Angeblich kann man durch eine Kalorienreduzierung sein Leben verlängern.
Es ist schon eine Krux mit dem Alter. In jungen Jahren träumt man davon, sehr alt zu werden. Und als Senior wäre man natürlich gerne wieder jung. Ein Blick auf unsere Mitmenschen lehrt: Altwerden ist kein Honigschlecken und löst bei manchen Betroffenen sogar Angstgefühle aus. Es ist für uns als Jung-Rentner auch gar nicht so leicht zu verkraften, dass sich unser Bekanntenkreis radikal verändert hat. Wenn wir heute bei unseren Festivitäten rundherum in lauter betagte Gesichter blicken, bleibt der ernüchternde Befund: Früher bestand unsere Gästeschar aus wesentlich jüngeren Leuten!
Amerikanische Forscher machen uns jedoch jetzt Mut, dass man dem körperlichen und geistigen Verfall entgegenwirken kann. Vier Super-Tipps schwappten gerade über den Großen Teich zu uns herüber, wie wir lebensverlängernd altern können: Wir brauchen nur geistig fit zu bleiben, die körperliche Fitness zu bewahren, engen Kontakt zur Familie zu pflegen und vor allem: uns richtig ernähren. Diese vier Rezepte mögen ja wissenschaftlich fundiert sein, aber sie haben einen entscheidenden Nachteil: Es genügt nicht, sie zu kennen; man muss sie auch befolgen. Und gerade das fällt uns mit zunehmendem Alter schwerer.
Nehmen wir nur mal die Sache mit der Ernährung. Eine deutliche Reduzierung der Kalorienaufnahme verlängere unser Leben wesentlich, verheißen die Mediziner mit Hinweis auf entsprechende Tierversuche. Tiere, deren selbstbestimmte Essensration man um ein Drittel gekürzt hat, hatten auch eine um ein Drittel höhere Lebenserwartung. Wir bezweifeln allerdings, dass die Wissenschaftler mit einer solchen These richtig liegen. Gäbe es tatsächlich einen solchen direkten, umgekehrt proportionalen Zusammenhang zwischen Lebensdauer und Essensmenge, müsste logischerweise ja eine Nahrungsreduzierung um 100 Prozent zu einer Verdoppelung der Lebensjahre führen. Ob das klappt?
Außerdem geben die Forscher zu, dass die Kalorienreduktion auch Nachteile hat: Man wird kälteempfindlicher und muss mit einer eingeschränkten Libido rechnen. Dafür verlaufen aber bei den selbstbestimmten Hungerleidern die Alterungsprozesse im Gehirn langsamer. Da muss eben jeder für sich selbst entscheiden, ob er seine Prioritäten unterhalb oder oberhalb der Gürtellinie setzen möchte.
Die bekanntlich stets trickreichen Pharmakologen haben aber schon ein Mittelchen entwickelt, durch das mithilfe von Eiweißmolekülen, sogenannten Sirtuinen, dem Körper eine Kalorienreduzierung vorgegaukelt wird. Man darf also ruhig weiter üppig essen, der Körper glaubt dank Tabletten an eine Kalorienreduzierung und schenkt uns prompt ein paar zusätzliche Lebensjahre. Zu schön, um wahr zu sein.
Erfreut haben wir aber registriert, dass die Sirtuin-Produktion auch durch Rotwein anregt wird. Allerdings müsse man etwa 1.000 Flaschen trinken, um die gleiche Wirkung zu erzielen wie eine einzige Tablette. Bei allem guten Willen: Das würde aber ganz schön ins Geld gehen.
Will man alt werden, bleibt am Ende wohl doch nur noch das Fasten. Nachweislich gibt es nämlich keine dicke Hundertjährige. Und die mit 127 Jahren bisher älteste Frau der Welt war gertenschlank und konnte sich deshalb sogar erlauben, das Rauchen erst mit 119 Jahren aufzugeben. Wir sind sicher, dass sie als kalorienbewusste Nichtraucherin noch wesentlich älter geworden wäre.
Wenn nun die amerikanischen Wissenschaftler Recht haben, dass wir mit jedem Bissen, den wir in uns reinschaufeln, auch am eigenen Grab schaufeln, dann müssen diese Altersforscher sich fragen lassen, warum sie bei ihren Tipps neben dem Fasten auch zu regem Kontakt zur engeren Familie raten. Denn gerade dort werden wir doch stets mit derartigen Kalorienbomben vollgestopft, dass jeder Verwandtenbesuch uns unweigerlich dem Tod ein Stück näher bringen würde. Wer könnte denn sowas wollen?
Oder sollte die Verwandtschaft diese Forschungsergebnisse vorausgeahnt haben und schon seit Jahren gezielt unserer Lebensverlängerung entgegenwirken? In diesem Fall müssten wir unser Testament nochmals überarbeiten.