Jedes Frühjahr sorgen sie an den Fernsehbildschirmen für große Begeisterung: die atemberaubenden Kostüme von Katia Convents, in denen die Tanzpaare in der RTL-Show übers Parkett schweben. Im Interview spricht die Bonner Designerin über „Let’s Dance" und Trends im Bereich Abendmode.
Frau Convents, „Let’s Dance" läuft im Frühjahr wieder an, und die Fans fiebern schon der Show entgegen. Sind Sie schon aufgeregt?
Da ich seit 2006 dabei bin, ist die Aufregung nicht mehr so groß. Größtenteils kenne ich den Ablauf und weiß, was auf mich und mein Team zukommt. Ich bin aber sehr gespannt – vor allem auf die neuen Teilnehmer.
Ist das für Sie die stressigste Zeit im ganzen Jahr?
Die stressigste Zeit im Jahr ist es auf jeden Fall. Während „Let‘s Dance" arbeite ich fast rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Aber dennoch macht es mir sehr viel Spaß und fordert mich immer wieder aufs Neue.
Arbeiten Sie jetzt schon an den Kleidern?
Noch arbeite ich nicht an den Kleidern, da ich die Kostüme immer typgerecht zu den Damen entwerfe. Ich mache mir zwar schon Gedanken, aber die intensive Arbeit beginnt Anfang Januar.
Wie lange haben Sie Zeit, um die Kostüme zu entwerfen und anzufertigen?
Die Kleider fertige ich stets neu von Sendung zu Sendung an. Das heißt, ich habe für das Entwerfen, die Abstimmung mit der Produktionsfirma und den Tänzern sowie für die Anfertigung nur vier Tage Zeit. Zur Generalprobe muss alles pünktlich fertig sein.
Nähen Sie die Kostüme mit Ihrem Team komplett von Hand oder lassen Sie sie herstellen?
Die Damen- sowie die Herrenkostüme werden komplett von meinem Team im Atelier in Bonn genäht. Alles entsteht in Handarbeit. Ich bin bei jedem Kostüm von Beginn bis zur Endabnahme persönlich dabei.
Ist die Arbeit mit der Fertigstellung des Kostüms und der Anprobe zu Ende oder agieren Sie auch während der Shows mit Ihrem Team hinter den Kulissen?
Ich bin mit meinem Team immer als erstes im Studio und verlasse dieses nach der Sendung als letztes. Während der gesamten Sendung sowie den Proben sind wir eingebunden und betreuen die Prominenten und Tänzer.
Wie viele verschiedene Outfits entwerfen Sie etwa während einer ganzen Staffel „Let’s Dance"?
Das werde ich oft gefragt, aber so pauschal kann ich das nicht sagen. Es beginnt mit 14 Paaren, für die jeweils ein Kostüm – sowohl für die Damen als auch für die Herren – angefertigt wird. Die Anzahl der Paare nimmt zwar von Sendung zu Sendung ab, aber dafür steigt die Anzahl der Tänze. Neben den Kostümen für die Paare bin ich auch für die Kostüme der Zusatztänzer und die des Openings verantwortlich.
Designen Sie auch die Outfits der Jury und der Moderatoren?
Die Outfits der Jury und Moderatoren designe ich in der Regel nicht. Dennoch kann es hin und wieder vorkommen, dass für eine Sendung mein Rat gefragt ist und ich das eine oder andere Kleid anfertige – wie zum Beispiel für Motsi Mabuse in einigen Finalsendungen.
Gibt es ein, zwei Kleider aus der letzten Staffel, auf die Sie ganz besonders stolz sind? Wer hat Sie zu welchem Tanz getragen?
Besonders stolz bin ich auf die Finalkostüme von Gil Ofarim und Ekaterina Leonova. Sie haben in ihrem finalen Freestyle das Thema „Avatar" vertanzt. Die Overalls wurden von uns genäht und von Hand bemalt, das hat zwar sehr lange gedauert, aber es hat sich gelohnt.
Inwiefern unterscheiden sich die Kleider bei den verschiedenen Tanzstilen – muss zum Beispiel ein Kleid für einen Standardtanz anders aussehen als ein Kleid für einen lateinamerikanischen Tanz?
Jeder Tanz hat seinen eigenen Charakter, und so haben auch die Kleider zu jedem Tanz eigene Merkmale. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass Standardkleider lange und schwingende Röcke haben. Bei Lateinkleidern arbeitet man viel mit Fransen, Rüschen und Stoffen, die die Bewegung unterstützen. Außerdem zeigen Lateinkleider viel mehr Haut. Bei den Kleidern für „Let’s Dance" muss man noch beachten, dass die Choreographien oft Hebefiguren oder Kostümwechsel beinhalten. Es ist für mich sehr wichtig, dass die Kleider nicht nur schön aussehen, sondern auch bequem und komfortabel sitzen sowie auch schnell gewechselt werden können.
Wie sind Sie eigentlich zu „Let’s Dance" gekommen?
Ich war früher selbst Profitänzerin und hatte zusätzlich ein Atelier, welches immer erfolgreicher und bekannter wurde. Das war eine gute Kombination. So wurde man auf mich aufmerksam und aus dem ersten Kontakt entstand eine bis heute erfolgreiche Zusammenarbeit.
Sie haben in Polen Ernährungswissenschaften studiert und als Profi-Tänzerin Erfolge gefeiert, aber kein klassisches Design-Studium absolviert. Wie haben Sie sich all Ihre Design-Kenntnisse angeeignet?
Als Kind war es immer mein Traum, Design zu studieren. Dies war leider in Polen damals nicht möglich. Trotzdem habe ich mich nebenbei mit diesem Thema befasst und immer wieder gerne Mode entworfen und selbst genäht. Meine Großmutter sowie meine Mutter haben zu Hause genäht und so konnte ich ihnen auch ein wenig über die Schulter schauen und mir das Handwerkliche aneignen. Als ich angefangen habe, mir meine eigenen Tanzkleider zu nähen, wurden andere Tänzerinnen auf mich aufmerksam, und so kam eines zum anderen, und ich fing an, für sie Kleider zu entwerfen und herzustellen. So konnte ich mein Hobby zum Beruf machen, meinen Traum verwirklichen und bis heute mit Begeisterung ausleben.
Welche Kleider findet man in Ihrem Atelier in Bonn?
Da ich überwiegend maßgeschneiderte Kostüme nach dem individuellen Wunsch des Kunden anfertige, findet man bei mir ausschließlich Einzelstücke aus den Bereichen Abend- und Hochzeitsmode sowie Tanzgarderobe für sämtliche Tanzrichtungen. Darunter befinden sich auch viele Abendkleider, die ich für prominente Persönlichkeiten entworfen und hergestellt habe und die diese auf verschiedenen Veranstaltungen getragen haben.
Was sagen Sie als Designerin: Stehen Kleider jeder Frau?
Generell finde ich, dass jeder Frau Kleider stehen. Man muss nur das richtige für sich finden. Es muss dem Typ entsprechen und den Typ unterstreichen. Der richtige Schnitt ist hierfür ebenfalls wichtig. Es sollte die Problemzonen einer Frau kaschieren und die Schokoladenseiten hervorheben. Aber am wichtigsten ist, dass die Frau sich in ihrem Kleid wohlfühlt. Ich achte bei meinen Kunden immer darauf, dass die Frau sich mit dem Kleid identifizieren kann.
Was tragen Sie persönlich am liebsten?
Ich trage am liebsten viel Farbe, und es darf auch ruhig glitzern. Ich liebe auffällige Hosen in Kombination mit einer schönen Bluse und hohen Schuhen oder coolen Boots – für mich perfekt. Bei Abendkleidern muss es für mich sehr ausgefallen sein.
Was ist gerade im Bereich Abendmode angesagt?
Diesen Winter ist vor allem Samt angesagt. Aber auch mit transparenten Stoffen liegt man voll im Trend. Generell sollten Abendkleider momentan sehr weiblich und sexy sein und mit kleinen Details verzaubern.
Welche Accessoires passen besonders gut zu einem Abendkleid?
Das kommt natürlich ganz auf das Abendkleid an. Oft passen zu einer atemberaubenden Robe besonders große Ohrringe und ein elegantes Armband gut, manchmal kann aber auch eine tolle Kette gut aussehen. Auf jeden Fall würde ich immer hohe Schuhe zu einem Abendkleid kombinieren, die strecken die Beine und machen außerdem eine tolle Haltung.
Gibt es noch andere No-Gos?
Ein No-Go ist für mich ein zu tiefes Dekolleté, wenn es nicht zum Anlass oder nicht zur Frau passt.
2012 haben Sie Helene Fischer für Ihre Weihnachtsshow ausgestattet. Was haben Sie für sie entworfen?
Für Helene Fischer habe ich damals mehrere Outfits gemacht, da sie sich während der Show mehrmals umgezogen hat. Darunter waren zum Beispiel ein Overall in blau/türkis und ein goldenes kurzes Cocktailkleid.
Da Weihnachten kurz bevor steht: Welches Outfit und Styling ist für Frauen bei dem großen Fest immer eine gute Wahl?
Es sollte in jedem Fall elegant und nicht alltäglich sein. Ich denke, immer eine gute Wahl ist ein festliches Kleid oder Kostüm und selbstverständlich schicke Schuhe und keine Hausschuhe, auch wenn man zu Hause feiert. Dazu ein dezentes Make-up, auch wenn die Frauen sich sonst vielleicht nicht täglich schminken. Außerdem würde ich mir wünschen, dass sich auch die Herren an Weihnachten etwas festlich und elegant kleiden würden. Ein Anzug mit einer tollen Krawatte wäre eine gute Wahl. Weihnachten ist etwas Besonderes, und darum sollte es die Garderobe auch sein.