FORUM stellt in losen Abständen kleinere Fußball-Ligen in Europa vor. Diesmal: Die Veikkausliiga, Finnlands höchste Spielklasse, in der man eigentlich gar nicht auf den Meister wetten muss.
Schon relativ früh im vergangenen Jahrhundert wurde in Finnland ein Fußball-Meister gekürt. 1908 sicherte sich Unitas Helsinki als erstes die Meisterschaft. Damals wurde das beste Team Finnlands aber noch durch einen Pokal-Modus und nicht durch eine echte Liga ermittelt. Die gab es dann erstmals 1930: In der neugegründeten Liga duellierten sich damals acht Mannschaften um den Titel. Im Laufe der Zeit nahmen immer mehr Teams an der Liga teil. Zwischendurch duellierten sich 16 Vereine aus ganz Finnland um den Meister-Titel. Mittlerweile sind es nur noch zwölf. Außerdem ist die finnische Liga mittlerweile unabhängig von Finnlands Fußballverband. Hauptsponsor ist der staatliche Wettanbieter Veikkaus. Deshalb auch der Name der Liga: Veikkausliiga.
Spielmodus
33 Spieltage dürfen die finnischen Fußball-Fans genießen, bevor sie wissen, welches Team den Meister-Titel entgegennehmen darf. Da die Liga allerdings nur aus zwölf Team besteht, bedeutet das: Jedes Team spielt dreimal gegen jede andere Mannschaft. Eingefleischte Ultras ihrer Mannschaft erleben statt zwei also drei Derbys in der Saison.
Die beste Mannschaft darf sich am Ende der Spielzeit logischerweise finnischer Meister nennen – und hat die Chance auf den Einzug in die Champions League. Im besonders seltenen Fall, dass zwei Mannschaften punktgleich an der Spitze stehen, wird in einem Hin- und Rückspiel der erste Platz ausgespielt. Die Teams danach auf Platz zwei bis vier dürfen sich in der Europa-League-Qualifikation versuchen.
Aus der Veikkausliiga steigt am Ende der Saison nur ein Team direkt ab – die vorletzte Mannschaft hat die Möglichkeit in einer Relegation Schlimmeres zu verhindern.
Gekickt wird in Finnland, wie in anderen skandinavischen Ländern auch, im Sommer. Meist geht es Ende April oder Anfang Mai los, der letzte Spieltag findet im Oktober statt.
Der Rekordmeister
Deshalb ist die aktuelle Saison in Finnland auch bereits beendet. Meister wurde – wie hätte es auch anders sein können – der finnische Rekordsieger HJK Helsinki. Laut dem Fußball-Portal transfermarkt.de war der Verein bereits 28 Mal das beste Team Finnlands. HJK ist so etwas wie das Aushängeschild des finnischen Fußballs. Der Verein, der ausgeschrieben Helsingin jalkapalloklubi heißt, was einfach nur Fußballclub Helsinki bedeutet, ist tatsächlich der einzige Verein in Europa, der sowohl im Herren- als auch im Frauenfußball Rekordmeister seines Landes ist. Helsinki ist außerdem der bisher einzige Club aus Finnland, der die Qualifikation für die Champions League gemeistert hat und in die Gruppenphase eingezogen ist. Allerdings gab es dort 1998 größtenteils nur Niederlagen (unter anderem gegen den 1. FC Kaiserslautern), sodass das Abenteuer Champions League kurz darauf schon wieder vorbei war. Genau so wenig erfolgreich war HJK 2014 in der Europa League. Zwar hatte man sich in diesem Jahr erstmals erfolgreich dafür qualifiziert, doch auch dort war direkt in der Gruppenphase wieder Schluss. Auf die ganz großen Erfolge auf internationaler Ebene muss der Verein also noch warten.
Stattdessen durften die HJK-Fans dieses Jahr in der heimischen Telia 5G-Areena endlich wieder die Meisterschaft feiern. Die ging nämlich zwei Spielzeiten hintereinander mal nicht an den Dauer-Sieger aus der finnischen Hauptstadt. 2015 sicherte sich überraschend Seinäjoen JK den Titel. Überraschend, weil Seinäjoen erst 2007 gegründet wurde, indem sich zwei Fußball-Clubs zusammengetan hatten. 2013 stieg der Club in die erste Liga auf und schon zwei Saisons später durfte man den ersten Meister-Titel feiern. Eine Erfolgsgeschichte! Und auch 2016 gab es einen Überraschungs-Sieger: IFK Mariehamn. Auch für Mariehamn war es die erste Meisterschaft in der Club-Geschichte. In der gerade erst abgelaufenen Spielzeit hat Helsinki dann aber nichts anbrennen lassen: Am Ende feierte HJK den Double-Sieg.
Bekannte Gesichter
Sicherlich kein Weltklasse-Spieler, dennoch sagt dem ein oder anderen Fußball-Fan in Deutschland vermutlich der Name Anthony Annan etwas. Der ghanaische Mittelfeld-Spieler stand einige Jahre beim Bundesligist Schalke 04 unter Vertrag. Die Betonung liegt hierbei auf Vertrag, denn wirklich viele Spiele in Gelsenkirchen hat Annan nicht gemacht. Immer wieder wurde der defensive Mittelfeldspieler verliehen, bevor er 2014 nach Finnland wechselte. Auch dort war Annan aber nur kurzzeitig glücklich, denn schon nach einem halben Jahr wechselte der heute 31-Jährige zurück nach Deutschland und heuerte dort bei 1860 München an. Seit Frühjahr 2016 ist Annan nun aber wieder zurück in Finnland und verdient sein Geld beim Rekordmeister HJK Helsinki. Dort gehörte er in der abgelaufenen Saison zu den Stammspielern und absolvierte 30 Liga-Partien.
Eher unbekannt ist der deutsche Torwart Thomas Dähne. Der 23-Jährige wurde in der RB-Familie groß: Erst in der Jugend von RB Salzburg, später probierte sich Dähne in Leipzig. Dort wurde das Nachwuchs-Talent aber nicht glücklich, sodass er 2015 in den kalten Norden wechselte. Dort war Dähne in der abgelaufenen Saison laut transfermarkt.de gesetzt. In 22 Liga-Spielen als Keeper hielt er das Tor 14 Mal sauber. Ein guter Wert für einen jungen Torwart. Gleichzeitig gehört der Deutsche zu den wertvollsten Spielern der finnischen Liga – gut möglich, dass Dähne in Zukunft noch mehr von sich hören lässt.
Diesen Namen sollten Sie kennen
Filip Valencic – Der Slowene spielt seit Sommer 2016 in Finnland und war in der abgelaufenen Saison der absolute Topscorer der Liga. In 32 Liga-Spielen knipste Valencic 15 Mal und bereitete zwölf weitere Treffer vor. Seine Scorer-Punkte sammelte der 25-Jährige im Laufe der Saison bei zwei verschiedenen Vereinen. Bis zum 16. Spieltag kickte Valencic noch für den Mittelfeld-Club PS Kemi Kings.
In der Sommer-Transferphase wechselte der Angreifer dann zum Rekordmeister nach Helsinki und ging dort auf Torejagd. Seinem Torinstinkt hat der Wechsel jedenfalls nicht geschadet – nur knapp verpasste Valencic am Ende um ein Tor den Titel als bester Torschütze der Liga.