Sky verliert immer mehr Übertragungsrechte in der Fußballbranche. Die Premier League ist weg, Teile von Bundesliga und Champions League auch. Als nächstes geht die Europa League zum Konkurrenten. Für den deutschen Fußballfan wird es kompliziert, den Überblick zu behalten.
Alle Spiele, alle Tore. Damit kann Sky in dieser und auch in den kommenden Spielzeiten wohl nicht mehr werben. Aus dem einstigen Monopol in Sachen Fußballübertragungen ist ein angeschlagener Boxer geworden, der mächtig angezählt ist.
Einige mögen diese Formulierung für übertrieben halten, schließlich zeigt der Münchner Bezahlsender noch den größten Anteil an nationalem Fußball. Den Unmut der Fans ziehen sie, aufgrund der gleichen Preise und dem gefallenen Übertragungsniveau, selbst ohne auf die Konkurrenz einzugehen, auf sich.
Denn die Berichterstattung findet nicht mehr zum größten Teil am Spielfeldrand statt, sondern nur noch aus dem Studio in München, mit denselben Leuten: Lothar Matthäus der sich zwar gebessert hat, aber immer noch aufgrund seiner teils wirren Aussagen belächelt wird. Reiner Calmund, der sich dadurch auszeichnet viel zu reden und doch nichts zu sagen. Dazu Christoph Metzelder, der zumindest ein wenig Eloquenz und Fußballverstand ausstrahlt, aber dennoch die Unstimmigkeiten dieses Konstrukts nicht ausmerzen kann. Das größte Problem, das Sky hat, ist aber nicht das eigene Unvermögen, sondern vielmehr die Konkurrenz.
Seit vergangener Saison läuft die Premier League beim Streamdienst DAZN, seit dieser Spielzeit muss Sky die Bundesligarechte mit Eurosport teilen. Doch damit nicht genug, ab 2018 muss der Sender auch die Rechte an der Champions League mit DAZN teilen. Viele Spiele der Königsklasse kann der Münchener Sender dann nur noch in der Konferenz zeigen. Seit geraumer Zeit steht nun fest, dass Sky auch die Europa League an DAZN verliert. Und zwar komplett. Da die Bundesligisten ab der kommenden Spielzeit vier Startplätze in der Champions League sicher haben, wird die Europa League wohl noch uninteressanter. Deshalb zeigte sich Sky über den Verlust der Rechte nicht sonderlich traurig. Der Sender wurde vom Ergebnis der Ausschreibung nach eigener Aussage „nicht überrascht". Angeblich hatten die Münchner gar nicht erst geboten. DAZN-CEO James Rushton freut sich jedoch über den Coup seines Senders: „Wir sind hocherfreut, dass wir die Europa League zu unserer Champions-League-Berichterstattung und den besten europäischen Fußball-Ligen hinzufügen können. Damit ist DAZN die einzige Plattform in Deutschland und Österreich, die ausführliche Liveübertragungen der zwei wichtigsten europäischen Fußball-Vereinswettbewerbe zeigen wird."
Neben zahlreichen anderen Sportarten wie Tennis, Boxen und US-Sport bietet DAZN seit dieser Saison bereits Zusammenfassungen von der Bundesliga ab 40 Minuten nach Abpfiff. Zudem laufen ab der kommenden Spielzeit auch ausgewählte Spiele der Champions League bei dem Streaming-Dienst. Die Premier League ist seit einem Jahr im Programm. Rushton will DAZN zum Netflix des Sports machen und damit den Markt revolutionieren.
DAZN kostet 9,90 Euro pro Monat. Der Jahrespass bei Eurosport (40 Bundesliga-Spiele) ist für 49,99 Euro zu haben. Bei Sky hängen die Preise vom Vertrag ab. Ein Neukunde zahlt für das Bundesliga- und Sport-Paket jeweils 19,99 Euro im Monat. Für einen bereits bestehenden Kunden kosten die Pakete jeweils 10 Euro. Im günstigsten Fall muss der Fan also rund 34 Euro pro Monat für alle Spiele ausgeben.
Neben DAZN ist also der nächste dicke Fisch auf dem Markt Eurosport. Die amerikanische Discovery-Gruppe hat mit ihrem Eurosport-Senderverbund die Freitagsspiele erworben – und verhindert damit das „Alle Spiele, alle Tore" genannte Angebot von Sky. Mit aller Macht will Eurosport die Stellung von Sky auf dem Medienmarkt schwächen. Statt sich mit Sky über die Freitagsausstrahlung zu einigen, verkündet Eurosport lieber neue Kooperationen: So können zum Beispiel Amazon-Kunden für 4,99 Euro monatlich die Bundesliga-Spiele am Freitagabend verfolgen – allerdings fiel der Internetdienst ausgerechnet zur Exklusivpremiere mit einer technischen Panne auf. Dennoch – durch das Auftreten waschechter Konkurrenz für Sky kommt es jetzt schon zu der von allen Seiten befürchteten Zerstückelung von Spieltagen. Eurosportchef Peter Hutton erwartet in Zukunft noch mehr unterschiedliche Anbieter für die TV-Übertragung von Spielen der Fußball-Bundesliga. „Es wird in den nächsten Jahren noch komplizierter für die Fans in Deutschland. Diese Aufsplitterung geht in ganz Europa voran und es wird sich noch mehr aufsplittern", sagte er in einem Interview der „Bild"-Zeitung mit ihm und Eurosport-Geschäftsführerin Susanne Aigner-Drews. „In den USA ist der Markt in Sportarten wie Football schon extrem zersplittert. Und in diese Richtung gehen wir. Wir treiben diese Veränderung auch voran", sagte Aigner-Drews.
Das Streaming in vielen Bereichen die Zukunft ist, ist mittlerweile jedem klar. Portale wie Netflix und Amazon Prime haben den Markt regelrecht revolutioniert. Ohne großen Kabelsalat lassen sich Filme und Serien ins Wohnzimmer holen, alles was der Konsument braucht, ist ein internetfähiges Ausgabegerät. Das Sky bei diesem Trend ebenfalls hinten ansteht dürfte jedem klar sein, dem schon mal eine Aktualisierung der Systemsoftware während einer Bundesliga-Konferenz bevorstand. Paradoxerweise kann diese besagte Konferenz problemlos während dieser Aktualisierung verfolgt werden – auf dem eigenen Streaming-Dienst SkyGo.
Zwar könnte diese Zerstückelung der Fußballrechte zu weiteren Schwierigkeiten bei den Fans führen, etwas Gutes hat es aber. Die Preise könnten fairer werden. Denn viele verschiedene Anbieter, die sich in ihren Leistungen und Preisen über- und unterbieten wollen, sind für den Verbraucher immer besser, als ein großer Konzern, der sich um keine Konkurrenz scheren muss. Eins ist mit Sicherheit gewährt. Der Fußball wird weiterhin übertragen werden, ob mit oder ohne Sky. Qualitativ wird es auch nach oben gehen: Müde Talk-Runden in einem Studio kann sich bei diesem Wettbewerb keiner mehr erlauben.