In der Bundesliga tummeln sich einige Spieler, die in die Fußstapfen ihrer Väter getreten sind. Mit dem Fußballfieber wurden sie als Kinder fast zwangsläufig infiziert.
Als Harry Koch auf seiner Ehrenrunde endgültig Abschied von den Lauterer Fans nahm, war er nicht alleine. Begleitet wurde der Lockenkopf, der mit seiner unkonventionellen, aber immer leidenschaftlichen Art viele Jahre der Publikumsliebling in der Pfalz war, von seinen beiden Söhnen. Louis machte es sich auf Papas Arm gemütlich, Robin ging neben den beiden auf dem Rasen und schaute immer wieder staunend auf die Ränge.
13 Jahre später trug Robin Koch selbst das Trikot des 1. FC Kaiserslautern, inzwischen sorgt der Verteidiger beim Bundesligisten SC Freiburg für Furore. Koch ist aber nicht der einzige Sprössling, der in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Auch Philipp Max, Mitchell Weiser, Jonathan Klinsmann, Palko Dardai, Dominik Kohr sowie die Hübner-Brüder Florian und Benjamin mischen als „Generation Next" die Bundesliga auf.
Ein Zufall ist das nicht, schließlich wurden die Söhne von klein auf mit dem Fußballvirus infiziert. Sie fieberten auf der Tribüne mit, der Vater war auch sportlich das große Idol. „Ich war damals immer im Stadion und habe gehofft, dass er mal ein Tor schießt", sagt Hertha-Profi Mitchell Weiser über seinen Vater Patrick, der in der Bundesliga für den 1. FC Köln und den VfL Wolfsburg insgesamt 271 Bundesligaspiele bestritt.
Anders als Mitchell Weiser durfte Robin Koch in Kindheitstagen oft über einen Treffer seines Vaters jubeln. Und er selbst hat offenbar ganz genau hingeschaut, denn genau wie sein alter Herr beherrscht auch Koch junior das offensive Kopfballspiel perfekt. „Ja, mein Vater hat viele Kopfballtore gemacht. Ich denke, er wird sich freuen. Das war ein ganz besonderer Moment für mich", sagte der 21-Jährige nach seinem Premierentor im zehnten Bundesligaspiel für den SC Freiburg.
Natürlich ist der Papa stolz auf die Leistungen seines Sohnes, der nicht nur wegen seiner Kopfballstärke in Freiburg als gesetzt gilt. Der gelernte Innenverteidiger wurde wegen seiner Ruhe am Ball, seiner Übersicht und seiner geschickten Zweikampfführung auf die im Profifußball so bedeutende Position im defensiven Mittelfeld beordert. „Er macht das hervorragend, das hätte ich ihm nicht so ganz zugetraut", sagt Harry Koch. „Die Entwicklung, die er genommen hat, ist schon phänomenal."
„Er macht das hervorragend"
Auch seinen Trainer hat Robin Koch überrascht. „Wenn mir das einer vor drei Monaten erzählt hätte, hätte ich gesagt: mal langsam", sagt Streich. Eigentlich hatte der für sein gutes Auge für Talente bekannte Streich den Defensivallrounder im Sommer aus Kaiserslautern geholt, damit er „von den Teamkollegen lernt". Das tat Koch so gut und so schnell, dass er – auch begünstigt von Verletzungen der Teamkollegen – am zehnten Spieltag in die Startelf rückte. Seitdem ist er dort nicht mehr wegzudenken.
Mittlerweile beläuft sich sein Marktwert laut Transfermarkt.de genau auf die Summe, die Freiburg vor der Saison nach Lautern überwiesen hat: vier Millionen Euro. Tendenz klar steigend. Nicht wenige hatten die Summe damals für überzogen gehalten, schließlich hatte Koch gerade mal eine passable Zweitligasaison hinter sich. Zuvor hatte er in der Regionalliga Südwest bei der Zweiten Mannschaft des FCK gekickt. Fast scheint es, als würden Kochs Qualitäten besser zu Tage treten, je höherklassiger er spielt.
Auf die große Bühne Bundesliga wollte der Abwehrspieler unbedingt, dafür verließ er auch schweren Herzens den FCK. Vater Harry hätte seinen Filius zwar gerne weiter im roten Trikot der Lauterer gesehen, doch in Sachen Karriereplanung hält er sich zurück. „Er ist nicht aufdringlich, will mich nicht mit Hinweisen überfrachten", verrät Robin.
Das wäre auch schwierig, denn spielerisch ist der Sohn schon jetzt eine Klasse besser als Harry Koch, der ehemals kompromisslose und beinharte Verteidiger mit dem harten Schädel. „Er kann ein Spiel lesen, ist technisch stark", sagt der Papa. „Das war früher in dem Maße bei mir so gar nicht der Fall." In Sachen Erfolg liegt er aber noch deutlich vorne: 220 Bundesligaspiele (23 Tore) und vor allem der Meistertitel mit den Roten Teufeln 1998 sind das Maß der Dinge im Hause Koch. Vielleicht wird Robin mal erfolgreicher, vielleicht aber auch sein drei Jahre jüngerer Bruder Louis, dem Harry Koch auch ein großes Talent attestiert: „Er ist ehrgeizig und hat ähnliche Fähigkeiten wie Robin."
Ehrgeizig, talentiert und ausgestattet mit perfekten Fußballer-Genen – das trifft auch auf Philipp Max zu. Dem Sohn des früheren Bundesliga-Torschützenkönigs Martin Max ist in dieser Saison der große Durchbruch gelungen. Der Linksverteidiger hat sich mit seinen Leistungen beim FC Augsburg sogar in den Dunstkreis der Nationalmannschaft gespielt. „Früher oder später wird er in der Nationalmannschaft landen", prophezeit FCA-Manager Stefan Reuter.
„Wird in der Nationalmannschaft landen"
Martin Max, der 2000 und 2002 als Profi von 1860 München die Torjägerkanone der Bundesliga gewann, durfte zumindest einmal das DFB-Trikot tragen. Die Chancen, dass sein Sohn diese Marke übertrifft, stehen in der Tat nicht schlecht, denn gute Linksverteidiger sind rar im Land des Weltmeisters. Das Fachmagazin „Kicker" stufte den 24-Jährigen nach der Hinrunde als zweitbesten Außenverteidiger der Liga und in die Kategorie „internationale Klasse" ein. Vor ihm landete nur Bayern-Star Joshua Kimmich.
Zehn Vorlagen in den ersten 17 Spielen haben auch die englischen Topclubs auf den Plan gerufen, denn nicht einmal Ausnahmekönner Lionel Messi konnte da mithalten. Auf Schalke werden sie sich ärgern, dass sie ihren damaligen U19-Spieler so einfach haben ziehen lassen. Vater Martin Max ist skeptisch, dass es jemals eine Rückkehr geben wird: „Ich weiß nicht, ob Schalke das bezahlen kann…"
Ohnehin hält sich der frühere Schalke-Angreifer völlig raus aus der Karriere seines Sohnes. „Klar gibt es mal einen
Spruch, oder er sagt: ‚Da musste der Stürmer ja nur noch den Fuß hinhalten, den hätte ich noch gemacht!‘ Aber er geht nicht mit mir meine Stärken und Schwächen durch", sagt Philipp Max.
Das ist im Hause Weiser etwas anders. Da Patrick Weiser nach seiner aktiven Laufbahn die Trainerkarriere einschlug, sind Fußball und speziell die Auftritte von Sohn Mitchell bei Hertha BSC immer Gesprächsstoff bei Familientreffen. „Natürlich" gebe ihm sein Vater Tipps, sagt Mitchell Weiser: „Er ruft mich auch mal nach einem Spiel an. Er ist aber kein großer Kritiker von mir. Er versucht immer, das Positive zu sehen." Andersherum funktioniert es aber auch. „Ich kann ihm sagen, was ich bei meinen Trainern gut finde", sagt der 23-Jährige.
Im Aufgebot von Hertha BSC stehen reichlich bekannte Namen, die Fußballfans mit großen Erfolgen verbinden. Jonathan Klinsmann, Sohn des früheren Weltmeisters und Bundestrainers Jürgen Klinsmann, ist Torwart Nummer drei und feierte in der Europa League mit einem gehaltenen Elfmeter bei Östersunds FK eine starke Premiere im Hertha-Trikot. „Wegen des Elfmeters brauchen wir keine Klinsmann-Show abziehen", grantelte danach Trainer Pal Dardai. Wer den Ungarn kennt, weiß: Er will den 20-Jährigen nur schützen, denn die Aufmerksamkeit ist wegen des berühmten Nachnamens immens.
„Ich bin stolz auf meinen Nachnamen"
Sohn von Jürgen Klinsmann zu sein und im Fußballgeschäft Fuß zu fassen, sei schwierig, gab Klinsmann junior unlängst zu. Auch deshalb habe er in Amerika früh von Stürmer auf Torwart umgeschult. „So gibt es den Vergleich nur bedingt", sagt der Deutsch-Amerikaner. „Aber ich bin dennoch stolz auf meinen Nachnamen."
Genau wie Teamkollege Palko Dardai. Der Trainersohn hat es bei Hertha nicht einfach, denn er muss seinen Vater mehr überzeugen als alle anderen. „Ich war selber Spieler bei meinem Vater in Ungarn", sagt Pal Dardai. „Ich musste immer mehr zeigen als die anderen Spieler. Deshalb ist es für meinen Sohn schwieriger als für den Vater." Technisch kann der 18-Jährige Palko bereits mit den Teamkollegen mithalten, deshalb stand er auch schon einige Male im Hertha-Kader. „Er muss aber noch ein paar Kilos draufpacken, um in der Bundesliga zu bestehen", sagt Pal Dardai.
Bereits gestandene Mannsbilder sind die Hübner-Brüder Florian (Hannover 96) und Benjamin (1899 Hoffenheim). Kein Wunder, sie sind ja schließlich auch bereits 26 beziehungsweise 28 Jahre alt. Vater Bruno, Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt und selbst 76 mal für den 1. FC Kaiserslautern im Einsatz, ist mächtig stolz auf die Hübner-Präsenz im deutschen Oberhaus: „Es gab und gibt immer mal wieder Brüderpaare in der Bundesliga, aber dass der Vater zudem als Sportdirektor bei einem Verein arbeitet, ist neu. Normal müssten wir in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen werden."
Da es der dritte Hübner-Sohn Christopher bis zu seinem Karriereende mit Darmstadt 96 immerhin auch bis in die Dritte Liga geschafft hatte, ist Mutter Karin nicht zu beneiden. „Sie war der gute Geist, hat versucht zu relativieren und war total wichtig für uns", sagt Hoffenheims Profi Benjamin Hübner. In Sachen Fußball vertraute er aber lieber seinem Vater: „Er hat ja nachweislich alles selbst erlebt, da kann man ihm das schon glauben und nicht einfach sagen: ‚Du hast doch selbst nur Kreisklasse gekickt.‘"