Der 1. FC Saarbrücken hat sich während seiner Jahresversammlung als moderner Club präsentiert. Auf große Töne mussten die Anwesenden verzichten.
Sitzungen bis in die Nacht, lautes Geschrei und gegenseitige Anfeindungen: Es ist noch nicht allzu lange her, da schlugen die Wogen bei Mitgliederversammlungen des 1. FC Saarbrücken hoch. In der vergangenen Woche spulten die Verantwortlichen die Tagesordnung allerdings im Schnelldurchgang ab. 1 Stunde und 47 Minuten mussten die rund 400 Anwesenden in der Saarbrücker Congresshalle lediglich ausharren. Vizepräsident Dieter Ferner lobte wie Aufsichtsratschef Frank Hälsig die neue Harmonie in die Gremien. Diese sei freundschaftlich und vorbildlich. Die gute sportliche Situation der Ersten Mannschaft trug natürlich ihren Teil zur entspannten Stimmung bei. „Aber", so Vizepräsident Ferner, „nach einer Hinrunde ist noch niemand aufgestiegen. Wenn ich es hart formuliere, dann reicht die bisher erzielte Punktezahl nicht einmal für den Klassenverbleib." Dennoch ist eine deutliche Entspannung innerhalb des Vereins zu spüren. Der Regionalligist präsentierte sich als gut aufgesteller Verein. Lediglich das leidige Stadionthema hält die Beteiligten in Atem. Neu-Vorstand Christian Seiffert präsentierte die Pläne des Vereins, spätestens zu möglichen Relegationsspielen in den Ludwigspark zurückzukehren. „Der Ball liegt jetzt bei der Stadt. Es laufen viele und sehr konstruktive Gespräche, aber letztlich sind wir nicht Herr des Verfahrens und müssen nun abwarten." Der Umzug nach Völklingen beschäftigt den Verein noch immer. Rückläufige Zuschauerzahlen und zurückhaltende Sponsoren sind die Folgen der Zwangsversetzung, die nunmehr bereits zwei Jahre andauert. Vize Ferner lobte Präsident und Hauptsponsor Hartmut Ostermann: „Ohne seine Unterstützung hätten wir keine Chance, dies zu überleben. Jeder andere Regionalligist wäre daran kaputtgegangen." Neben dem leidigen Stadionthema konnte der Club aber auch positive Schlagzeilen vorweisen. Das Nachwuchsleistungszentrum ist beantragt, am Sportfeld werden die Strukturen professionalisiert. Der Erste Vorsitzende Jörg Alt hielt eine emotionale Rede und begründete die Notwendigkeit der Wiederanmeldung der U23. „Wir müssen auch an Dinge denken, die dann relevant werden, wenn wir nicht mehr im Amt sind." Das Hauptaugenmerk liegt aber naturgemäß auf der Regionalliga-Mannschaft. „Ich kenne den Verein seit 42 Jahren. Ich habe noch nie erlebt, dass eine Mannschaft so viel Sympathien hatte und dass man sie sogar nach Niederlagen gefeiert hat", sagte Vizepräsident Ferner.
Kopf und Beine waren müde
Zwei Tage nach der Versammlung bekam die stolze Bilanz der Mannschaft nach zuletzt fünf Siegen beim 1:1 in Hoffenheim leichte Risse. Dennoch wurde das Team von Trainer Dirk Lottner von den rund 700 mitgereisten Fans nach Schlusspfiff lautstark gefeiert. „Am Ende müssen wir mit dem Punkt leben, der gemessen an den Spielanteilen auch okay ist", sagte Lottner, der dennoch kritisch analysierte: „Wir hatten einige emotionale Wochen, da ist es normal, dass Beine und Kopf auch mal müde werden. Dennoch hatten wir in der ersten Halbzeit viele gute Gelegenheiten und müssen da einfach höher führen. In der zweiten Halbzeit sind wir dann viel zu oft hinterhergelaufen und am Ende haben wir es nicht geschafft, auch mal ein Spiel mit etwas weniger Aufwand über die Runden zu bringen."
Kritik, die bei seinen Spielern auf offene Ohren stieß: „Es war ein bisschen wie in Koblenz, da haben wir es nach der Führung auch nicht mehr so gut gemacht. Allzu oft sollten wir solche Spiele nicht drin haben, auch wenn ein Unentschieden in Hoffenheim natürlich kein Drama ist", sagte Linksverteidiger Mario Müller.
Am Samstag um 14 Uhr steht das letzte Hinrundenspiel gegen den TSV Steinbach an. Trainer Lottner erwartet „eine hitzige Angelegenheit gegen eine Mannschaft, die sehr körperbetont spielt." Personell hat er erstmals seit Saisonbeginn ernstere Probleme. Kapitän Manuel Zeitz und Torjäger Patrick Schmidt haben bereits vier Gelbe Karten auf der Habenseite, allzu viele Ausfälle sollten aber nicht mehr hinzukommen. Verteidiger Müller wurde unter der Woche an der Hand operiert, sein Einsatz ist ungewiss. Markus Obernosterer ist nach einem Muskelfaseriss noch keine Option, Gleiches gilt für Innenverteidiger Dominic Rau. Marwin Studtrucker und Alex Mendy werden im laufenden Jahr ohnehin wohl nicht mehr zum Einsatz kommen. Immerhin steht Defensiv-Akteur Marlon Krause nach auskurierter Viruserkrankung wieder zur Verfügung. „Andere Vereine haben die Probleme auch", sagte Lottner trocken.