In der vergangenen Woche tagte der Vorstand des Saarländischen Fußballverbands und musste sich mit einem ungewöhnlichen Fall beschäftigen. Das heißt, er musste es eigentlich nicht, sondern er wollte. Einige Empörte in den Reihen der Funktionäre hatte offenbar die Vorstellung schwer erregt, dass der Amateurclub aus Oberwürzbach ein Porno-Sternchen namens Lena Nitro als Trikotsponsor aufgetan hatte. Der Deutsche Fußball-Bund verfügt über „Allgemeinverbindliche Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung". Dort heißt es: „Die Werbung darf nicht gegen die allgemein im Sport gültigen Grundsätze von Ethik und Moral oder die gesetzlichen Bestimmungen oder die guten Sitten verstoßen."
Der SFV, so teilte es Verbandschef Franz-Josef Schumann unfreiwillig doppeldeutig mit, habe „in einer ganz engen Entscheidung" entschieden, die Werbung nicht zu genehmigen. „Ethik und Doppelmoral", lautet die süffisante Reaktion von Oberwürzbachs Boss Torsten Nelz. Schumann räumte ein, dass der Verband an und für sich jeden Trikotsponsor genehmigen müsste. Dies tut er aber nicht. Der Begriff „Ethik und Moral" ist schwammig und ziemlich gestrig. Es gibt Vereine, die warben lange Jahre für einen Puff. Hessen-Oberligist RW Frankfurt erstritt sich kürzlich die Erlaubnis, für einen Sauna-Club zu werben. Andererseits konterte Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz neulich, sie wolle keine Bordell-Werbung mehr vor Schulen und Kindergärten sehen. Ähnlich argumentiert der SFV. Der SV Oberwürzbach hat mehrere Jugendmannschaften. Kann man Kinder mit einer Werbung für eine Pornodarstellerin konfrontieren? Wohl eher nicht, vor allem, weil es sich um Filme mit einer Altersbeschränkung handelt.
Andererseits: Werbung für Glücksspiele und Alkohol sind in den Amateurklassen gang und gäbe. Wo zieht man da die Grenze? Der SFV wird darauf keine befriedigende Antwort geben können. Lena Nitro und der SVO haben ihr Ziel übrigens erreicht. Obwohl kein Geld geflossen ist, ist die mediale Reichweite enorm. Dank Twitter und Facebook kennt man nun im letzten Winkel der Republik sowohl Club als auch das Porno-Sternchen.