Angeführt von Miuccia Prada möchten renommierte Designer die Damen zum Kauf von Pelzschuhen animieren. Darunter gibt es gewöhnungsbedürftige Modelle, aber wohl auch einige Exemplare mit Kult-Potenzial.
Da waren wir doch ziemlich überrascht gewesen, als wir vor einigen Monaten Bilder von Promi-Damen wie Vanessa Hudgens oder Rosie Huntington-Whiteley gesehen hatten. Denn diese trugen an den Füßen modische Schuhe, die angeblich von dem gemeinhin nur für seine bizarren Kuscheltreter aus Schaffell bekannten kalifornischen Label Ugg stammen sollten. Eine umgehende Recherche führte zu dem Ergebnis, dass unter der eingetragenen Schutzmarke der Deckers Outdoor Corporation durchaus auch elegante Sandalenmodelle, Zehendreher mit Plateausohle, klassische Flats oder hohe Wedges angeboten werden.
Dass auch der umgekehrte Weg möglich ist, sprich, dass Luxusmarken, die bislang fast nur für ihre Laufsteg- und häufig kaum alltagstauglichen Modelle bekannt waren, plötzlich Schuhe entwerfen, die zumindest äußerlich den Anschein erwecken, als könnten mit ihnen Polarwälder oder die Arktis erkundet werden, dürfte daher kaum mehr verwundern. Keine Ahnung, ob die Designer sich für ihre Fell-, Pelz- oder Fake-Fur-Kreationen zuvor Anregungen bei den Eskimos geholt hatten. Zumindest sehen manche Wärme versprechenden Edel-Treter den Eskimo- oder Inuitstiefeln ziemlich ähnlich. Auch wenn echte Modefrauen wohl erst dann zu den wenig stylisch daherkommenden Teilen greifen dürften, wenn der viel diskutierte Klimawandel uns in hiesigen Breiten nicht mehr nur regenreiche Sommer, sondern auch ultrakalte Winter bescheren wird. Wir hatten in unserer Mode-Rubrik schon vor einigen Jahren mal über erste Versuche renommierter Fashion-Marken berichtet, pelziges Schuhwerk salonfähig zu machen.
Farbenfrohe Moonboots mit Fake Fur überzogen
Von Célines nerzgefütterten Birkenstock-Latschen aus der Sommersaison 2013 (für sensationelle 785 Dollar) bis hin zu Guccis Loafern und Sandalen mit Känguru-Pelzbesatz aus der Winterkollektion 2015. Seinerzeit wurden sowohl Phoebe Philos als auch Alessandro Michelles Entwürfe als It-Shoes deklariert und waren daher in Windeseile ausverkauft. Die „Vogue“ feierte Guccis Loafer für schlappe 995 Dollar ebenso als Must-have der Saison wie renommierte Fashion-Insider vom Schlage einer Leandra Medine von „Man Repeller“. Kaum jemand hatte es gewagt, sich kritisch zu den teils mehr als ausgefallenen Modellen zu äußern. Es dauerte bis Ende 2016, bis das führende Schweizer Luxus-Lifestyle-Hochglanzblatt „Prestige Magazin“ den Gucci-Fell-Schühchen (endlich?) ein „Modesünden-Potenzial“ bescheinigte. Und zusätzlich die offenbar falsche Prognose gestellt hatte: „Schon jetzt lässt sich erahnen, dass sie schon in wenigen Jahren niemand mehr getragen haben will.“
Diesen Winter könnten die Gucci-Loafer jede Menge artverwandten Zuwachs im Schuhschrank erhalten. Denn angeführt von Miuccia Prada haben eine ganze Reihe von Designern mehr oder weniger schräge pelzige Schuhe und Stiefel in ihre Kollektionen aufgenommen. Höchste Zeit, mal die Frage der „Welt“-Stil-Beilage „Iconist“ vom Frühjahr 2017, „Sind Ugg-Boots eigentlich hässlich oder cool?“, auf die neue Fell-Konkurrenz zu erweitern. Was natürlich niemand tut, auch wenn in manchen der aktuellen Puschen früher keine Frau vor die Tür gegangen wäre und einige verspielte Modelle eigentlich eher etwas für Kleinmädchenfüße sein sollten. Die französische „Vogue“ sprach in Zusammenhang mit den farbenfrohen Moonboots immerhin von „Fur on acid“ – obwohl die komplett mit Pelz überzogenen Schneestiefel von Prada, Moncler Grenoble, Kristina Ti (mit kleinem Absatz) oder Miu Miu (in Orange) wohl keine LSD-Rausch-Visionen herbeizaubern.
Wer auf Plüsch steht und selbst vor flauschigen Bärenköpfen nicht zurückschreckt, sollte sich für Pantoffeln, Slipper oder Ballerinas von Prada – teils zusätzlich mit funkelnden Schmuck-Details oder Schnallen –, Dolce & Gabbana oder Simone Rocha entscheiden. Coach 1941 lässt Célines Birkenstocks wieder auferstehen. Christopher Kane verpasst weißen Ankle Boots einen Fellabschluss oberhalb des Knöchels. Von Elie Saab oder Miu Miu können Sandalen mit Pelzbesatz erworben werden. Und damit nicht genug: Christopher Kane hat nicht nur die Crocs Laufsteg-tauglich gemacht, sondern ihnen gleich auch noch eine Fellauflage verpasst. Die englischsprachige „Elle“ zeigte sich erstaunt: „Are they a futuristic take of the Gucci mules?” („Sind sie eine futuristische Variante der Gucci-Mules?“). Statt einer Antwort gab es nur einen Hinweis auf den Preis von 350 Dollar und die Anmerkung, dass die Furry-Crocs von Kane ohnehin schon ausverkauft seien (wir haben sie allerdings bei farfetch.com für 495 Euro entdecken können).
Schließlich möchten wir auch noch kurz kuschelige Stiefel von Coach 1941, Etro oder Moncler Grenoble erwähnen, die optisch an Skipisten-Modelle erinnern und mit denen frau garantiert auch beim Après-Ski eine gute Figur machen kann.