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WAS MACHT EIGENTLICH...

Der ehemalige Geher Hartwig Gauder, aufgenommen im Herbst 2014 im thüringischen Erfurt.
Foto: picture alliance/dpa

… Hartwig Gauder?

Der „Geher des Jahrtausends" holte in den 80er-Jahren alle möglichen internationalen Titel und ge­wann bei den Olympischen Spielen über 50 Kilo­meter Gold und Bronze. Seit seiner Herz­trans­plantation 1997 engagiert er sich in der Gesundheitsprävention.

Fürchte dich nicht, langsam zu gehen, fürchte dich nur stehen zu bleiben." So lautet das Lebensmotto von Hartwig Gauder. Der 63-jährige Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele von 1980 hält sich nicht nur selbst daran, sondern versucht auch, beruflich und ehrenamtlich andere davon zu überzeugen, dass Bewegung sehr wichtig für ein gesundes Leben ist. Der erfolgreiche Athlet, der in seiner Sportart zwischen 1984 und 1988 unbesiegt blieb und viele nationale und internationale Titel holte, wurde 1995 infolge einer bakteriellen Infektion mit der Diagnose einer dramatisch verschlechterten Herzleistung konfrontiert. Im Jahr darauf wurde ihm ein Kunstherz implantiert, das 1997 gegen ein Spenderherz ausgetauscht werden konnte. „Ich bin froh, das Glück gehabt zu haben, ein Spenderherz zu bekommen. Das liegt nun schon 21 Jahre zurück, und ich finde es erstaunlich, welche Lebensqualität ich damit zurückerhalten habe", betont Gauder und appelliert an alle Mitbürger, ihre persönliche Bereitschaft zur Organspende zu überprüfen. Der Olympiasieger hat sich nach seinen schweren Herzoperationen keineswegs geschont, sondern sich dosiert neuen Herausforderungen gestellt. Er wurde zum Mitbegründer der deutschen Walking-Bewegung und engagierte sich im Gesundheits- und Freizeitsport. Schon 18 Monate nach der OP nahm er am New York-Marathon teil und bestieg 2003 als erster Mensch mit Spenderherz den heiligen Berg der Japaner, den Fuji. „Während meiner Dozententätigkeit in Tokio bin ich öfter über den Fuji geflogen und habe mir vorgenommen, ihn mal zu besteigen." Das Bergsteigen hatte Gauder schon immer fasziniert, und während der Geher-Trainingslager in den Bergen hat er in freien Stunden einige Gipfel bestiegen. Gauder hatte seine Karriere sogar mit Wintersport begonnen und sich als Jugendlicher im Skisprung versucht.

Mit neuem Herz auf den Fuji

Mit 17 kam er durch einen Zufall zum Gehen und stürmte dort von Erfolg zu Erfolg. Deutsche Meistertitel, Europatitel und Weltmeisterschaften reihten sich jahrelang aneinander, zuerst über die 20 Kilometer-Distanz, dann ab 1979 über 50 Kilometer. Sein olympischer „Gang zum Gold" 1980 war erst sein vierter Wettkampf über diese Langdistanz. 1984 konnte er als Favorit sein Gold wegen des Olympia-Boykotts der DDR nicht verteidigen, holte aber vier Jahre später Bronze. Die drei Olympiateilnahmen und die Goldmedaille haben für Gauder heute noch eine überragende Bedeutung. „Olympische Spiele sind für jeden Sportler ein unvergessliches Erlebnis. Und wenn man dann noch eine Goldmedaille gewinnt, so ist das das Schönste, was es im Wettkampfsport gibt."

Gauder hält heute immer noch enge Verbindungen zur deutschen Geher-Elite aufrecht: „Mit Bundestrainer Ronnie Weigel bin ich eng befreundet, er leistet hervorragende Arbeit, und ich kann nur sagen, dass unsere Nachwuchsleute sehr fleißig trainieren und großes Talent mitbringen. Ich würde mich freuen, wenn es einer von ihnen wieder an die Weltspitze schafft."

In seinen beruflichen Tätigkeiten beim thüringischen Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit als Mitarbeiter des Ministerbüros (Sonderaufgaben Sport), im Wirtschaftsministerium (Referent, Projektgruppe Zukunft), als Ideengeber und Leiter der GesundheitsUni Jena oder heute als Gesundheitsreferent im Sozialministerium: Stets war es Gauder ein wichtiges Anliegen, die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken und sie zu gesundheitsbewussterem Leben anzuleiten. Dazu arbeitet er Präventionsprogramme aus, berät in Japan Kommunen in Sachen Gesundheitsförderung und bildet dort mit seinem Partner Vadim Koga Gesundheitstrainer aus. „Das macht mir einen Riesenspaß. Die Leute müssen begreifen, dass es nicht nur wichtig ist, Gesundheitssport zu treiben, sondern ebenso, sich viel zu bewegen, in allen Alltagssituationen, die das ermöglichen." Daneben engagiert Gauder sich auch in der Fachgesellschaft für Rehabilitation und Prävention in der Kardiologie. Er ist unter anderem Generalsekretär des Vereins „Sportler für Organspende", Vizepräsident der „Kinderhilfe Organtransplantation", Schirmherr der deutschen Sepsis-Hilfe, Stiftungsratmitglied der Deutschen Stiftung Organspende und der Sepsis-Stiftung. Zudem hat er Lehrtätigkeiten im In- und Ausland übernommen und ist als Referent für Gesundheitsthemen tätig. „Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern ich zeige auf, wie ich mich motiviert habe, im Sport, während meiner gesundheitlichen Krise und in der Zeit danach." Seine Erfahrungen hat der „Mann mit den drei Herzen" auch in inzwischen sieben Büchern aufgeschrieben.

Sieben Bücher geschrieben

Sein persönliches Fitnessprogramm umfasst Atemübungen, Walking, Radfahren und gelegentliches Golfen mit seinem Freund, dem Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann, mit dem er auch für die Kinderhilfe Organtransplantation den Schläger schwingt und damit Spendengelder sammelt. Zum Entspannen hört Hartwig Gauder gerne Musik und geht hin und wieder mit seiner Frau ins Theater. „Außerdem esse ich gerne genussvoll und koche gern selbst."

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