Südkorea gilt als innovativstes Beauty-Land der Welt. Doch auch die japanische Kosmetikindustrie braucht sich nicht zu verstecken, ist Nippon doch nach den USA weltweit die Nummer zwei in Sachen Schönheitspflege.
Auch wenn die Vereinigten Staaten den weltweit größten Beauty-Markt haben und Deutschland in Westeuropa in Sachen Schönheitspflege ganz klar die Nase vorn hat vor Frankreich, Großbritannien und Italien, so kommen doch immer mehr Kosmetik-Innovationen aus zwei asiatischen Ländern. Japan, die globale Nummer zwei im Beauty-Markt, und Südkorea sind längst die Trendsetter in der Schönheitspflege, wobei Hautpflegeprodukte 2016 mit 36 Prozent den Hauptanteil am weltweiten Umsatzkuchen der Branche ausmachen – vor Haarprodukten mit 23 Prozent und Make-up-Utensilien mit gut 18 Prozent. Dem asiatischen Schönheitsideal eines makellosen Porzellan-Teints kann zwar im restlichen Teil der Erde kaum jemand etwas abgewinnen. Aber dass viele fernöstliche Schönheiten dank diverser Beauty-Geheimrezepte viel jünger aussehen und viel weniger Falten oder unschöne Altersflecken haben als Ladys aus den westlichen Ländern, ist längst offenkundig geworden.
Sonnenbaden ist natürlich verboten, von einem Solarium-Besuch gar nicht zu sprechen. Sämtliche Beauty-Produkte müssen als Nebeneffekt einen wirksamen Sonnenschutz dank UV-Filtern bieten. Sicherheitshalber werden häufig Sonnenschirme oder gar Handschuhe gegen direktes Sonnenlicht getragen. Auch die Ernährung spielt für ein perfektes Aussehen eine wichtige Rolle, weshalb sich in der asiatischen Küche so manche Beauty-Foods finden, die vor allem von Fisch, Reis, Soja, Algen und Tee bestimmt werden mit reichlich gesättigten Fettsäuren, Omega-3-Fettsäuren, Pflanzenwirkstoffen, Vitamin C sowie Mineralien wie Kalium und Jod. Effektiver Sonnenschutz und gesunde Ernährung sind gewissermaßen die Basics der asiatischen Schönheitspflege, die dann durch die verschiedensten neuen und auch tradierten Produkte oder Behandlungen perfektioniert wird.
Japan
Auf den Spuren der Geishas
Jahrhundertelang waren die Geishas mit ihrem porzellanartigen Teint das japanische Schönheitsvorbild. An ihm orientieren sich auch heute noch die modernen Nippon-Frauen. Das Ideal möchten sie mithilfe von Kosmetik-Produkten erreichen, die möglichst wenige, dafür hochwertige und wirksame Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs enthalten sollten. Die vermeintlichen Alleskönner-Produkte mit zig verschiedenen Ingredienzien haben in Nippon keine Chance. Als treffliches Beispiel für die perfekte Japan-Kosmetik mag die neue Shiseido-Linie namens Waso herhalten. In der werden keine Parabene, Mineralöle oder Kunststoffpartikel verarbeitet, sondern natürliche Inhaltsstoffe wie Karotten (für Feuchtigkeit), Honig (antibakeriell wirkend), Tofu (Hautstraffung), Loquat (Mispelsorte) oder Weißer Eispilz.
Ein ganz wichtiges Schönheitsritual ist die tägliche Gesichtsmassage. Japanische Frauen sind fest davon überzeugt, dass sie damit einen Schlüssel zur ewig jungen faltenfreien Haut in Händen halten. Daher werden Beauty- und Pflegeprodukte nicht einfach nur aufgetragen, sondern sorgfältig mit sanften kreisenden Bewegungen in die Haut einmassiert. Dadurch können nicht nur die Wirkstoffe besser in die Haut eindringen, sondern die Durchblutung wird angeregt.
Ganz wichtig ist japanischen Frauen auch die gründliche Reinigung als Grundlage der Hautpflege. Dabei greifen sie gerne zu hochwertigen Lotionen mit natürlichen Ölen, beispielsweise Reiskleieöl oder Kamelienöl. Bekannt ist auch das Double Cleansing, das schon die Geishas zur Entfernung der dicken, mehrschichtig aufgetragenen Schminke angewandt haben sollen. Bei den neuen Produkten kommt zunächst ein Reinigungsprodukt auf Öl-Basis zum Einsatz, danach eines auf Wasser-Basis. Die Reinigungsprozedur wird immer mit einer rückfettenden Pflegemilch abgeschlossen. Ein ungewöhnlicher Gesichtsreinigungsstoff ist der Matcha-Tee. Das giftgrüne Pulver soll dank reichlich enthaltener Antioxidantien und Aminosäuren die Neubildung von Kollagen und Elastin anregen. Matcha-Spezialist ist Kosho Cometics, das Unternehmen hat auch ein sanftes Peeling im Sortiment.
Produkte zur Gesichtspflege enthalten häufig Omega-3-Fettsäuren und basieren auf Meerwasser. Letzteres sorgt nicht nur für einen natürlichen Peeling-Effekt, sondern hilft auch bei der Regeneration der natürlichen Feuchtigkeitsdepots unter der Hautoberfläche. Mega-angesagt bei den Promi-Damen dieser Welt ist derzeit die „Facial Treatment Essence“ der japanischen Beauty-Marke SK-II. Sie soll nicht nur Feuchtigkeit spenden, Falten glätten und die Widerstandskraft der Haut gegen äußere Einflüsse stärken, sondern auch noch einen ultra-sanften Peeling-Effekt für seidenweiche Haut haben. All diese Wunder soll der Inhaltsstoff namens Pitera bewirken, eine klare Flüssigkeit, die reich an Vitaminen, Proteinen, Aminosäuren und Mineralien ist.
Sehr beliebt ist bei Japanerinnen aber auch eine Gesichtscreme auf Wakame-Basis, einer vor der Küste Nippons beheimateten Braunalge, die bei längerer Anwendung den Hyaluronsäure-Haushalt der Haut perfekt regulieren und einen jugendlichen Teint herbeizaubern soll. Helles Puder und aufhellende Cremes sind weitere feste Bestandteile der japanischen Gesichtspflege. Und wer genügend Geld in der Tasche hat, der kann sich wie die Victoria‘s Secret Angels für eine Gesichtsmaske aus Blattgold der Hautexpertin Mimi Luzon entscheiden. Normalsterbliche Japanerinnen greifen allerdings derzeit zum Konjac-Schwamm zur perfekten Gesichtsreinigung. Der Schwamm ist ein Naturprodukt aus der Konjac-Wurzel und daher frei von Farb- oder Konservierungsstoffen. Mit der steingrauen Version lassen sich Mitesser bestens entfernen, der rote Schwamm wird gegen Fältchen und erweiterte Äderchen empfohlen, der weiße Schwamm ist angeblich für oder gegen alles geeignet. Zur sanften Haarreinigung schwören japanische Trendsetterinnen neuerdings auf spezielle Cleansing-Shampoos (beispielsweise von der Marke Shu Uemura), die mit Hilfe von feinsten Partikeln Schmutz und ölige Rückstände perfekt entfernen können, wodurch das Haar besonders aufnahmefähig für den Conditioner wird.
Korea
Weltweite Nummer eins bei Beauty-Innovationen
Spätestens mit dem Hype um die BB-Cremes ab dem Jahr 2011 ist koreanische Kosmetik auch im Westen in aller Munde. Wenn es um Beauty-Innovationen geht, ist das asiatische Land inzwischen weltweit das Maß aller Dinge. Im BB-Markt führt an Korea nach wie vor kein Weg vorbei. Aktuell besonders empfehlenswert ist beispielsweise die Air Cushion XP Natural BB Cream von Iope oder die M Perfect Cover BB Cream von Misha. Neuheiten wie „BB Cushion-Compact Cremes“ (mit Sonnenschutz und Deckkraft) erfreuen sich ebenso rasanter Nachfrage wie Hydro-Gel-Masken mit Zutaten wie Eiern oder Schneckenschleim.
Demnächst werden noch weiter verbesserte Feuchtigkeitsmasken sowie spezielle hydratisierende „Make-up-Cursions“ für noch höhere Haut-Feuchtigkeitszufuhr angeboten werden. In den USA sind koreanische Kosmetikartikel, in Fachkreisen cool-bewundernd nur noch abgekürzt „K-Beauty“ genannt, inzwischen die meistgekauften Schönheits-Produkte.
Aufgrund der weltweit hohen Nachfrage nach Korea-Pflege hat sich auf dem umkämpften heimischen Markt eine Vielzahl von Beauty-Unternehmen etabliert, die speziell in der Hauptstadt Seoul ihre Kreationen in unzähligen Make-up-Shops anbieten. Koreanische Frauen waren mit die ersten, die sich zunehmend von Kosmetik mit künstlich erzeugten Inhaltsstoffen abgewendet haben. Seitdem sind Produkte auf pflanzlicher Basis auf dem Vormarsch, deren natürliche Inhaltsstoffe die Haut mit Feuchtigkeit und Nährstoffen versorgen und pflegen. Statt auf chemische Verbindungen zu vertrauen, werden Extrakte von Tee, Tomaten, Erdbeeren oder Zitronen, Ginseng, Bambus, Honig, Hefe, Kräuter, fermentierte Nährstoffe mit Aminosäuren oder auch Schneckenschleim verarbeitet.
Dank der großen einheimischen Konkurrenz ist nicht nur die Produktvielfalt riesengroß, sondern aufgrund der hohen Absatzzahlen gibt es koreanische Kosmetik in hoher Qualität zu vergleichsweise günstigen Preisen (was in Deutschland wegen der Import-Aufschläge gar nicht so ganz bemerkt werden kann). Und dazu lieben es die meisten koreanischen Firmen, sich putzig-farbenfrohe Hingucker-Verpackungen mit einem Niedlichkeitsfaktor (samt Maskottchen oder Emojis) als Erkennungszeichen auszudenken. Auch ungewöhnliche Design-Lösungen wie ein Nagellack in Eiscreme-Form, Gesichtsseife im Eierkarton oder ein als Häschen getarnter Parfümstick sind völlig normal.
Innerhalb von gerade mal drei Jahren hat sich das junge Unternehmen The Face Shop den Status der beliebtesten Beauty-Marke Koreas erobert. Daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer Stars der koreanischen Beauty-Industrie wie Nature Republic, Skin Food, Iope, Laneige, Sum 37, Hera, Sulwhasoo (Ginseng-basierte Naturkosmetik), The Whoo, Etude House (Prinzessinnen-Artikel für junge Mädchen) oder der schnell wachsende Shooting-Konzern Missha (Rezepturen mit Milch und Sahne).
Die Pflegeroutine der typischen Koreanerin ist viel aufwendiger und besteht aus weitaus mehr Schritten (bis zu zehn) als die der durchschnittlichen Europäerin. Neben den Masken, die mindestens ein- bis zweimal pro Woche aufgelegt werden und sich in Gestalt von Tuch- oder Lippenmasken bei Promis auf Instagram derzeit großer Beliebtheit erfreuen, und klassischen Produkten wie Waschgel, Peeling (sehr angesagt sind Vlies-Peelingpads), Toner, Creme oder Augencreme gehören meist auch noch eine Essenz (beispielsweise Essenz-Toner mit Lifting-Effekt) und ein hoch konzentriertes Serum, das abends vor dem Zubettgehen vor der Nachtcreme in die Haut einmassiert wird, zum Beauty-Alltag. Beim Auftragen der diversen Pflegeprodukte übereinander muss stets berücksichtigt werden, dass immer von leichteren zu schwereren Konsistenzen fortgeschritten wird.
Grundlage der koreanischen Hautpflege ist aber die anständige Reinigung. Und dabei ist auch in Korea Double Cleansing Standard. Was nichts anderes heißt, als das immer Make-up-Entferner (beispielsweise Mizellenwasser) und ein Reinigungsgel statt nur eines Abschminktuchs verwendet werden. Am beliebtesten sind ölbasierte Gesichtsreiniger, mit denen das Make-up perfekt entfernt werden kann und die dafür sorgen, dass die Poren nicht verstopfen. Der absolute Renner in Korea ist das Reinigungsöl von Klaires. Nach dem Öl-Cleanser kann auch noch ein Creme- oder Schaum-Cleanser benutzt werden.
Feuchtigkeitspflege und Sonnenschutz verstehen sich für koreanische Frauen von selbst. Koreanische Kosmetik kann hierzulande über Amazon oder (meist deutlich günstiger) über Ebay bestellt werden. Interessanter dürfte jedoch eine Bestellung über koreanische Onlineshops wie TesterKorea, RoseRoseShop oder Koreadepart sein – bei ihnen werden die Produkte zum koreanischen Ladenpreis angeboten. Allerdings sollten dabei die Versandkosten nicht außer Acht gelassen werden, die relativ happig sein können.