Kein verkaufsoffener Sonntag, und das nur, weil gerade mal der Heiligabend auf einen Sonntag fällt! Da kommt ja alles durcheinander. Wie soll man denn mit Heiligabend umgehen, ohne das hypernervöse Treiben bis zur Mittagszeit, den gehetzten Blick auf die Uhr bis zur Bescherung. Halt eben alles, was üblicherweise dazu gehört, dass alle beim Geschenkeauspacken schon so fix und foxi sind, dass der traute Familienkrach im günstigsten Fall gerade noch so vertagt werden kann. All diese schönen Traditionen gestrichen, nur weil die hohe Politik fast auf den letzten Drücker die so ganz unheilige Terminkollission bemerkt hat, ebenso wie ein Gesetz aus dem Jahr 1956, das uns das gewohnte Heilig-Abend-Chaos auch am Sonntag erlaubt hatte. In dem Alter (Ü 60!) ist es selbst für Gesetze Zeit für den wohlverdienten Ruhestand.
Im Ernst: Ja, es ist gut, wenn das Parlament ein merkwürdiges Gesetz in Rente schicken will. Da kann man auch schon mal über die ein oder andere etwas verrenkt wirkende Begründung hinwegsehen. Schlecht ist, dass das überhaupt einer gesetzlichen (Neu-)Regelung bedarf. Frei nach dem Motto, dass es sich auch bei Dingen, die gesetzlich erlaubt sind, empfiehlt, darauf zu verzichten, hätte sich eine entsprechende Empfehlung seitens der Verbände empfohlen. Spätestens, als es bereits einzelne Verzichtserklärungen gab.
Die Diskussion rührt an unseren Grundbefindlichkeiten. Common sense ist längst, dass an St. Martin ein Lichterfest leuchtet und sich Halloween anschickt, sich zum Hauptfest des Jahres zu mausern. Ich habe nichts gegen Lichterfeste, die höchst faszinierend sein können, und wer sich gruselig was in die ausgehöhlte Rübe, pardon: hinter die Designer-Maskerade gießen will, soll es tun. Mir ist um all den Kult zuviel Rummel. Das mag oldschool klingen. Aber wer weiß, ob sich nicht ein gesetzlich verordnetes Einkaufsverbot an Heiligabend unverhofft als gar nicht mal so übel rausstellt. Vorausgesetzt, man wird nicht völlig kirre ob dieser verwirrend neuen Situation. Und falls doch, bleiben immer noch die gewohnten Ritual. Nur muss man sich diesmal eine andere Ausrede einfallen lassen als den nervenzerfetzenden Allerletztedrückereinkaufsstress.