Berater und ihre Agenturen verdienen im Profifußball an fast allen Ecken und Enden mit. In der Öffentlichkeit stehen die engsten Vertrauten der Spieler immer eher schlecht dar – doch entspricht das wirklich der Wahrheit?
Jeder der großen Stars hat einen an seiner Seite – einen Berater. Der Ruf dieser Personen, die eigentlich nur im Verborgenen ihre Strippen ziehen, ist weiterhin eher bescheiden. Menschenhändler ist nur ein Ausdruck, der benutzt wird um diese Riege zu beschreiben. Zu Beginn der ersten Beratertätigkeiten mag das noch zutreffend gewesen sein. Dirk Hebel von der Agentur SportsTotal, die unter anderem Toni Kroos vertritt, sieht ebenfalls die ersten Anfänge der Branche als Ursache: „Der Ruf ist zum Teil selbst verschuldet. Es gab in den Anfängen des Spielerberaterwesens sicherlich Methoden, die nicht immer astrein waren." Aber die Branche habe sich stark verändert. Heute konkurrierten viele Berater und Beratungsagenturen um die Spieler, es gehe um Dienstleistungen. Jeder Fehler eines Beraters könne dazu führen, dass sich Spieler anders orientierten. „Das sorgt dafür, dass fragwürdige Machenschaften vom Markt verschwinden und sich die Qualität der Beratung deutlich verbessert hat." Klingt soweit logisch.
Dennoch, im vergangenen Dezember schien ein riesiges Kartenhaus einzustürzen. Die Enthüllungsaktivisten des Netzwerks Football Leaks legten diverse Absprachen zwischen Klubs, Agenten und irgendwelchen Fonds in Steueroasen offen. Vor allem ging es dabei um teils kuriose Steuersparmodelle mit denen die Millionen der Superstars am Fiskus vorbeigeschleust wurden. Kein geringerer als Cristiano Ronaldo wurde unter anderem in diesem Zusammenhang genannt, doch Namen bestimmter Spielerberater als Drahtzieher dieser Aktionen sorgten für einen Riesenskandal – Aufklärung bisher jedoch Fehlanzeige. Und neben Cristiano Ronaldo war auch der andere Superstar aus Spanien vor kurzem an einer Steuerhinterziehung beteiligt: Lionel Messi. Der Argentinier dribbelte mit seinen Millionen elegant am Finanzamt vorbei, ein Doppelpass mit seinem Spielerberater beziehungsweise dessen Agentur war dabei bestimmt auch vorhanden – Strafe auf Bewährung.
Schlechter Ruf selbstverschuldet?
Trotz solcher Fälle und Verdächtigungen sehen Spielerberater hierzulande ihre Branche weiterhin als zu negativ bewertet. „Ich kann die ganze Aufregung um Spielerberater nicht nachvollziehen. Es ist eine Branche wie jede andere", sagt der Berliner Jörg Neubauer. Er vertritt Spieler wie den noch Schalker Leon Goretzka, der zum FC Bayern wechseln wird, oder die Torhüter Kevin Trapp und René Adler. Dass solche Steuermodelle Einzug in Deutschland halten werden, schließt dieser zwar aus, gesteht aber, dass ihm solche Möglichkeiten schon offen gelegt wurden. „Wir haben das allerdings im Sinne aller Beteiligten stets kategorisch abgelehnt." Für alle von der Agentur vertretenen Spieler gelte exakt das Gleiche: „Alle Einnahmen werden grundsätzlich klassisch versteuert, gestützt und geprüft durch externe Steuerberater und Anwälte. Dazu gibt es für uns keine Alternative."
Die immer weiter voranschreitende Kommerzialisierung des Fußballs gibt den Spielerberatern aber immer mehr Macht. Denn diese scouten Talente und beliefern Vereine mit dem nächsten großen Wunderkind – an dem dann Verein und Berater viel Geld verdienen können. Weltmarktführer ist ohne Zweifel Jorge Mendes mit gesammelten Spielerwerten von insgesamt 630 Millionen Euro. Diese Summe entspricht dem Jahresbudget des deutschen Rekordmeisters aus München. Die drei bekanntesten Klienten des Berater-Gurus sind Cristiano Ronaldo, Angel Di Maria und der Trainer von Manchester United José Mourinho. Ebenfalls ein Big Player im internationalen Geschäft ist Mino Raiola, der Spieler wie Paul Pogba und Zlatan Ibrahimovic vertritt. Im vergangenen Sommer soll Raiola alleine 30 Millionen an Provisionen eingestrichen haben, kein schlechtes Sümmchen für einen Strippenzieher im Hintergrund. Auch Borussia Dortmund hatte mit Raiola schon das Vergnügen. Sein Klient Henrikh Mkhitaryan erstreikte sich zuerst den Wechsel zu den Schwarz-Gelben, nur um dann mit dem BVB das gleiche Spiel abzuziehen – alles auf Anraten seines Spielerberaters. Dass vor allem ihn immer eine Wolke aus Misstrauen umgibt, hat er sich selbst zuzuschreiben.
Um Geld zu verdienen, müssen diese Berateragenturen aber auch gewisse Dienstleistungen bieten können. Größere Agenturen unterhalten inzwischen aber eine breite Angebotspalette: Versicherungen, Steuern, Umzugshilfe, Urlaubsplanung, private Werbeverträge, juristische Unterstützung. Größere Agenturen beschäftigen teilweise über 20 Mitarbeiter, haben Talentsucher und eigene Videoscouts, die nach jedem Spiel ihrer Klienten deren Szenen zusammenfassen, positive wie negative. „Es gehört natürlich auch dazu, dass wir die subjektive Meinung des Spielers zu seiner Leistung jederzeit kritisch hinterfragen. Wir decken alles ab, womit sich ein Fußballprofi heutzutage befassen muss", sagt Hebel. So sind manche Agenturen ähnlich aufgestellt wie Klubs. Einziger Unterschied: „Wir haben doppelt so viele Spieler im Kader", sagte ein Big Player der Beraterriege, ohne dabei genannt werden zu wollen.
Agentur sorgt für Rundum-Versorgung
Die Beraterbranche ist mit Sicherheit bei weitem nicht mehr so dubios wie zu Beginn. Dennoch – einige Machenschaften die im Verborgenen stattfinden werden weiterhin dieses Bild in der Öffentlichkeit nähren. Gleiches gilt für Handgelder bei großen Transfers und immer länger andauernden Verhandlungen aufgrund dieser Summen und der Sturheit mancher Berater. Doch wie überall gibt es solche und solche. Mit Sicherheit gibt es Berater, die in ihren Schützlingen gewisse Talente erkannt und nicht gleich nur das große Geld gesehen haben. Die Branche müsste allerdings selbst für Offenheit und Transparenz sorgen. Klare Regeln und eindeutige Richtlinien nach denen ein Berater zu handeln hat, wären dabei ein Anfang. Die Frage ist nur, wollen einige überhaupt Licht ins Dunkle bringen? Die Arbeit im Verborgenen ist zwar undurchsichtig, aber was juckt es einen Mino Raiola, wenn im Jahr mehrere Millionen Provision dabei herausspringen?