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WAS MACHT EIGENTLICH...

Sinéad O'Connor bei einem Auftritt 2014 in England.
Foto: imago/Landmark Media

… Sinéad O’Connor?

Mit ihrem Hit „Nothing compares 2 U" wurde die Irin 1990 weltbekannt. Danach machte sie vor allem mit öffentlichen Provokationen und psychischen Problemen von sich reden. Wegen starker Depressionen und Suizidgedanken musste die 50-Jährige sich zuletzt in Behandlung begeben.

Vor einigen Monaten hatte Sinéad O’Connor ein Video auf Facebook verbreitet, in dem sie, schluchzend in einem Motel in New Jersey sitzend, Einsamkeit und schwere Depressionen eingestand und Selbstmordabsichten äußerte. Ihr öffentlicher Hilferuf wurde erhört und sie zur Behandlung in eine Klinik gebracht. Schon Anfang 2012 war in den Medien von einem Selbstmordversuch die Rede, es soll nicht ihr einziger geblieben sein. Wegen psychischer Probleme hatte die Irin sogar eine Tournee abbrechen müssen. „Es ist wie eine Droge. Es ist egal, wer du bist. Ich kämpfe jeden Tag, weil ich eine von vielen Millionen bin", erklärt sie und will damit weniger prominenten Kranken Mut machen. Ursache der Störung ist wohl ihre lieblose Kindheit, in der sie von ihrer geschiedenen Mutter schwer misshandelt wurde. Sie riss zu Hause aus, lebte kurz beim Vater, flog von der Schule und kam wegen Ladendiebstahl sogar in Haft. Danach wurde sie in ein kirchliches Internat eingewiesen, wo sie bis zum 16. Lebensjahr erneut Gewalt und sexuellem Missbrauch ausgeliefert war. Anfang August 2017 sprach sie in einer amerikanischen TV-Sendung unter Tränen über dieses schwere Schicksal. Unterstützung fände sie derzeit nur bei ihrem Psychiater: „Er sagt, ich sei seine Heldin, und das ist das Einzige, was mich im Moment noch am Leben hält." Ihrer verstorbenen Mutter habe sie jedoch verziehen: „Ich vermisse sie sehr."

Misshandlung in der Kindheit

Schon früh hat Sinéad O’Connor in der Musik einen Ausweg aus ihrer Misere gesucht. Als Jugendliche sang sie in Kaffeehäusern und tourte mit ihrer Band Ton Ton Macaute durch die Kneipen. Sie bekam mit 17 einen Plattenvertrag und hatte 1987 mit ihrem ersten Album einen Achtungserfolg. Die Single „Mandinka" schlug Wellen in der Independent-Szene, auch das Musikvideo, das O’Connor glatzköpfig zeigte, erregte Aufmerksamkeit. Ihre damalige Ehe mit ihrem Drummer scheiterte schon nach wenigen Jahren. Nach ihrem Durchbruch mit dem zweiten Album und der Single-Auskopplung „Nothing compares 2U" fiel sie häufig durch Provokationen auf. Sie weigerte sich, auf einer Veranstaltung zu singen, auf der die amerikanische Nationalhymne gespielt wurde, sympathisierte mit der irischen IRA und zerriss 1992 in einer TV-Sendung ein Foto von Papst Johannes Paul II. 1991 verweigerte sie die Annahme von vier Grammy-Auszeichnungen. In ihren Songs sang sie immer wieder gegen Kindesmissbrauch, Rassismus, sexuelle Gewalt, Katholizismus und Krieg an. Wegen vieler öffentlicher Anfeindungen zog sie sich eine Zeit lang aus dem Musikbusiness zurück und begann, in Dublin Operngesang zu studieren. 1992 übernahm sie eine kleine Rolle in der Romanverfilmung von „Wuthering Heights", eine weitere 1996 in „Butcher Boy". Dazwischen brachte sie – ohne große Resonanz – ihr drittes Album heraus. 1996 wurde sie zum zweiten Mal schwanger von einem irischen Journalisten, ließ sich nach ein paar Wochen Theologiestudium in einem Hotel in Lourdes zur Priesterin der orthodox-katholischen Kirche von Irland weihen und erhielt den Ordensnamen Mother Bernadette Mary. Obwohl sie angekündigt hatte, der Musik den Rücken zu kehren und Religionslehrerin zu werden, erschienen 2002 und 2003 zwei Alben mit religiösen Songs und Folk-Musik. Sie setzte danach in Dublin ihr Theologie-Studium fort und brachte 2004 ihr drittes Kind zur Welt, dem 2006 das vierte folgte. Immer wieder veröffentlichte O’Connor Alben, mal mit Reggae, mal mit spirituellen Klängen. 2007 schaffte sie es im Duett („Illegal attacks") mit Jan Brown noch mal in die britischen Charts.

Litt unter Einsamkeit

Ab 2011 machte sie auf ihrer Homepage und via Facebook auf ihre große Einsamkeit aufmerksam. Mit einem Therapeuten ging sie dann ihre vierte Ehe ein, die gerade mal 16 Tage hielt. In der Folge wurden dann die psychischen Probleme immer stärker. Trotzdem veröffentlichte sie 2014 ihr zehntes und bisher letztes Album „I’m not bossy, I’m the Boss". 2016 geriet Sinéad O’Connor noch mal in die Schlagzeilen, weil sie den US-Comedian Arsenio Hall bezichtigte, der Dealer ihres verstorbenen Kollegen Prince gewesen zu sein. Hall forderte daraufhin fünf Millionen Schadenersatz. Auch die Auseinandersetzungen mit ihrem ersten Mann und dem gemeinsamen Sohn Jake dauern bis heute an. Im Vorjahr bezeichnete sie Jake öffentlich als Verbrecher, der seine Mutter auf dem Gewissen habe. Er sei schuld daran, dass sie fortan jeden Kontakt zu ihren vier Kindern abbreche: „Du hast deine Mutter umgebracht", warf sie ihm bei Facebook vor und kündigte an, ihre Familie auf Schadenersatz zu verklagen, weil sie die letzten beiden Jahre wegen ihrer psychischen Probleme nicht habe arbeiten können. Laut „Daily Mail" hat sich O’Connor im August zur Behandlung in eine Klinik in New Jersey begeben und sei bereit, sich helfen zu lassen. „Ich werde all die doofen Medikamente schlucken, die man mir gibt", schrieb die Sängerin bei Facebook.

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