Daniel Fontaine trägt ab Sommer das Trikot des Noch-Zweitligisten Bergischer HC. Nach sechs Jahren bei Frisch Auf Göppingen schlägt der gebürtige Saarlouiser ein neues Kapitel seiner Karriere auf.
Für den Bergischen HC ist es die erste Neuverpflichtung für die nächste Saison: Der Saarländer Daniel Fontaine wechselt vom amtierenden Europapokalsieger Frisch Auf Göppingen zum dominierenden Tabellenführer der 2. Handball-Bundesliga. Fontaine war 2012 von seinem Heimatverein HG Saarlouis, damals wie heute ebenfalls Zweitligist, nach Göppingen gewechselt, wo er bis zum vergangenen Spieltag in 139 Erstliga-Spielen 308 Tore erzielte. Von der Erfahrung des 28-jährigen Rückraumspielers erhofft sich sein neuer Club mehr Qualität in der Deckung und im Torabschluss. Sein Vertrag läuft bis Sommer 2020.
„Das letzte halbe Jahr war bei mir leistungsmäßig nicht so prickelnd. Irgendwann habe ich dann mit dem Gedanken gespielt, den Verein zu wechseln", erklärt „Fonny": „Im Sommer sind es dann ja auch schon sechs Jahre, die ich in Göppingen spiele. Es ist glaube ich an der Zeit, mal wieder etwas Neues zu sehen, in ein neues Umfeld zu kommen und ein neues Kapitel anzufangen." Über seinen Berater kam der Kontakt zum Bergischen HC zusammen, im Januar kam es zu einem Treffen mit den Verantwortlichen. „Das Gespräch mit dem Geschäftsführer und dem Trainer war richtig gut. Ich bin echt begeistert von dem ganzen Verein und der Struktur. Ende Januar habe ich mich dann für den Wechsel entschieden", berichtet Fontaine. Seine Rolle wird sich ändern. Beim designierten Aufsteiger wird der Saarländer mehr Verantwortung übernehmen als derzeit bei Frisch Auf. Diese neue Aufgabe soll wieder zu neuen Höchstleistungen motivieren. „Ich wäre froh, wenn es wieder einen Schritt nach vorne geht. Ich habe in den letzten paar Jahren in der Bundesliga relativ viel gespielt, konnte auch auf internationalem Parkett meine Erfahrung sammeln", sagt Fontaine und freut sich schon jetzt auf die neue Station: „Es wird mehr Verantwortung auf mich zukommen und meine Rolle wird definitiv eine andere sein."
Begeistert vom neuen Verein
Die aktuelle Saison lief nicht nur für Fonny, sondern für das ganze Frisch Auf-Team nach zwei EHF-Cup-Titeln in Folge, diplomatisch ausgedrückt, durchwachsen. „Wir sind mit den Ergebnissen nicht ganz zufrieden, aber wir sind nach wie vor in allen Wettbewerben dabei", sagt er. Im DHB-Pokal-Viertelfinale geht es am 6. März zum TSV Hannover-Burgdorf um den Einzug ins „Final Four", in die Gruppenphase des EHF-Cups startete der Titelverteidiger mit einem 30:27-Erfolg über RK Nexe aus Kroatien, zu dem Fontaine drei Treffer beisteuerte. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber es stehen auch interessante Spiele an. Noch ist alles möglich", weiß der 28-Jährige. Ob das auch für eine Nominierung in den Kreis der Nationalmannschaft gilt? Schließlich gehörte der Saarländer früher zum erweiterten Kreis der „Bad Boys". „Aufgrund meiner Leistung im letzten halben Jahr ist der Kontakt komplett abgebrochen", muss er jedoch gestehen: „Ich will jetzt einfach eine andere Rückrunde spielen und endlich wieder zeigen, was ich kann. Alles andere ist erst einmal Nebensache."
Mit seinem neuen Verein wird Daniel Fontaine so schnell nicht an einem internationalen Wettbewerb teilnehmen. Dafür kennt er die „Löwen" nicht zuletzt aus Duellen mit Göppingen und auch mit der HG Saarlouis nur zu gut. Im Trikot der HGS, das er schon in der Jugend trug (1994 bis 2012) spielte er sogar noch auf dem Feld gegen den aktuellen und seinen künftigen Trainer Sebastian Hinze. „Schon in der zweiten Liga hatten sie einen sehr guten Kader und sind als Meister 2013 verdient aufgestiegen. Letztes Jahr hatten sie Pech, als sie nach vier Jahren in der Bundesliga wieder abgestiegen sind", sagt Fontaine und findet: „In der laufenden Saison sieht man ja, dass der aktuelle Kader die Liga dominiert. Die Mannschaft bleibt auch soweit zusammen, und dann haben wir eine richtig gute Truppe, um in der 1. Bundesliga locker mitzuspielen."
Fontaines Vertrag hat im Falle eines negativen Handball-Wunders, das den BHC-Aufstieg trotz aktuell zehn Punkten Vorsprung auf Platz drei noch verhindert, auch in der 2. Bundesliga Gültigkeit. „Im Sport kann alles passieren. Aber ich kann es mir beim besten Willen einfach nicht vorstellen, dass noch irgendetwas schiefgeht", meint der Rechtshänder.
Noch liegt eine halbe Spielzeit in Göppingen vor dem gebürtigen Saarlouiser. Dennoch weiß der 28-Jährige schon jetzt, dass sein Abschied kein leichter sein wird: „In sechs Jahren lernt man viele Leute kennen – auch außerhalb des Handballs habe ich hier Freunde gefunden. Da sagt man nicht einfach mal so ‚Ich bin dann mal weg‘", beschreibt Fontaine: „Diese Leute zurückzulassen, wird mir schon schwerfallen. Auf der anderen Seite werde ich neue Leute kennenlernen und das ist ja auch das Spannende und Interessante an so einem Ortswechsel."
Mit einem Auge schaut er auf die HG Saarlouis
Diese Erfahrung machte er schon einmal. 2012, als er seine Heimat verließ und von der HG Saarlouis nach Göppingen wechselte. In Saarlouis lässt er sich selbstverständlich immer mal wieder blicken – auch in der Halle bei einem Spiel der früheren Mannschaftskameraden. Außer der Freude über das Wiedersehen gibt es in der laufenden Zweitliga-Saison nicht vieles, was dabei für gute Laune sorgt. In seiner schwersten Saison seit dem Aufstieg in die eingleisige 2. Bundesliga 2011 ist der beste Saarclub auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. „Ich hatte mir schon erhofft, dass sie nach dem Trainerwechsel bessere Ergebnisse erzielen", sagt Fontaine mit Blick auf die Beförderung seines früheren Mitspielers Philipp Kessler vom Co- zum Cheftrainer für Jörg Bohrmann im November 2017. „Anfangs lief es ja auch gut, aber dann kassierten sie wieder ein paar Klatschen. Das war schon bitter", leidet der frühere HG-Topscorer mit: „Es wird verdammt eng. Ich hoffe, dass die Ergebnisse kommen und dass sie den Abstieg noch vermeiden können."
Abschließend lässt sich folgende Fontaine-Wunschkonstellation für die Spielzeit 2018/2019 zusammenfassen: Der Bergische HC rangiert dank der Tore des wiedererstarkten Daniel Fontaine im gesicherten Mittelfeld der 1. Bundesliga und die HG Saarlouis hält die saarländische Fahne weiterhin im Unterhaus der „stärksten Handballliga der Welt" hoch. Rechtzeitig vor Beginn der Heim-WM 2019 klingelt Fontaines Handy, und am anderen Ende meldet sich der Bundestrainer …