Die Gemeinde Rauris im Salzburger Land punktet mit viel Geschichte und Tradition. Im Umland finden Winterurlauber alles, was das Herz begehrt.
Manche mögen’s heiß, andere gemütlich und familienfreundlich. Zu letzteren zählen die Fans von Rauris, und davon gibt’s eine ganze Menge. Die freuen sich, wenn sie schon von fern den hohen Turm der Pfarrkirche erblicken. Deutlich schaut der über die Marktgemeinde im Salzburger Land.
Vermutlich seinetwegen wird die Kirche auch „Pinzgauer Dom“ genannt. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie 1780, beim Wiederaufbau nach einem Brand. Das und was sonst noch geschah, steht in weißer Schrift auf einem roten, mit dem Ortswappen verzierten Schild. Newcomer, nun neugierig geworden, schauen gleich mal hinein und bestaunen das prächtige Interieur. Auf dem Altarbild sind die Heiligen drei Könige zu sehen, und die Geschenke, die sie dem Jesuskind bringen, glitzern besonders gülden.
Damit sind die Betrachter sogleich mittendrin in Rauris’ Geschichte, denn die wurde jahrhundertelang vom Goldbergbau geprägt. Gold hat man nach Venedig verkauft, große Mengen mussten an die Erzdiözese Salzburg für die Bergbaulizenz geliefert werden. Schon 1342 hatte Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn eine Bergordnung für den Goldbergbau erlassen.
Trotz dieser Abgaben blieb der Goldabbau ein lukratives Geschäft und machte Rauris reich. Zumindest die Gewerken, das heißt, die Anteilseigner der Goldbergwerke. Gut ging es auch den Handwerkern, und bald wurde Rauris das goldene Städtchen genannt. Dass dafür auch 14-Jährige schufteten, war die Kehrseite der Medaille.
Vor allem im 16. Jahrhundert, der Blütezeit, erlebte Rauris einen Bauboom. Die stattlichen Häuser von damals sind erhalten und ebenfalls bestens beschildert. Das noch weitgehend originale Voglmaierhaus von 1541, ein großes schwarzgraues Gebäude, ist eh nicht zu übersehen. Das gewinnt zwar keinen Schönheitspreis, gehört aber für Historiker zu den wichtigsten Bauten. Für die Rauriser ebenfalls, beherbergt es doch seit Jahren das Gemeinde- und Standesamt. Sich hinter den vergitterten Fenstern das Ja-Wort zu geben, erfordert wohl einigen Mut.
Allerdings hängen die Hochzeitsblumen schon über dem kleinen, nicht mehr benutzten Seiteneingang. Schöne und dauerhafte aus Stein, die als Fotomotiv die Broschüren schmücken. Im Original zieren sie die Spitze eines Kielbogenportals. Wer gleich an ein Boot denkt, ist auf der richtigen Spur. Wenn das kieloben liegt, ergibt sich diese Form, und die war in der Spätgotik weithin in Mode.
Lebendig und gastfreundlich
Weiter geht’s mit der Häusersuche, und schnell werden selbst Neulinge rund um die Kirche und in der Marktstraße fündig. Wann sie gebaut wurden und für wen, wozu sie später dienten, und wer sie nun besitzt – das alles erzählen die roten Schilder und erklären auch die ungewohnten Namen. Rauris ist zu Recht stolz auf seine Geschichte und will sie auch den Gästen vermitteln.
Die können in manchen Häusern sogar Zimmer mieten, denn Rauris ist kein Museumsdorf, sondern eine lebendige, gastfreundliche Gemeinde mit rund 3.100 Bewohnern und 3.500 Gästebetten.
Geschichte finden Besucher dann zum Beispiel im Haus Gegenschreiber (von 1493). Hier ging es einst um Kontrolle im Goldbergbau. Ein Hilfsbeamter des Berggerichts führte hier das „Berggegenbuch“, das Grundbuch der Bergwerke. Lange, bis 1974, war es die Alte Post, nun bietet es Ferienwohnungen und Räume für den Elektroladen. Der Landrichter, der wichtigste Mann des Dorfes, bewohnte das 1562 erbaute, nach ihm benannte Haus. Wer nach dem Urteil nicht zahlte, erhielt Besuch vom Gerichtsvollzieher, der im Fronbothaus lebte. Beliebter war sicherlich der Bader im Gorihäusl, der damalige „Medizinmann“. Der Name Bäckerhaus, erbaut im 15. Jahrhundert, versteht sich von selbst und gehört als Café zum Restaurant Sonnblick. Groß ist es nicht, der Bäcker musste wohl finanziell kleinere Brötchen backen, leistete sich aber ein schönes Kielbogenportal.
Recht klein ist auch das Weinschreiberhaus, die frühere Zollstation. Der Weinschreiber kassierte die Bier-, Wein- und Schnapssteuer und musste sicherlich nicht darben. Seine Gäste im Anbau müssen es auch nicht.
Von hier ist schon die Talstation der neuen Hochalmbahn zu sehen. Also gleich hinstapfen und den Skipass kaufen, um am nächsten Morgen nicht Schlange stehen zu müssen. Auf dem Rückweg lässt sich Weiteres erledigen, wie Obst beim Discounter Billa – im Bachmannhaus von 1590 – kaufen und gegenüber bei Intersport Pirchner – im Wagnerhaus von 1604 – schon die Skiausrüstung ausleihen und deponieren. Ein recht kleines Sportgeschäft mit genügend Auswahl und sehr freundlicher Bedienung.
Und nun? Jetzt werde ich zum Geschichtsabstinenzler und lande kuchenlüstern in einem unbeschilderten Haus: in der Bäckerei Kreuzer, Marktstraße 54. Ein leckeres Stück Torte, ein perfekter Capuccino – so schmeckt Urlaub! Das wird mein Lieblingshaus.
Schneeschuhwanderungen
Aber noch Platz fürs Abendessen lassen, denn die Portionen sind reichlich. Auch wird in Rauris zeitig gegessen, ab 21 Uhr hängen die meisten Köche den Kochlöffel an den Haken. Heißt auch – für Nachtschwärmer ist der Ort weniger geeignet. Spätabends ist oft nur das Rauschen der Rauriser Ache zu hören. Heiße Partys scheint hier, im Nationalpark Hohe Tauern, jedoch niemand zu vermissen. Die Tourengeher starten ohnehin frühzeitig am Morgen, und die Abfahrtsläufer wollen gleich um 9 Uhr mit den Hochalmbahn-Gondeln auf 2.194 Meter emporschweben.
Während die ganz Kleinen neben der Talstation das Skialphabet erlernen, sind die Größeren in den Kinderskikursen oder mit den Eltern schon flott auf den Pisten unterwegs. Wunderbar sind die breiten, sanft geneigten Hänge: Genuss-Skifahren für alle Altersklassen. Und die Cracks? Die kriegen auf der steilen Abfahrt von der Mittelstation ins Tal ihren Kick. Zuviel Mut sollten sie sich vorher in der Heimalm nicht antrinken.
Erwähnt sei noch die Kreuzbodensesselbahn, die das Skigebiet erweitert und zweimal wöchentlich auch abends fährt. Zur Freude der Rodler, die dann auf einer beleuchteten Bahn ins Tal sausen. Ohnehin ist hier Langeweile ein Fremdwort. Im 30 Kilometer langen Rauriser Tal genießen Langläufer, Schneeschuh- und Winterwanderer Bewegung und Natur. Geführte Schneeschuhwanderungen in den Rauriser Urwald sind ein spezieller Hit.
Natürlich gibt’s Fackelwanderungen und last, but not least Brauchtum und Gaudi mit verschiedenen Veranstaltungen in der Winterzeit.