Kaum ein Thema wird so diskutiert wie die Zukunft der Mobilität. Kia will bis 2020 zum führenden Anbieter emissionsarmer Autos werden und 14 Ökomodelle vorstellen: fünf Hybrid-, vier Plug-in-Hybrid-, vier Elektro- und ein Brennstoffzellenauto. Ein Kandidat für die Busspur ist das E-Auto Soul EV. Grundpreis: 29.490 Euro.
Das in keine Fahrzeugklasse hineinpassende Auto, das am ehesten vielleicht noch mit einem Minivan zu vergleichen ist, gilt im Segment der rein elektrisch betriebenen Autos als richtungweisend. Denn mit dem Kia Soul EV haben die Koreaner Ende 2014 einen voll ausgereiften, hochentwickelten Stromer auf den Markt gebracht. Er profitiert von dem technologischen Know-how, das der Hersteller mit dem 2011 ausschließlich in Korea eingeführten Elektroauto Ray erworben hat.
Seinen Ruf als Langstreckenläufer unter den E-Mobilen baut der Soul EV jetzt aus. Seit Juni wird die Elektrovariante des Crossover-Modells Soul mit einer leistungsstärkeren Lithium-Ionen-Batterie angeboten, deren Kapazität von 27 auf 30 Kilowattstunden gesteigert wurde. Zugleich gelang es den Ingenieuren, den Stromverbrauch des Fahrzeugs auf 14,3 kWh pro 100 Kilometer zu senken. Zum Stromsparen trägt auch ein neuartiges Heizungs- und Belüftungssystem bei, mit dem die Klimatisierung der Beifahrerseite komplett ausgeschaltet werden kann. In die gleiche Richtung wirkt ein neuer, voll verkleideter Unterboden, der zu einem guten Luftwiderstandsbeiwert von 0,33 cw beiträgt.
Ökonomisches Fahren wichtig
Allerdings darf man davon ausgehen, dass – ähnlich wie bei den Verbrauchswerten von Verbrennungsmotoren – ein solcher Wert sicherlich nur unter optimalen, für den Test entwickelten Bedingungen zu erreichen ist. In der Praxis dürfte die Reichweite deutlich unterhalb der angegebenen 250-Kilometer-Marke liegen. Wie bei jedem Elektrofahrzeug stellt sich dann für den Fahrer ein Gefühl ein vergleichbar dem, wenn er mit einem normalen Verbrennungsaggregat auf Reserve fährt. Hoffentlich erreichen wir noch die nächste Tankstelle – dieser Gedanke dürfte den Piloten ständig beschäftigen.
Die Techniker liefern dem Fahrer über das Navigationssystem zwar Informationen über die nächsten Lademöglichkeiten. Die liegen heutzutage allerdings oft noch weit auseinander. Entsprechend der jeweiligen Infrastruktur dauert die Aufladung 33 Minuten an einer Schnellladestation mit 80-Prozent-Ladung oder bis zu sechs Stunden am üblichen 230-Volt-Hausanschluss.
Ist der Soul EV aufgeladen, macht er sofort enormen Spaß. Immerhin leistet der Elek-tromotor 110 PS und sorgt dabei für ein Drehmoment von 285 Newtonmetern. Auf Anhieb ist das volle Drehmoment verfügbar und beschleunigt den Wagen wie am Gummiband gezogen in gut 11,3 Sekunden auf Tempo 100. Diese Leistung ruft der E-Mobil-Fahrer allerdings selten ab. Denn wer mit einem solchen Auto unterwegs ist, gewöhnt sich in der Regel sehr schnell ökonomisches Fahren an und freut sich, wenn in der Anzeige das Symbol für die zweistufige sogenannte Rekuperation erscheint. Dieser Begriff steht für die Rückgewinnung von Energie, und man wird ihn sich merken müssen.
Grundsätzlich fährt der Soul EV im Eco-Modus. Wer schneller beschleunigen will, drückt einfach eine Taste für den Boost. Das ganze Energiemanagement wie übrigens auch sämtliche Audio-Funktionen werden auf einem acht Zoll großen Bildschirm angezeigt. Und das Schönste: Das Ganze ist kinderleicht zu bedienen.
Nicht nur das Innenleben des Soul EV unterscheidet sich von anderen Autos. Denn irgendwie sieht der schuhkartonförmige Wagen schon putzig aus. Dazu trägt auch die zweifarbige Lackierung bei. Die Form der Karosserie ist aber auch praktisch und sorgt für viel Platz im Innenraum und für eine hervorragende Rundumsicht. Die ist bei den meisten modernen Autos meist gar nicht mehr möglich, was eine massive Gefährdung vor allem für Zweiradfahrer bedeutet.
Noch deutlich zu viel Gewicht
Vom normalen Soul unterscheidet sich die elektrifizierte Version optisch durch neu gestaltete 16-Zoll-Felgen, durch neue LED-Rückleuchten und vor allem durch den flacheren unteren Lufteinsatz sowie den fehlenden Kühlergrill, der durch eine Blende ersetzt wurde. Darunter befindet sich nämlich die Steckdose.
Unser Fazit: Der Soul EV ist an sich ein absolut alltagstaugliches Automobil. Da er aber aus einem Serienauto in ein E-Mobil verwandelt wurde, schleppt er mit gut 1,5 Tonnen noch viel zu viel Gewicht mit sich herum. Das ist ein wesentlicher Grund für die immer noch zu geringe Reichweite.