Sonderausstellung / Erweiterungsbau / 3. OG
Nanu, hat hier jemand schlampig gemalert? Aus den weißen Wänden lugen schwarze Unebenheiten hervor. Wir sehen das Ergebnis einer Verdrängung, einer Auslöschung sogar. Auf schwarzer Fläche haben sich die Schriftzeichen gegenseitig Konkurrenz gemacht. Der Künstler Michael Riedel hat weiße Buchstaben sooft übereinander gesetzt bis nur noch kleine Schnipsel vom Untergrund übrigblieben. Die Buchstaben besorgte er bei einer Website für Künstlerbedarf. Dort, wo andere Künstler Malutensilien erwerben, hat er sein Material in abstrakter Form gefunden. Die Lust an der Transformation geht bei Riedel weit. Ein Sprecher liest den Quellcode der Website vor, quasi eine Rückübersetzung dessen was wir an der Wand nicht mehr habhaft werden, gleichwohl uns aber als gesprochener Nonsens-Text entgegenkommt, eine Prise Ironie inklusive. Die Bank vor dem Panoramafenster ist Teil von Riedels Rauminstallation. Wer im dritten Obergeschoss hinaussieht, ist, um hierher zu gelangen, draußen über einen Riedel-Wortteppich geschritten: Schwarze Buchstaben auf weißem Grund, die Transkription einer Landtagsdebatte, in der über Riedels Entwurf für die Fassaden- und Freianlagengestaltung des Erweiterungsbaus diskutiert wurde. Setzen Sie die Raumerkundung fort. Betrachten Sie die klein- und großformatigen Schriftcollagen, die durch Überblendungen entstanden sind, und schauen Sie genau. Finden Sie einen Hasen, der an Dürer denken lässt? Kunst mit Humor, die herausfordert!