie Ast-Subat zielt auf ein Landleben mit einem Bauernhof in Natur und Ruhe: Tür auf und Kinder raus. Kinder brauchen nach Ansicht der beiden Frauen Freiheiten. Um den größer werdenden Kindern eigene Räumlichkeiten anbieten zu können, sind die beiden Frauen jetzt auf der Suche nach einem Haus auf dem Land, das sie mieten oder kaufen können. Diese Vision hängt mit vielerlei Bildern über der Küchenanrichte und soll jetzt umgesetzt werden. Der Traum: ein harmonisches Landleben mit Hühnern und Gemüse. Hin zur Natur lautet die Devise. Man müsse das Wesentliche erkennen. „Wir suchen den Ruhepool im Leben." Ein Vorbild ist der Sänger Joey Kelly von der irischen Folkgruppe der Kelly Family.
Einkommensmäßig betrachtet Jasmin Ast die Familiengründung nicht als Unsicherheitsfaktor: Ast räumt jedoch ein, sich schon Gedanken zum Familienunterhalt gemacht zu haben, während ihre Partnerin in ihrer PM-Box (Fitnessstudio) gearbeitet habe. „Wir sind ein cooles Lesbenpaar", sagen beide übereinstimmend und sind mit ihrem Familienleben zufrieden.