FCS-Jugendleiter Nico Weißmann ist nun seit fast genau einem Jahr im Amt. Seitdem ist in seiner Abteilung einiges passiert. Im Gespräch mit FORUM zieht der 37-Jährige eine Zwischenbilanz und gibt einen Ausblick in die Zukunft.
Die Jugend des 1. FC Saarbrücken war schon immer ein wichtiger Bestandteil des Vereins. Dass dort in den vergangenen Jahren eventuell die ein oder andere falsche Entscheidung getroffen wurde, ist definitiv kein Geheimnis. Dennoch hat der Verein vor rund einem Jahr die Weichen dafür gestellt, dass diese Fehler nicht noch einmal gemacht werden. Eine der Personalien dieser Neuausrichtung war die von Nico Weißmann. Der ehemalige Saarbrücker Profi genießt aufgrund seiner erfolgreichen Zeit im blau-schwarzen Dress nicht nur innerhalb des Vereins ein hohes Ansehen, sondern auch bei den Fans. Mit dem 37-Jährigen wurde ein Fußballfachmann als Jugendkoordinator zurück in den Verein geholt, der wie kein anderer das Innenleben des Traditionsvereins kennt.
Ein großes Thema in den vergangenen Monaten war die Anerkennung der Jugendabteilung als Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), die zwar noch nicht abgeschlossen ist, sich aber in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. „Wir sind auf einem guten Weg, arbeiten die vom DFB geforderten Punkte gewissenhaft ab und sind überzeugt davon, dass wir diese Saison die Anerkennung schaffen", so Nico Weißmann zuversichtlich. Um eben diesem Ziel noch einige Schritte näherzukommen, sind unter anderem klare Verbesserungen der Infrastruktur vorgesehen: „Wir planen, den oberen Kunstrasenplatz zu erneuern, und Container für Fitness und Reha-Maßnahmen anzuschaffen." Somit würde das Sportfeld für die Jugend immer mehr zum Mittelpunkt werden.
An die Vergangenheit und die damaligen Versäumnisse will Weißmann nicht mehr denken. Auch wenn die Fakten eine deutliche Sprache sprechen, will der neue Jugendkoordinator mit großen Schritten in die Zukunft marschieren: „Es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass wir in den letzten Spielzeiten qualitativ und quantitativ einen Aderlass zu verzeichnen hatten, wir haben zwar noch viel Arbeit vor uns, aber es geht definitiv aufwärts", betont der weiterhin berufstätige Studienrat. Momentan ist keine Jugendmannschaft des FCS in der Bundesliga vertreten. Ob Spieler, die ein Jahr in der U19-Bundesliga aktiv waren, die Regionalliga als ihre absolute Wunschklasse im Aktiven-Fußball nennen würden, ist fraglich. „Natürlich ist es erstrebenswert, in der höchstmöglichen Spielklasse zu spielen. Ob und wie sinnvoll es ist, muss dann individuell entschieden werden", so Weißmann.
Lob für die Jugentrainer
Auf der anderen Seite ist die Gegenfrage erlaubt, wie viele Spieler es denn aus der letzten Junioren-Bundesliga-Mannschaft in die Erste Mannschaft des FCS geschafft haben. Nämlich keiner. Aber auch, weil versäumt wurde, einem Spieler wie Eduard Löwen frühzeitig ein Angebot zu unterbreiten. Löwen ist mittlerweile Stammspieler in der Zweiten Liga beim 1. FC Nürnberg. Dass solche Spieler durchs Raster fallen, soll in Zukunft durch die enge Zusammenarbeit zwischen Marcus Mann, Dirk Lottner und der Jugendabteilung verhindert werden. „Es trainieren ja schon einige Jugendspieler in der Ersten Mannschaft mit, wir sind dabei in engem Austausch, um einen optimalen Blick auf das große Ganze zu haben", sagt der 37-Jährige mit Blick auf Lukas Quirin, Kilian Staroscik oder Jan Luga Schuler. Weißmann wird zudem nicht müde, die Rollen von Oliver Schäfer und Karsten Specht im Bezug auf das NLZ herauszuheben: „Sie leisten herausragende Arbeit."
Eine ebenso große Baustelle wie die des NLZ ist für den FCS die vom damaligen Geschäftsführer Sport Milan Sasic abgemeldete U23. Diese steht zwar nicht direkt in Verbindung mit der gesamten Jugendabteilung. Um aus der U19 kommenden Spielern Spielpraxis und eine Perspektive bieten zu können ist sie aber definitiv notwendig. Die Frage, ob ein Spieler, der in der U19-Regionalliga gespielt hat, sich mit der A-Klasse zufriedengibt, kann durchaus kritisch hinterfragt werden. Weißmann sieht das dennoch ganz nüchtern: „Die Entscheidung wurde vom Präsidium getroffen und wird von der Jugendabteilung genauso mitgetragen."
So schlimm wie der Zustand der Jugendabteilung teilweise beschrieben und angesprochen wurde, sieht der Jugendkoordinator es aber auch nicht: „Das Flaggschiff ist natürlich immer die Erste Mannschaft. Wir haben gerade aktuell im Jugend- und Profibereich hervorragende Voraussetzungen. Die Jungs wissen auch, dass sie bei uns keine so schlechten Bedingungen vorfinden, um sich zu entwickeln." Gute Vorbilder haben die Jugendspieler ja auch in ihrer Ersten Mannschaft. Sowohl Kapitän Manuel Zeitz als auch Top-Torjäger Patrick Schmidt genossen ihre Ausbildung bei den Blau-Schwarzen, beide sind nach ihren Stationen auswärts aber wieder zurückgekommen. „So etwas vorweisen zu können ist wichtig für uns", betont Weißmann.
Im gleichen Atemzug mit dem 1. FC Saarbrücken wird in Sachen Jugendabteilung auch immer wieder die SV Elversberg genannt, die mittlerweile schon die Anerkennung als Nachwuchsleistungszentrum geschafft hat. In Sachen Jugendspieler in der Ersten Mannschaft kann die SVE jedoch noch keine Erfolge nachweisen.
Von Konkurrenzkämpfen und einem neuen Rivalen will Nico Weißmann aber nichts wissen: „Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen und dürfen nicht auf andere schauen, wir sind mit dem momentanen Trainertableau hervorragend aufgestellt." Zudem, betont Weißmann, belebe Konkurrenz auch das Geschäft. Der 37-Jährige lobt die Zusammenarbeit mit Sportchef Marcus Mann und dem Vorsitzenden Jörg Alt, der sich derzeit intensiv um die Strukturen am Sportfeld kümmert. So schafft es der zweifache Familienvater auch, Beruf, FCS und Familie unter einen Hut zu bringen: „Ich arbeite in einem super Team."