Der sechste Teil unserer Serie „Die sieben Naturwunder" handelt vom längsten unterirdischen Fluss der Welt. Insgesamt 8,2 Kilometer lang ist das berühmte Gewässer unweit von Puerto Princesa, der Hauptstadt der Philippinen-Insel Palawan.
Trotz der Entdeckung eines aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich umfangreicheren subterranen Systems auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán im Jahr 2007, gilt das rund 8,2 Kilometer lange Gewässer unter den Karstformationen der philippinischen Insel Palawan noch immer als längster, schiffbarer, unterirdischer Fluss der Welt. Sein Alter wird von Experten auf etwa 23 Millionen Jahren geschätzt. Noch heute ist er natürlich die touristische Hauptattraktion des 1971 etablierten Puerto Princesa Subterranean River National Parks. Der atemberaubende Nationalpark erstreckt sich auf einer Fläche von insgesamt mehr als 22.000 Hektar und zählt bereits seit dem Jahr 1999 zum Unesco-Weltnaturerbe.
Diese Ehre wurde dem Gebiet nicht nur dank des einzigartigen Underground Rivers nahe des kleinen, idyllischen Fischerdörfchens Sabang an der herrlichen St. Paul Bay mit traumhaftem Sandstrand zuteil. Auch die für die Philippinen allgemein durchaus typische, fast beispiellose Biodiversität hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Flora und Fauna ganz Palawans, die sich zwischen Südchinesischem Meer im Nordwesten und der Sulusee im Südosten im westlichen Teil der Philippinen befindet, haben recht wenig mit den übrigen Landesteilen gemein, ähneln diesbezüglich vielmehr dem nahen Bormeo, mit dem Palawan einstmals durch Landbrücken verbunden war.
Schiffbar sind theoretisch 4,2 Kilometer
Der Underground River, der vor seinem Eintauchen in die Unterwelt den Namen Cabayugan River trägt, mit seiner geheimnisvollen Höhlenwelt ist nur vom Meer aus zugänglich. Schiffbar sind theoretisch 4,2 Kilometer, für Touristen sind allerdings lediglich die ersten 1,2 Kilometer freigegeben. Der Fluss ist teilweise bis zu acht Meter tief. Im Licht von autobatteriebetriebenen Lampen öffnen sich Höhlen und riesige Hallen mit imposanten Stalaktiten und Stalagmiten, manche Bereiche haben geradezu Dom- oder Kathedralen-Dimensionen. Bei Forschungen im Jahr 2010 wurden tief im Innern des Höhlensystems, in dem Schwalben und Tausende von Zwergfledermäusen Unterschlupf gefunden haben, bislang unbekannte kleinere Wasserfälle, weitere Flussarme, eine River-Untiefe oder auch eine Riesenhalle mit einer Deckenhöhe von 300 Metern entdeckt.
Aber der Underground River ist nicht die einzige große Sehenswürdigkeit des Nationalparks. Es gibt gleich mehrere beeindruckende Höhlen, von denen aber das riesige „Daylight Hole" bei Sabang wohl am bekanntesten ist. Die Grotte ist an der Öffnung etwa 60 Meter hoch und ganze 100 Meter breit. Auf mehr als 200 Metern erstreckt sie sich in den Berg hinein. Naturliebhaber kommen vor allem im Magrovengürtel Poyuy-poyuy auf ihre Kosten. Besonders interessant ist, dass dort jüngere, noch kletterfähige Exemplare der Bindenwarane ebenso zu Hause sind wie Makaken oder Nachtbaumnattern.
Üppige wie vielfältige Tier- und Pflanzenwelt
Sowieso ist diese Gegend für Naturliebhaber eine einzige Freude. Denn hier gibt es zahlreiche Tiere und Pflanzen der ebenso üppigen wie vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt zu bestaunen. Auf der im Westen der Philippinen gelegenen Insel Palawan wurden neben unglaublichen 24.000 Arten von Insekten, Mollusken und Anthropoden weitere 232 Tierarten registriert. Darunter befinden sich alleine 95 Vogelarten – von Palawapfaufasan über Eisvogel bis hin zum „sprechenden" Gefiederträger namens Beo –, 19 Reptilienarten, mit unter anderem Königskobra oder auch Netzpython, 30 Säugetierarten und sagenhaften 41 Schmetterlingarten. Hier findet man auch den weltweit größten Falter mit dem schönen Namen Papilio Trojano, der auch Trogonoptera trojana gennant wird und mit einer Flügelspannweite von bis zu 18 Zentimetern an der Spitze aufwartet. Aber nicht nur die Fauna ist bestaunenswet, auch die Flora hat es hier in sich: Es gibt 1.522 Arten von Blütenpflanzen und zusätzliche 295 Baumarten. Vor der Küste der schönen Insel liegt das bekannte Tubbataha-Riff, das es ebenfalls verdientermaßen auf die begehrte Liste des Unesco-Weltnaturerbes geschafft hat. Auch hier finden sich beeindruckende Tiere, wie zum Beispiel die Irawadidelfine, die mancherorts auch Flussschweine genannt werden.