FORUM stellt in unregelmäßigen Abständen kleinere Fußball-Ligen Europas vor. Diesmal: die Pepsideild, Islands höchste Spielklasse, in der die Saison bereits beendet ist.
Wer hätte das gedacht: Tatsächlich sponsert der große Getränkehersteller Pepsi die kleine isländische Liga. Seit 2009 heißt sie deshalb Pepsideild. Deild heißt übersetzt dabei eigentlich Abteilung, im Zusammenhang mit Fußball wird dann aber ganz schnell Liga draus. Seit 1912 wird auf der Atlantikinsel Island um die Meisterschaft gespielt. Verrückt: Im Jahr 1913 und 1914 bestand die Liga laut der privaten Fußball-Daten-Organisation „Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation“ nur aus einer einzigen Mannschaft: Fram Reykjavík. Der Verein darf sich dennoch offiziell Meister nennen – auch wenn er damals außer Konkurrenz war, weil es unter den Klubs in der Liga Streit gab.
Spielmodus
Zwölf Mannschaften duellieren sich in der ersten isländischen Liga um den Titel als bester Klub der Insel. Die meisten Klubs kommen dabei – wer hätte es gedacht – aus der Hauptstadt Reykjavik oder aus einem Vorort davor: Sieben Stück waren es in der abgelaufenen Saison. Gekickt wird im klassischen Modus: Alle Teams spielen zweimal gegeneinander, sodass die Fans in einer Saison insgesamt 22 Spiele ihres jeweiligen Teams sehen können. Wegen der kalten Winter in Island ist die Liga aber nicht an die normale europäische Spielzeit angepasst. Bereits Ende April geht es los, Ende September ist schon wieder Schluss. Für den Meister kann es dann im nächsten Jahr in die Champions League gehen. Das zweitbeste und das drittbeste Team haben Chancen auf die Europa League. Die zwei schlechtesten Teams steigen ab.
Der Rekordmeister
Der Verein mit den meisten Ligatiteln kommt – wie hätte es anders sein können – aus der Hauptstadt: KR Reykjavík durfte sich schon 26 Mal als Islands bester Fußballklub bezeichnen. Zuletzt gelang KR 2013 die Meisterschaft. Offiziell heißt der Verein Knattspyrnufélag Reykjavíkur, was schlichtweg einfach nur so viel heißt wie Fußballverein Reykjavik. In den vergangenen Jahren lief es aber nicht ganz so rund für den Rekordmeister. Statt dauerhaft auf dem ersten Platz zu stehen, hatte man in der jüngsten Vergangenheit eher eine Art Garantie auf den dritten Platz. Immerhin ist KR Reykjavík in einer anderen Statistik so etwas wie der ewige Spitzenreiter: Denn seit Gründung der isländischen Liga ist der Verein dauerhaft in der ersten Spielklasse vertreten. 103 Jahre macht das mittlerweile schon insgesamt!
In den Zweitausendern war dennoch ein direkter Konkurrent aus einem Vorort vor Reykjavik erfolgreicher: FH Hafnarfjörður aus der gleichnamigen 29.000-Einwohner-Stadt sicherte sich seit 2004 insgesamt acht Meisterschaften – zuletzt 2016. In Deutschland ist der Klub vielleicht dem ein oder anderen Fan im Raum Aachen bekannt. Denn im September 2004 trat das isländische Team gleich zweimal gegen Alemannia Aachen in der 1. Runde des Uefa-Cups an. Das Heimspiel verlor FH damals relativ deutlich mit 1:5. Auswärts in Deutschland holte man immerhin ein torloses Unentschieden, was dann allerdings auch nicht mehr viel brachte.
In diesem Jahr wurde übrigens etwas überraschend Valur Reykjavík Meister. Seit 2007 hatte der Verein keinen Ligatitel mehr geholt, die meisten der 21 Meistertitel liegen schon lange zurück. Ein klein wenig hatte sich der Coup dann aber doch schon angedeutet. In der vorausgegangenen Saison wurde Valur Pokalsieger in Island. Übrigens: Im kleinen Island strömen natürlich nicht so viele Fußball-Fans ins Stadion wie in Deutschland. Wenn zu einem einzigen Spiel schon mehr als 5.000 Fans kommen, dann ist das für isländische Verhältnisse ein Rekordwert.
Bekannte Gesichter
International bekannte Spieler sucht man innerhalb der isländischen Liga vergeblich. Jedoch haben so einige Kicker den Sprung von der Pepsideild in eine der größeren Ligen in Europa geschafft. Immerhin verdienen fast alle Profis der isländischen Nationalmannschaft mittlerweile ihr Geld im Ausland. Ihre Fußball-Karriere gestartet haben sie aber logischerweise in ihrer Heimat. Bestes Beispiel: der wohl bekannteste isländische Nationalspieler Gylfi Þór Sigurðsson. Die Grundlagen des Spiels wurden Sigurdsson in Island beigebracht. Als Teenager ging das Talent dann nach England, um dort an der Jugendakademie des englischen Klubs FC Reading ausgebildet zu werden. Es sollte sich lohnen: Nach Umwegen über unterklassige englische Klubs wie Shrewsbury Town oder Crewe Alexandra schaffte Sigurdsson schließlich in Deutschland bei der TSG Hoffenheim endgültig den Sprung in den Profi-Fußball. In Deutschland hielt es den Isländer aber nicht lange. Nach nur anderthalb Jahren ging es für den offensiven Mittelfeldspieler wieder zurück auf die Insel. Dort konnte Sigurdsson vor allem bei Swansea City in mehr als 100 Spielen überzeugen, sodass der 28-Jährige seit dieser Saison für den FC Everton aufläuft. Knapp 50 Millionen Euro hat der Klub aus Liverpool für den Isländer ausgegeben.
Den hat diese Summe vielleicht so sehr gepuscht, dass er in der WM-Quali für sein Heimatland alles rausgehauen hat. Im entscheidenden Spiel gegen Kosovo sorgte Sigurdsson durch einen Treffer mit dafür, dass Island nächstes Jahr erstmals zu einer Weltmeisterschaft fährt.
Diese Namen sollten Sie kennen
Ein absoluter Knipser ist der Isländer Andri Rúnar Bjarnason. Der 26-Jährige kickt schon sein ganzes Leben lang in seinem Heimatland – er hat also nicht die ganz große Fußballkarriere hingelegt. Dennoch ist seine Quote in jüngster Vergangenheit beeindruckend. Erst im vorigen Jahr ist er zu UMF Grindavík in der Nähe von Reykjavik gewechselt und hat dem Klub in Form von Toren dabei geholfen, in die erste Liga aufzusteigen. In der gerade abgelaufenen Spielzeit hatte der Goalgetter dann großen Anteil daran, dass sein Verein überraschend Fünfter wurde. In 22 Spielen netzte Bjarnason 19 Mal ein, außerdem legte er noch einen weiteren Treffer auf. Damit wurde der 26-Jährige am Ende mit Abstand Topscorer und bester Torschütze der gesamten Liga. Besonders deutlich wird Bjarnasons Wert für sein Team, wenn man sich anschaut, wie viele Tore Grindavik überhaupt insgesamt geschossen hat. 23 Torerfolge stehen für den Verein in der Abschlusstabelle zu Buche, alle bis auf vier hat also Stürmer Bjarnason alleine zu verantworten. Der Knipser ist somit so etwas wie die Lebensversicherung für seinen Klub.
Solch eine tragende Stütze in seinem Team ist auch Hans Viktor Gudmundsson – und das obwohl der 1,93 Meter große Innenverteidiger erst 21 Jahre alt ist. Trotzdem durfte das Talent schon in allen 22 Spielen seines Klubs Fjölnir Reykjavík ran – und das jeweils für die komplette Spieldauer. Auswechseln gibt’s bei Gudmundsson nicht. Warum auch? Schließlich macht der Jungspund seine Sache richtig gut. In zwei Spielen gelang Gudmundsson sogar ein Tor. Vielleicht auch deshalb durfte er am Ende im letzten Ligaspiel mit der Kapitänsbinde auflaufen. Und auch „virtuell“ wird seine Leistung honoriert: Im Fußballportal „transfermarkt.de“ ist Gudmundssons Marktwert jetzt auf immerhin 75.000 Euro gestiegen.
Eine Marktwertsteigerung hat sich auch Aron Bjarnason verdient. Der 21 Jahre alte Rechtsaußen spielt für Breidablik Kópavogur und traf dort in der abgelaufenen Saison sechsmal – und auch im Ligapokal war Bjarnason einmal erfolgreich. Außerdem kam der Außenstürmer in fast allen Spielen zum Einsatz – keine schlechte Quote, wenn man Bjarnasons Alter im Hinterkopf hat.
Auf noch mehr Einsätze kommt Böd-var Bödvarsson. Der 22 Jahre alte Isländer ist Linksverteidiger und hat auf dieser Position einen Stammplatz bei seinem Verein FH Hafnarfjördur. Zwar blieb er offensiv in dieser Saison ohne erkennbaren Erfolg, dennoch hat sich seine solide Leistung auf der Außenbahn herumgesprochen. So durfte Bödvarsson in diesem Jahr bei Freundschaftsspielen sogar sein Debüt für die isländische Nationalmannschaft geben – und das, obwohl dort normalerweise nur Legionäre aus den großen europäischen Ligen spielen. Gut möglich also, dass Bödvarsson in Zukunft noch mehr für Aufmerksamkeit sorgen wird.