Die Zeiten des Durchregierens sind für Angela Merkel vorbei, die kommenden dreieinhalb Jahre werden unruhiger verlaufen als ihre bisherigen Regierungsjahre.
Die Ressortaufteilung ist für die Kanzlerin mehr als ungünstig, nachdem sie das Finanzministerium an die SPD abgetreten hat. Obendrein hat sie das CDU-Innenministerium gegen das CSU-Landwirtschaftsministerium getauscht, aus Sicht vieler in der CDU beides kein guter Deal.
Hinzu kommt, dass das eigentliche SPD-Machtzentrum in Merkels Regierung nicht direkt eingebunden ist. Die zukünftige SPD-Chefin Andrea Nahles wusste schon sehr genau, warum sie nicht wieder Ministerin unter Merkel werden wollte. Sie will als SPD-Fraktionschefin die politische Attacke führen, auch gegen die Union, denn die neue starke SPD-Frau muss liefern. Immerhin haben sich gut ein Drittel ihrer Parteimitglieder gegen diese Regierungsbeteiligung ausgesprochen. Für Kanzlerin Merkel heißt dies, bevor sie sich künftig turnusgemäß dienstags mit ihren Ministern zur Arbeitssitzung trifft, sollte sie am Montagnachmittag im Büro Nahles anfragen, wie die Stimmung so ist.
Ist die schlecht, könnte es sein, das Unions-Gesetzesvorhaben bereits im innersten Zirkel der Regierung von den SPD-Kollegen verschleppt werden.
Und dann ist da ja auch noch die neue Ministerriege. Der Konflikt zwischen Innen- und Heimatminister Horst Seehofer (CSU) und Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) ist unausweichlich, der Hardliner gegen die Volljuristin. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) haben kaum eine Chance, politische Freunde zu werden, dafür sorgt allein schon die Dieseldiskussion. Auch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) wird nicht beste Freundin der Umweltministerin, die Glyphosat-Debatte ist aus Sicht der SPD noch nicht beendet.
Über allem thront Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), der starke Mann mit dem Haushaltsvorbehalt. Damit kann ein Finanzminister ganz schnell allen Ideen den Garaus machen, denn ohne Moos nichts los. Obendrein will Scholz der Kanzlerin die EU-Bankenunion abtrotzen. Flankiert wird der Hanseat von Parteifreund und Außenminister Heiko Maas, der (bislang) gänzlich andere Vorstellungen von EU-Reformen hat als seine Regierungschefin.