Der Traum vom helfenden Roboter im Haushalt ist so alt wie die Erfindung digitaler Technik. Das Problem der bereits verwirklichten smarten Hausfreunde und manch ähnlicher Gefährten: Sie sind mega-faul und machen selten, was Mensch sich von ihnen erträumt.
Ach, es könnte schön sein: ein Häuschen mit Garten und einem Roboter, der die Hausarbeit übernimmt. Ein familienorientierter, smarter Roboter, der hauptsächlich Kinder und Senioren unterstützen soll, wäre da schon ein guter Anfang. So ein freundliches Wesen, das sich gut gelaunt über Stunden in Schräglage durchs Kinderzimmer bewegt, saubere und schmutzige Kleidung einsammelt, Spielzeug sortiert und wegräumt, klebrige Fingerabdrücke wegputzt und mit dem Staubsauger auch noch die hinterste Staubwebe unterm Bett erwischt. Der für Oma und Opa die Essenszutaten aus dem Kühlschrank holt, die Spülmaschine ein- und ausräumt und kontrolliert, ob Herd und Kaffeemaschine wieder ausgeschaltet werden.
Das alles macht „Robelf", an dessen „Perfektion" die „Robotelf Technologies Co." seit 2014 gearbeitet hat und der „alle anderen heute erhältlichen Produkte dieser Kategorie" übertreffen soll, aber nicht. Doch was macht der weiße Zwinkerzwerg, der seit vergangenem Sommer für etwa 500 Dollar – nach Unternehmensangaben der günstigste Preis für einen solchen Nutzroboter auf dem Markt – weltweit auslieferbar ist? Stichwort „Zuwendung": „Seine patentierte Technologie ermöglicht ihm, den Kopf vertikal um 90 Grad zu schwenken, sodass er sich komfortabel für den Benutzer an seine Größe stehend oder sitzend anpassen kann."
Nicht mehr als ein teures Spielzeug?
Das Wichtigste an Robelf sei, dass der Roboter älteren Menschen Gesellschaft leiste, weil die ja sonst allein und einsam seien, wird bei einer Präsentation taiwanischer Hightech-Produkte in München immer wieder betont. Besonders schön sei auch, dass der Familienroboter ältere Menschen und Kinder an die Welt des Internets heranführe. Und das geht so: „Robelfs Stimmen- und Gesichtserkennung ermöglicht ihm, Anweisungen für das Abspielen von Videos zu verstehen, während das eingebaute, geräuschunterdrückende Mikrofon Kommunikation – selbst mit technikunerfahrenen Kindern oder Senioren – erleichtert und ihn spielend die zu ihm sprechende Person finden lässt."
Seine Schutzbefohlenen hat das KI-Wesen dabei immer im Blick, nimmt auch schon mal ein Auge dafür ab: „Weitere einzigartige Features sind das Dual-Camera-Design und das abnehmbare Elf Eye, das als Webcam überall im Haus platziert werden kann."
Bei der Präsentation in München steht der Roboter fest, glubscht höchstens mal mit seinen Augen, scannt einen jungen Mann und sagt, dass es sich um eine Frau in mittleren Jahren handelt. Ein anderes Mal verläuft seine Gesichts- und Stimmerkennung genau umgekehrt. Die kategorisierten Personen merkt sich Robelf. Im kleinen Häuschen, ebenerdig, könnte der Treppenvermeider sie ja wiedertreffen und über Android an Plattformen und Services Meldung erstatten: „Robelf kann mit Hilfe seines Indoor-Positionierungssystems im Haus patrouillieren, sich mit Internet-of-Things-Services zum Streamen von Videos verbinden und fernbedient werden, wenn der Besitzer nicht zu Hause ist. Außerdem fährt er automatisch zu seiner Ladestation." Immerhin: Die Datenübertragung des smarten Sprach- und Sicherheitsassistenten soll verschlüsselt erfolgen.
Auf deutsche Kommunikation müssen potenzielle Kunden wohl noch lange warten. Bislang versteht und spricht Robelf nur Chinesisch und Englisch. Ein Handelspartner in Deutschland wird noch gesucht. Doch selbst wenn Robelf tüchtig lernt, geht er an seinen Zielgruppen Kinder – die er auch unterrichten soll – und Senioren vorbei: Nur wenige Menschen können sich die technischen Helfer zum Lernen oder zur Nachhilfe (15 Prozent) sowie in der Pflege von alten oder kranken Angehörigen im Haushalt (14 Prozent) vorstellen, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 1.007 Bundesbürgern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Knuffiger Roboterhund, der kräftig lauscht
„Aktuell kommen immer mehr Roboter zu immer günstigeren Preisen auf den Markt, die uns zuhause bei alltäglichen Aufgaben unterstützen oder sie sogar komplett übernehmen können", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Die Verbraucher können von diesem technologischen Fortschritt profitieren und sich den Alltag erleichtern lassen." Acht von zehn der Befragten, die Interesse an Robotern haben, wollen ihn vor allem als Haushaltshilfe, etwa zum Staubsaugen oder Wischen einsetzen (82 Prozent), aber auch Unterstützung bei der Gartenarbeit ist gefragt (41 Prozent).
Der Haken bei den Haushaltshilfen mit Hightech-Hirn: Anspruch und Realität der Roboter klaffen zurzeit weit auseinander. Staubsauger- und Fensterputzroboter brauchen noch viel Beistand und willige Menschen, die ihnen vorauseilen und alles passend machen. Vom Büro aus den Putzroboter daheim aktivieren klingt gut, funktioniert aber nur zufriedenstellend, wenn man wenig Zeit zuhause verbringt und deshalb nur täglich Staub entfernt werden muss. Selbst mit dem Wegräumen und Wegputzen von Frühstücksresten vom Tisch wäre der maschinelle Helfer bereits überfordert. Wer auf lebendige Putzhilfen verzichtet, weil es mehr Sinn macht, beim Wegräumen gleich selbst zu putzen, als doppelte Zeit in Hin- und Herräumen der familienspezifisch angepassten Raumbefüllungen zu investieren, hat von den aktuellen Saubermach-Robotern ohne menschliches Einfühlungsvermögen, denen immer wieder der Bauch ausgeräumt werden muss, sowieso sehr wenig.
Charme hat der Sony-Hund „Aibo", der einer japanischen Wirtschaftszeitung namens „Nikkei Asian Review" zufolge nach einem Dutzend Jahren im Spielzeughimmel wieder auferstehen soll. Der Neugeborene soll sich verhalten wie ein Welpe, herumtollen, sich wälzen, Kindern mit seinem haustierähnlichen Verhalten Spaß bereiten. Damit nicht genug. Der einstige Spielhund bekommt Verantwortung. Als smarter Gefährte hat er die Aufgabe, im vernetzten Zuhause Geräte und Sicherheit zu steuern. Dabei agiert er wie Amazon Echo, Google Home und Apples Homepod als lauschender Lautsprecher mit Netzwerkanbindung, der auf Zuruf agiert. Der Unterschied: Mit einem niedlichen Haustier sprechen Erwachsene und Kinder voraussichtlich ungezwungener, als mit einem puristisch designten Lautsprecher. Damit dabei keine Missverständnisse entstehen, die beim Steuern von Jalousien, Kaffeemaschinen, Fernsehern und Sicherheitssystemen ungünstig bis fatal sein könnten, braucht der kleine Hund jede Menge smart einordnende Künstliche Intelligenz (KI).
Auf wen hört die KI letztlich?
Die Aibo-Erfinder bauen mit der zeitgemäß smarten Nutzung auf seine Künstliche Intelligenz aus Aibo-Frühzeiten auf, die im vergangenen Jahrtausend zum stolzen Verkaufspreis von 4.000 Dollar begannen. Als KI-Pionier zeigte das Robotik-Tier damals noch nicht genügend spannende Funktionen und Fähigkeiten, um sich auf Dauer auf dem Markt zu halten. Mittlerweile ist die Künstliche Intelligenz deutlich weiter und lernt selbst durch Erfahrungen, Imitationen und anhand riesiger, gesammelter Datenbestände (Big Data). Spannend wird, wie die Sony-Entwickler die Frage lösen, auf wen das Robotik-Hündchen bei voneinander abweichenden Befehlen hören soll – auf die Kinder oder auf die Eltern. Auf nachvollziehbare Vernunft oder auf abgeschauten Unfug?
Mehr Spaß als der unbewegliche Robelf mit seinen Fehleinschätzungen und standardisierten, unlustigen Ansagen dürfte der smarte Spielzeug- und Smart-Home-Hund
Kindern auf jeden Fall machen. Und mit Aibo dürfen auch große Nerds spielen: Dem Bericht aus Japan zufolge, ist der Roboter-Hund als offene Plattform geplant, in die sich Entwickler von außen mit ihren Ideen und Zugaben einbringen.