Die Alarmglocken läuteten, als Fünffach-Weltmeisterin Laura Dahlmeier in den ersten Rennen der Saison nur hinterherfuhr. Doch nun ist die Biathletin gerade rechtzeitig vor Pyeongchang wieder in Topform.Die Alarmglocken läuteten, als Fünffach-Weltmeisterin Laura Dahlmeier in den ersten Rennen der Saison nur hinterherfuhr. Doch nun ist die Biathletin gerade rechtzeitig vor Pyeongchang wieder in Topform.
Das war bloß mit Laura Dahlmeier los? Die Zuschauer in Ruhpolding rieben sich erstaunt die Augen, als ihr großes Idol beim Heimweltcup Mitte Januar im Einzel nach vier Schießfehlern lediglich auf Rang 48 ins Ziel kam. Im vergangenen Jahr hatte Dahlmeier bei den Weltmeisterschaften in jedem Rennen eine Medaille gewonnen, darunter insgesamt fünf Mal Gold, wodurch sie die erfolgreichste Teilnehmerin an einer einzelnen Biathlon-WM überhaupt wurde. Zudem hatte sie als erste Deutsche seit Magdalena Neuner 2012 auch den Gesamtweltcup für sich entschieden. Und nun war sie auf einmal weit abgeschlagen. Die Platzierung in Ruhpolding war die schlechteste ihrer gesamten Karriere und nach einer auch bis dahin schon holprigen Saison läuteten spätestens jetzt die Alarmglocken. Laura Dahlmeier, Deutschlands Sportlerin des Jahres und eine der größten Medaillenhoffnungen für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, schien völlig außer Form zu sein.
Eine Olympiamedaille fehlt Dahlmeier noch
Schon den ganzen Winter über hatte sich die 24-Jährige mit gesundheitlichen Problemen herumgeplagt. Auf den Saisonauftakt in Östersund (Schweden) musste sie verzichten, und auch ihren Start beim Biathlon-Event „auf Schalke“ in der Veltins-Arena zu Gelsenkirchen sagte sie Ende Dezember kurzfristig ab. Schon wurde spekuliert. Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner sagte im „Focus“-Interview: „Ich habe im Winter auch immer mal wieder während meiner aktiven Zeit mit Erkältungen zu kämpfen gehabt. Das ist bei Laura ähnlich. Bei ihr sind die Voraussetzungen doch etwas anders als bei ihren Mannschaftskolleginnen. Sie hat mehr Termine, mehr Interviews, muss dann hier und da auch noch abends zu einem Treffen. Währenddessen können sich die anderen um ihre Gesundheit kümmern und sich vom Physiotherapeuten verwöhnen lassen.“ Auf die Nachfrage, ob die gesundheitlichen Probleme also mit dem Stress zu tun hätten, der spätestens seit den fünf WM-Titeln auf Laura Dahlmeier hereingebrochen ist, antwortete Neuner: „Laura tut sich schwer mit der Öffentlichkeit und den Medien. Das ist immer ein Faktor, warum ein Sportler leichter krank wird. Bei mir war das nicht anders.“ Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig schlussfolgerte: „Wir müssen versuchen, Laura von allen Nebenschauplätzen abzuschotten, dass sie sich wirklich auf ihre Rennen konzentrieren kann und auch ihre Freiräume bekommt.“
Zwei Tage nach dem Debakel im Sprint von Ruhpolding gab Laura Dahlmeier selbst die beste Antwort auf die Frage, ob sie in dieser Saison an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen kann. Zusammen mit Franziska Preuß, Denise Herrmann und Franziska Hildebrand siegte sie in der Staffel; tags darauf gab es außerdem noch Platz zwei im Massenstart. Auch beim Weltcup in Antholz (Italien), dem letzten Test vor den Olympischen Spielen, lief sie in der Folgewoche zwei Mal aufs Podest – in der Verfolgung holte sie dort ihren insgesamt 19. Weltcupsieg. Die Leistungskurve zeigte also wieder nach oben, gerade noch rechtzeitig vor Olympia.
Bei der Einkleidung der Olympioniken ließ Dahlmeier dann durchblicken, dass der bedächtige Start in die Saison durchaus in ihrem Interesse war: „Das Allerwichtigste ist, am Höhepunkt die besten Leistungen abzurufen. Das ist auch in diesem Jahr wieder mein Anspruch. Ich habe versucht, das gesamte Training so zu steuern, dass ich in Topform bin, wenn es am meisten drauf ankommt – etwas, was mir in den letzten Jahren sehr gut gelungen ist. Ich hoffe, dass es auch diesmal klappt.“
Eine Olympiamedaille fehlt Laura Dahlmeier noch. Vor vier Jahren in Sotschi hat sie im Sprint lediglich Rang 46 belegt, in der Verfolgung Platz 30, im Einzel Platz 13. Auch mit der Staffel sprang nicht mehr als ein elfter Rang heraus, nachdem Startläuferin Franziska Preuß erst gestürzt war und beim ersten Schießen anschließend Probleme mit dem Gewehr hatte. Auch die anderen DSV-Skijägerinnen waren nicht viel besser. Zum ersten Mal überhaupt blieben die deutschen Biathletinnen bei den Winterspielen komplett ohne Edelmetall. Hinzu kam noch der Dopingfall von Evi Sachenbacher-Stehle, der Sotschi aus deutscher Sicht endgültig zum Desaster werden ließ.
Im Staffelweltcup führt Deutschland souverän
Dieses Mal soll es besser laufen. Zwei Einzelmedaillen und eine Staffelmedaille, dazu eine weitere gemeinsame Medaille in der Mixed-Staffel mit den Männern – so hat Bundestrainer Gerald Hönig gegenüber der ARD die Ziele seiner Mannschaft für die Wettkämpfe in Pyeongchang umrissen. „Dann können wir heimfahren und von sehr guten und erfolgreichen Olympischen Spielen für uns reden“, sagte er.
Zu den härtesten Konkurrentinnen zählen in diesem Winter die Weltcupführende Kaisa Mäkäräinen aus Finnland, Anastasiya Kuzmina (Slowakei), Dorothea Wierer (Italien) sowie die Weißrussin Darja Domratschawa, die 2014 gleich drei olympische Goldmedaillen gewann.Im Staffelweltcup führt Deutschland derzeit souverän. In Hochfilzen und Ruhpolding siegte das DSV-Quartett, in Oberhof lief man auf Rang zwei. Im Einzel konnte sich jedoch außer Laura Dahlmeier nur eine weitere Deutsche bereits auf dem Treppchen platzieren. Denise Herrmann gelangen gleich zum Auftakt in Östersund zwei Erfolge im Sprint und in der Verfolgung. Es waren die beiden ersten Weltcupsiege für die frühere Langläuferin, die erst 2016 zum Biathlon gewechselt war. Schnell war sie auf Skiern immer schon gewesen, doch mit der Präzision am Schießstand hatte sie zunächst noch ihre Probleme gehabt. Gerade da hat sich die 29-Jährige nun deutlich verbessert, insbesondere im Liegend-Anschlag. Das Ergebnis von Östersund konnte sie danach allerdings nicht mehr bestätigen. Zwar lief sie noch vier Mal in die Top Ten, doch bei der Olympia-Generalprobe in Antholz waren es zuletzt nur noch die Plätze 12 und 21.
Es sieht so aus, als müsste also doch wieder Laura Dahlmeier die Kohlen aus dem Feuer holen. Wie es sich anfühlt, in Pyeongchang zu gewinnen, durfte sie bereits im vergangenen Frühjahr erleben: Als der Weltcup zuletzt in der Olympiastadt Station machte, siegte die Garmisch-Partenkirchnerin im Sprint und in der Verfolgung. Vielleicht ja ein gutes Omen für 2018.