Der 1. FC Saarbrücken hält mit der U23 des SC Freiburg einen weiteren Konkurrenten auf Distanz. Dennoch gaben sich Spieler und Trainer selbstkritisch.
Fast schien es, als ob sich Gästetrainer Christian Preußer am vergangenen Samstag entschuldigen wollte. „Das war ein reiner Zufall, dass wir in einer solchen Formation nun zum zweiten Mal gegen Saarbrücken angetreten sind. Wir sprechen unsere Aufstellung immer mit dem Cheftrainer der Ersten Mannschaft ab. Und da ist es entscheidend, welche Spieler von oben Spielpraxis brauchen." Die Verantwortlichen des 1. FC Saarbrücken rieben sich vor dem Spiel verwundert die Augen. Gleich vier etatmäßige Bundesligaspieler standen in der Anfangsformation der Breisgauer. FCS-Trainer Dirk Lottner hatte ohnehin vor dem Gegner gewarnt, der seiner Mannschaft während des bisherigen Saisonverlauf die einzige Niederlage beibringen konnte. Nach dem 3:2-Erfolg seines Teams sah sich der Kölner bestätigt: „Freiburg hat eine enorme individuelle Qualität. Und das schon ohne die Verstärkungen von oben." Die wollte Lottner ohnehin nicht dafür verantwortlich machen, dass sein Team eine sicher geglaubte Führung am Ende über die Zeit retten musste. „Man muss fairerweise sagen, dass von den Spielern, die Freiburg aus der Ersten Mannschaft dabeihatte, niemand Spielpraxis hatte. Daher habe ich meiner Mannschaft auch vor dem Spiel gesagt, dass sie nicht in Ehrfurcht erstarren, sondern dass sie dies ausnutzen soll."
Probleme in der Defensive
Dies gelang seinem Team in der ersten Halbzeit vorzüglich. Nach einer halben Stunde führte der FCS bereits mit 3:0, und die zweite Halbzeit schien eine reine Formsache zu sein. „Wir haben dem Gegner bewusst viel Ballbesitz überlassen und wollten schnell umschalten. Das ist uns während der ersten 45 Minuten sehr gut gelungen. Nach dem Wechsel ist das Spiel dann ein wenig dahingeplätschert. Es sah nicht so aus, als dass noch großartig was passiert. Dann waren wir einmal sehr leichtfertig und sind dann ins Schwimmen geraten." Was Lottner meinte, spielte sich in der 66. Minute ab. Der bis dahin starke Oliver Oschkenat verursachte einen höchst unnötigen Elfmeter. Danach geriet die Ordnung des FCS aus den Fugen. Spätestens dann machte sich bemerkbar, dass mit Kapitän Manuel Zeitz sowie den Abwehrspielern Steven Zellner und Marlon Krause drei Defensivstabilisatoren fehlten. Torjäger Patrick Schmidt, der seinen 17. Saisontreffer erzielte, wollte dies dennoch nicht als Ausrede gelten lassen. „Ich bin etwas angefressen, weil wir die zweite Halbzeit verschlafen haben. Wir haben drauf gewartet, dass wir noch mal in die Umschaltsituationen kommen, haben aber nur darauf gewartet und nichts mehr dafür getan. Am Ende müssen wir zittern, und das ist absolut überflüssig." Wie schon beim unnötigen 2:2 gegen Elversberg eine Woche zuvor lief der FCS auch gegen Freiburg Gefahr, einen Dreier in den Schlussminuten zu verspielen. „Wir müssen uns wieder darauf besinnen, dass wir so spielen wie in der Hinrunde und die Dinger konsequent über die Zeit bringen", sagte Schmidt. Trainer Lottner kämpft derzeit dagegen an, dass sich seine Mannschaft in Selbstsicherheit wähnt. Gäste-Trainer Preußer jedenfalls gratulierte dem FCS schon mal zum Erreichen der Relegationsspiele. „Uns ist es während der vergangenen Saison, als wir in der Oberliga Meister wurden, auch so gegangen. Man bekommt Woche für Woche zu hören, dass die Nummer schon durch ist, und das macht es natürlich nicht leichter, die Konzentration hochzuhalten. Aber der FCS hat für diese Liga eine außergewöhnliche Mannschaft."
Das so gepriesene Team tritt am Samstag bei den Stuttgarter Kickers an. Einer Mannschaft, die in der Winterpause auf mehreren Positionen verstärkt wurde und die sich mit Vehemenz gegen den Abstieg wehrt. Coach Lottner erwartet jedenfalls „ein brutales Kampfspiel und will seiner Mannschaft mit auf den Weg geben, „dass auch dort nur mit 100-prozentigem Einsatz etwas zu holen sein wird." Personell spitzt sich die Lage immer weiter zu. Mit Marco Kehl-Gomez hat nun der nächste Innenverteidiger den nächsten Muskelfaserriss: Ausfall-Zeit: mindestens vier Wochen.