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WAS MACHT EIGENTLICH...

Das Ex-Beatles-Mitglied Ringo Starr wurde vor ein paar Wochen von der Queen zum Ritter Sir Ringo Starr geschlagen.
Foto: picture alliance/empics

… Ringo Starr?

Als Mitglied der Beatles stand er oft im Schatten seiner Kollegen, dabei war er ab 1970 auch solo und bei Pro­duk­tionen anderer Musiker erfolgreich. Zudem wirkte er als Schau­spieler in 15 Kino­filmen mit. Im Juni gastiert der 77-Jährige mit seiner All-Starr Band in vier deutschen Städten.

Wenn uns nicht zwei Bandmitglieder frühzeitig und auf tragische Weise abhandengekommen wären, hätte ich keinen Grund gesehen, warum die Beatles nicht auch wieder als Band zusammen aufgetreten wären. Aber das ist leider nur eine Fantasie." So äußert sich der ehemalige Fab-Four-Drummer Ringo Starr heute über eine mögliche Reunion der Beatles unter anderen Umständen. Wehmütig werde er aber nicht, wenn die alten „Rivalen", die Rolling Stones, heute immer noch auf Konzerttour gehen. Kürzlich hat er sich die Stones sogar live angeschaut, weil Mick ihm „ein paar richtig gute" Karten besorgt hat: „Die können gar nicht aufhören, weil sie das zu sehr im Blut haben. Und sie sind immer noch toll." Allerdings habe er während des Konzerts mehr auf die Riesenleinwand geschaut als auf die Bühne und sich hinterher gedacht: „Das kannst du dir eigentlich auch gemütlich zu Hause auf der Couch ansehen."

„Wir können alle mehr Liebe geben"

Nach der Beatles-Trennung hatte sich Ringo Starr gleich musikalisch auf eigene Beine gestellt und ist seitdem in der Szene gut vernetzt. So kann er seine All-Starr-Band mit prominenten Kollegen bestücken, auf unzähligen Fremd-Produktionen die Drums bedienen und auf Charity-Konzerten mit wechselnden Besetzungen noch öfters Live-Gefühle erleben. Vor ein paar Monaten hat Ringo sein inzwischen 18. Solo-Album herausgebracht, das „Give more love" betitelt ist. Bei zwei Songs ist auch Paul McCartney mit seinem Höfner-Bass zu hören. „Paul und ich sind Freunde. Er gab mir für mein Album, was ich brauchte, und hat nicht mal eine Rechnung dafür geschrieben", scherzte Ringo kürzlich in einem Interview. Wenn sich die beiden verbliebenen Beatles treffen, sprechen sie auch manchmal über John und George, „weil uns irgendein Song oder eine Anek­dote in den Kopf kommt. Wir lieben sie, und das wird immer so bleiben. Aber es gibt schon genügend Leute, die in der Vergangenheit leben, da müssen wir es nicht auch noch tun. Denn wir zwei waren dabei, als die Geschichte geschrieben wurde." Mit All-Starr wird Ringo im Frühsommer 2018 erstmals seit sieben Jahren wieder nach Europa kommen und dort die Songs seines neuen Albums präsentieren. In Deutschland macht die prominent bestückte Band in Flensburg (9. Juni), Hamburg (10. Juni) und danach in Berlin (16. Juni) und Zwickau (17. Juni) Station. Ringos neues Album greift sein von ihm immer wieder gern zitiertes Lebensmotto „Peace and Love" auf. Die Forderung nach mehr Liebe will er aber nicht als Statement über das derzeitige gesellschaftliche Klima verstanden wissen: „Ich bin Musiker. Ich will einfach nur Frieden und Liebe verbreiten – das ist meine Attitüde zum Leben. Ich denke, wir können alle mehr Liebe geben."

Der Drummer, der auf jedem Beatles-Album mindestens einen Song singen durfte, ist inzwischen 77 Jahre alt, aber dennoch so vital, dass man ihm sein Alter nicht anmerkt. Er ist seit einigen Jahren Vegetarier und verzichtet auf Tabak und Alkohol: „Ich fühle mich toll, und darauf kommt es an. Warum sollte ich mir Gedanken übers Alter machen. Ich kann doch eh nichts dagegen tun." Wenn er nicht in Sachen Musik unterwegs ist, genießt Ringo das Leben auf seinem Anwesen in Kalifornien. Auf die Frage, welche Musik er privat hört, sagt er: „Ich liebe Amy Winehouse: ihr Sound, total retro und doch modern. Eine tolle Mischung. Und ich liebe Paul Weller, aber wer tut das nicht?" Es gebe zwar mehr Leute als je zuvor, die Platten aufnehmen, aber die meisten bekämen leider nur die Chance, ein einziges Album zu machen: „Wenn das sich nicht verkauft, werden sie wieder rausgeschmissen. Das ist nun mal die Art, wie das heute läuft. Was früher undenkbar gewesen wäre."

Die gute Seele der Beatles

Nach Meinung der Fachleute hat Ringo das Schlagzeugspielen maßgeblich beeinflusst und mit seinen Drums das Klangbild der Beatles wesentlich geprägt. Viele Kollegen halten ihn für den besten oder zumindest für einen der besten Rock’n’Roll-Drummer überhaupt. Das Branchenmagazin „Rolling Stone" setzt in der ewigen Top 100 der Schlagzeuger auf Rang 14. Ringo ist stolz darauf, dass sein Sohn Zak ebenfalls Schlagzeuger geworden ist. Er sieht ihn heute jedenfalls bereits unter den Top drei: „Er wäre ja nicht so begehrt, wenn er nicht gut wäre. Schließlich arbeitet er für zwei etablierte Bands, The Who und Oasis, und nebenbei noch für Paul Weller, mit dem er gerade ein paar Songs aufgenommen hat." Ringo Starr galt wegen seiner Bescheidenheit und seinen Clownereien immer als die gute Seele der Beatles und wurde wegen der Dominanz der drei anderen Bandmitglieder oft musikalisch unterschätzt. Dabei ist seine Erfolgsbilanz beachtlich: Neun Grammys, 18 Soloalben, 15 Filme mit einer Emmy-Nominierung, drei Buchveröffentlichungen und sowohl als Beatle (1970) als auch als Solist (2015) Aufnahme in die
Rock’n’Roll Hall of Fame! Außerdem ist er seit 2013 „Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres" und wurde vor ein paar Wochen von der Queen zum Ritter Sir Ringo Starr geschlagen.

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