Zwar tut sich derzeit etwas beim Ausbau der HTW, aber Fachhochschul-Präsident Prof. Dr. Wolrad Rommel geht das zu langsam. Kann keine Einigung zum Erweitern der HTW auf Stadtwerke-Gelände erreicht werden, plant Rommel Teile nach Göttelborn auszulagern oder, im schlimmsten Fall, Studierendenzahlen abzubauen.
Herr Professor Rommel, die Hochschule für Technik und Wirtschaft ist im Moment über die halbe Landeshauptstadt und darüber hinaus verteilt – wie ist der aktuelle Stand?
Klar ist, wir haben viel zu wenig Räume. Alleine am Standort Alt-Saarbrücken fehlen uns etwa 10.000 Quadratmeter Nutzungsfläche. Zum Vergleich: Das neue HTW-Hochhaus hat 6.000 Quadratmeter an Nutzungsfläche. Eine Hälfte des Mehrbedarfs ergibt sich aus zusätzlichen Neubauten, die gebraucht werden, die andere Hälfte durch den erheblichen Sanierungsbedarf des Standortes Alt-Saarbrücken: Alte Gebäude aus den 50er-Jahren müssen wir abreißen und neu bauen. Vor allem brauchen wir Laborfläche, und die kann nicht durch Sanierung von Altgebäuden entstehen. Das ist schwierig, weil die HTW Saar entlang der Autobahn gebaut wurde und es daher kaum freie Flächen auf landeseigenem Campusgelände gibt. Wir brauchen demnach Zusatzfläche, die um den Hauptstandort herum liegt und fußläufig von den Studenten erreichbar ist. Mein Ziel ist es, dass sich Stadt, Land und Stadtwerke schnellstmöglich über den Erwerb von Stadtwerke-Gelände einigen, von Teilflächen an der Ecke Hohenzollern/Werderstraße zur Errichtung eines dringlichst benötigten neuen Technikums, also einem Laborgebäude. Das wäre ein erster Schritt, mit dem uns schon unendlich viel geholfen wäre.
Wie sieht es am Campus Rotenbühl bei den Wirtschaftswissenschaften aus?
Dort haben wir eigentlich auch Neubaubedarf, aber das hat keine so hohe Priorität. Wir haben Flächen drumherum angemietet, kein Idealzustand, aber durch die Finanzlage des Landes ist ein Neubau dort im Augenblick indiskutabel.
Finden Sie denn noch genügend Räume zur Anmietung?
Nein, wir haben das Problem, dass in Alt-Saarbrücken Gebäude für den Lehr- und Foschungsbetrieb der HTW Saar nach dem Versammlungsstättengesetz und den erforderlichen Brandschutzverordnungen im Grunde nicht mehr zu finden sind. Es gibt viel zu wenig Raum, der rechtlich für uns geeignet wäre.
Die Erweiterung ist im Gespräch, aber was geschieht, wenn der Stadtwerkeplan mit neuem Technikum scheitert?
Wenn es für den Hauptstandort in Alt-Saarbrücken keine Lösung auf dem Stadtwerke-Gelände gibt, werden wir für den Campus eine andere Lösung mit angemessenem Platz suchen müssen. Die von mir favorisierte Lösung ist dann eine mit drei Standorten: Alt-Saarbrücken, Waldhausweg und Göttelborn. Göttelborn deswegen, weil dort bereits die Architekten untergebracht sind. Dorthin könnten auch die Bauingenieure übersiedeln, dann wäre die Fakultät wieder beisammen. Somit hätten wir hier in Alt-Saarbrücken wieder mehr Raum für Studenten auf landeseigenem Campusgelände. Ohne lange Verhandlungen mit Stadt oder Land. Im Landeshaushalt ist für Neubauten zwar frisches Geld ab 2020 vorgesehen, aber dann müssen wir auch jetzt in die Planung einsteigen. Stadt und Land müssen sich also jetzt bewegen.
Das HTW-Hochhaus wird die Soziale Arbeit und die Verwaltung aufnehmen, nach dem ewigen Hickhack um den Brandschutz sind die Nacharbeiten in den letzten Zügen. Wann ziehen Sie um?
Uns ist als fester Abnahmetermin der 4. Dezember genannt worden. Am Vorabend werden wir wissen, ob der Termin zu halten ist. Bleibt der Termin, kann die Verwaltung ab der Folgewoche mit dem Einzug beginnen. Die Soziale Arbeit soll dann im März 2018 vom Rastpfuhl nach Alt-Saarbrücken in das Hochhaus umziehen, also erst zum Sommersemester, denn ein Umzug im laufenden Semester- und Prüfungsbetrieb ist ausgeschlossen.
Die HTW hat aus Mitteln des Hochschulpaktes 300.000 Euro zur Digitalisierung der Lehre und des Lernens erhalten. Wofür verwenden Sie das Geld?
Das ist keine nachhaltige Finanzierung, die ich zudem auch noch nicht abgesichert sehe. Wir haben einen gedeckelten Haushalt und müssen den Lehr- und Forschungsbetrieb damit grundfinanzieren. Dafür setzen wir auch Rücklagen der Hochschule ein, damit wir sie auf Kurs halten. Für wirkliche Zukunftsthemen wie Digitalisierung fehlt uns die Basisfinanzierung, die Mittel aus dem Hochschulpakt sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Land hat über sieben Millionen Euro in die Hand genommen, um die Studierendenverwaltung zu digitalisieren. Aber so ein Verwaltungssystem läuft nicht von selbst, man braucht qualifizierte Mitarbeiter, die es pflegen und weiterentwickeln. Diese Mitarbeiter haben wir nicht. Dann sprechen wir immer noch nicht über die Digitalisierung in der Campusverwaltung oder neue digitale Lehrinhalten – das sind Zukunftsthemen, für die wir ein kleines Mitarbeiterteam zur Steuerung bräuchten. Die Hochschule verfügt über einen Grundetat von zirka 40 Millionen Euro. Über Drittmittel werden noch einmal zehn Millionen Euro eingeworben. Damit können wir derzeit nur das Notwendigste machen, schaffen aber dennoch die Weitererhaltung von Angeboten wie dem Deutsch-Französischen Hochschul-Institut, das wir mit der Universität Lorraine betreiben, und leisten uns ein eigenes Forschungsförderprogramm in Höhe von 750.000 Euro.
Schon das umstrittene Gutachten des Wissenschaftsrates 2014 mit seinen Empfehlungen an die Landesregierung stellte fest, dass die Grundfinanzierung der Hochschulen mangelhaft ist. Setzt das Land falsche Prioritäten in seiner Hochschulentwicklung?
Ein Projekt wie eine zukunftsfähige Hochschule ist für die nachhaltige Entwicklung des Saarlandes essentiell. Wir halten die jungen Menschen im Land, vor allem die Hochqualifizierten, viel stärker noch als die Universität. Denn wir als Fachhochschule eröffnen erst für viele den Zugang zur Hochschulbildung. Das ist vor allem im Saarland wichtig, denn wir haben im Bundesvergleich besonders viele Fachoberschüler. Wenn wir deren Entwicklung sichern wollen, brauchen wir eine Fachhochschule mit starker Stellung. Sonst müsste die saarländische Wirtschaft viel mehr Fachkräfte von außerhalb des Landes rekrutieren. Deshalb sage ich: An der Fachhochschule zu sparen, entlastet kurzfristig den Landeshaushalt, verursacht aber mittel- und langfristig größere Schäden. Wenn das Land die Notwendigkeit nicht einsieht, mehr in die Hochschulen zu investieren, müssen wir rückbauen.
Das heißt konkret?
Dann müssen wir Studierendenzahlen und letztlich auch Professorenstellen abbauen.
Nun sollen Sie laut Beschluss des Landtages das Recht erhalten, eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 50 Euro pro Semester pro Studierendem einzufordern. Die Studierendenschaft fragt sich, wofür dieses Geld gedacht ist. Immerhin ist die Hochschule Stand jetzt ja bereits finanziert.
Wenn wir diese Gebühr erheben, werden wir auf jeden Fall mit den Studierenden darüber sprechen, was sie als Gegenleistung dafür bekommen. So erhalten wir Feedback und sehen, wo im Studierendenservice die größten Baustellen sind und wie wir sie beheben können. Mir ist das auch wichtig, weil ab 2020 die Kompensationsmittel zur Qualitätssicherung von Studium und Lehre, die wir vom Land bekommen, wegfallen.
Unglücklich sind die Studierenden auch mit der Situation der Mensa, die derzeit noch erfolgreich vom Asta geführt wird. Das soll sich künftig ändern, das Studentenwerk soll übernehmen – warum?
Die Geschichte der Asta-geführten Mensa ist kein Ruhmesblatt. Ich habe, als ich hierherkam, einen Betrieb in Schieflage vorgefunden. Der jetzige Asta hat das zwar sehr gut im Griff, aber die jetzige Mensa ist ein kleiner Betrieb und der jetzige Asta wird auch nicht ewig an der HTW Saar bleiben. Wir werden bald im neugebauten Zentralgebäude einen größeren Betrieb haben, der professionell und nachhaltig geführt werden sollte. Dass eine Mensa vom Asta betrieben wird, ist derzeit einmalig in Deutschland, normalerweise wird dies von einem Studentenwerk übernommen. Hier im Saarland haben wir die Situation, dass wir nur ein Universitäts-Studentenwerk haben, kein saarlandweites. Der Essenszuschuss des Landes an die Studierenden geht also nur an die Universität, nicht an die HTW, gleiches gilt für die Wohnungen des Studentenwerks. Diese Ungleichbehandlung muss bereinigt werden, wir brauchen ein einheitliches, öffentlich-rechtliches Studierendenwerk für beide Hochschulen. Das wäre ein Gewinn nicht nur für den Service rund ums Studium, sondern auch für die Vielfalt an Essensauswahl an der Mensa, für alle Studierenden.