Wäre „Always Ascending" vor etwas mehr als zwei Monaten erschienen, hätte es etliche Jahreslisten geziert. So steht nun die Prognose im Raum, dass das fünfte Franz-Ferdinand-Album ganz vorne dabei ist, wenn erneut Rückschau auf den Musik-Jahrgang gehalten wird – weil man diese zehn ausnahmslos gigantischen Tracks bestimmt nicht vergessen wird. „Diese Platte sollte anders klingen als alles, was wir je zuvor gemacht haben", sagen Alex Kopranos, Bob Hardy, Paul Thomson und Julian Corrie, der den sich in Familienauszeit befindenden Nick McCarthy souverän ersetzt hat.
Ja, anders klingt „Always Ascending" definitiv! Gereift ist die Songhandschrift der Schotten, zwingender, zupackender geriet die Umsetzung, ja, und abgedreht-genialischer sind wohl bereits die zugrundeliegenden Ideen.
Schon das eröffnende Titel-Stück ist famos. Sanft schleicht es sich heran und von Anbeginn begeistern brillante Vocals. Später schieben zackig-funkige Saiten-Riffs und Stakkato-Rhythmen den Hörer vehement auf die Tanzfläche. Nicht einmal diverse herausfordernde Brüche stören dabei. Zackig, funkig, Stakkato – das kennt man doch aber von den Schotten?! Richtig, und trotzdem ist das hier eine neue Dimension.
Wunderbar selbstironisch und ebenso dringlich kommt danach der „Lazy Boy" rüber. Auch hier dauert es eine Weile, bevor der Song abhebt – und zwar mit James-Brown-Riffs à la „Sex Machine".
„The Academy Award" ist im wahrsten Sinne großes Kino – hypermelodisch, dramaturgisch brillant, unfassbar sexy zwischen Innehalten und Weltumarmung. Köstlich pluckernd und von einem wunderbar knarzigen Bass befeuert, fasst die Liebeserklärung „Lois Lane" umstandslos ans Herz – inklusive einem magischen Refrain mit himmlischem Synthesizer-Bogen. Ein großartigeres Mutmachlied zur Weltrettung ward ewig nicht gehört.
An dieser Stelle tut es einem zutiefst leid um jedes Lied, das hier keine Erwähnung mehr finden kann. Doch halten wir noch Folgendes fest: Franz Ferdinand sind die Band der Stunde – und im März auf Tour!