Ihren Wechsel nach Berlin hat Annegret Kramp-Karrenbauer lange Zeit ausgeschlossen. Jetzt zieht es AKK doch in die Hauptstadt, ihr folgt als MP der CDU-Fraktionsvorsitzenden Tobias Hans. Was sagen die Wähler? FORUM hat nachgefragt.
Burkhard Becker-Boost (55), Service Manager aus Blieskastel:
„Der Wechsel von Annegret Kramp-Karrenbauer war eine Entscheidung, die die Politikerin im Sinne der Partei getroffen hat. Dennoch gehe ich davon aus, dass, bevor diese Entscheidung endgültig feststand, die ehemalige Ministerpräsidentin sich sehr wohl überlegt hat, wie es mit dem Saarland nach ihr weitergehen könnte. Meiner Meinung nach ist der Posten, den Sie jetzt innehat, ein Rückschritt, zumindest was ihre berufliche Sicherheit betrifft. Gleichzeitig ist es aber auch ehrenvoll. Somit mag ich es weder positiv noch negativ bewerten. Wenn sie mit sich im Reinen ist, ist es in Ordnung.
Wenn sie ihren Aufgaben in Berlin hundertprozentig nachkommen möchte, wird sie sich in Zukunft ausschließlich um die CDU kümmern und nicht mehr um das Saarland. Es wäre unlauter, für die eigene Heimat mehr zu tun als für einen anderen Landstrich. Sie muss sich vollkommen neutral verhalten, und es ist Unsinn zu sagen, dass es dem Saarland irgendetwas bringen würde, dass sie jetzt wie auch Peter Altmaier oder Heiko Maas in einer gehobenen Position ist. Es bringt dem Saarland nichts, außer dass es mal in den Medien erwähnt wird.
„Tobias Hans kenne ich aus den Medienmeldungen der letzten Tage. Ich denke, dass er schon seit vielen Jahren ein ‚strammer Parteisoldat‘ ist und sich das jetzt für ihn auszahlt. Er hat sich irgendwann entschieden, Karriere in der Politik zu machen, und wird jetzt den entscheidenden Schritt als der neue Ministerpräsident tun.
Ob die mangelnde außerpolitische Berufserfahrung auf seine Leistung als Ministerpräsident einen negativen Einfluss haben wird, das steht in den Sternen. Ich denke aber, dass Menschen, die einen Beruf gelernt haben – also von der Pike auf mitbekommen haben, wie es ist, sich in der Gesellschaft durchzusetzen, und den ganzen ‚Rat Race‘ bereits mitgemacht haben – schon etwas anders an die Sachen herangehen als Menschen, an die alle Informationen aus der Gesellschaft nur herangetragen werden."
Sandra Birster (36), Sachbearbeiterin aus Saarbrücken:
„Es war zu erwarten, dass Annegret Kramp-Karrenbauer nach Berlin geht, zumindest für mich. Deswegen war der kürzliche Wechsel unserer Ministerpräsidentin auch gar nicht so überraschend. Ich habe ihn zum Beispiel sogar begrüßt.
Natürlich ist es auch ein Verlust für unser Bundesland, aber auf der anderen Seite könnte das Saarland mit der Zeit davon profitieren, wenn Kramp-Karrenbauer Bundeskanzlerin geworden ist. Ihre Nominierung als CDU Generalsekretärin ist meiner Meinung nach nur ein weiterer Schritt Richtung Kanzleramt."
„Tobias Hans ist mir bekannt. Also jetzt nicht persönlich, aber ich kenne ihn in seiner politischen Funktion. Auf mich macht er einen sehr sympathischen Eindruck. Es wird sich natürlich erst zeigen, wie er das Land führen wird, aber ich traue es ihm zu. Vermutlich behält er den politischen Kurs seiner Amtsvorgängerin bei, was allerdings auch nicht so schlecht wäre. Alles andere zeigt sich erst mit der Zeit."
Claus Kiefer (51), Beamter aus Saarbrücken:
„Eigentlich habe ich schon insgeheim damit gerechnet, dass Annegret Kramp-Karrenbauer während ihrer Amtszeit, wenn sich diese Möglichkeit bietet, nach Berlin gehen wird. Schließlich gibt’s für Politiker in Berlin auch deutlich mehr Möglichkeiten als hier im Saarland. Deswegen war es für mich auch keine große Überraschung.
Ich kann mir auch schon vorstellen, dass sie in ihrer neuen Position unser Bundesland zumindest im Auge behält. Ob sie dann für uns was ‚rausschlagen‘ kann oder nicht, muss man noch abwarten. Es wäre aber wünschenswert, wenn sie in der CDU für ein bisschen mehr Ruhe sorgen könnte. Dafür hat sie die besten Voraussetzungen: Als Politikerin ist sie unbelastet und hat sowohl bei der Jungen Union als auch bei den etablierten CDUlern einen guten Stand. Wie gesagt, sie könnte die CDU stabilisieren. Ob sie es auch tatsächlich schafft, wird sich erst zeigen."
„Ich kenne Tobias Hans. Im Saarland scheint der Politiker jedoch nicht sonderlich bekannt zu sein. Es ist aber nicht automatisch ein Nachteil. Sicherlich wird ihm unter anderem auch seine unbelastete politische Vergangenheit dabei helfen, relativ schnell einen guten Stand bei der Bevölkerung zu erzielen. Was man von ihm erwarten kann, lässt sich noch schwer sagen. Dafür ist Hans, wie bereits erwähnt, noch nicht so bekannt. Dennoch gehe ich davon aus, dass er den politischen Kurs von Annegret Kramp-Karrenbauer weiterführen wird. Vielleicht bringt er sogar noch einen ‚jungen Standpunkt‘ mit ein. Insgesamt wäre es ganz schön, wenn die CDU junge Wähler mit einem jungen, unverbrauchten Gesicht ansprechen könnte."