In Frankreich hat in den letzten Jahren bei der Meisterschaft kein Weg an Paris Saint-Germain vorbeigeführt. Das liegt auch daran, dass der Scheich-Club regelmäßig Millionensummen in sein Team investiert. Wer soll den Hauptstadtclub aufhalten?
Wenn Spieler wie Neymar, Mbappé, Draxler, Motta, Cavani, Di María und Thiago Silva auf einem Platz stehen, dann schaut man sich wahrscheinlich gerade im heimischen Parc des Princes ein Spiel von Paris Saint-Germain. Seit der Verein seit 2011 zu einer großen Mehrheit an der katarischen Investorengruppe Qatar Sports Investments gehört, fließen bei Paris nur so die Millionensummen für möglichst herausstechende Fußballer. Ein Ibrahimovic kickte für Paris, ein Lavezzi – und auf der Bank sitzt ein gewisser Javier Pastore, argentinischer Nationalspieler. Das Millionenspiel von PSG hat sich zumindest auch national bezahlt gemacht. Seit der Saison 2012/13 gewann der Club durchgehend bis zur Saison 2015/16 viermal hintereinander die Meisterschaft. In der vergangenen Spielzeit konnte sich überraschend AS Monaco durchsetzen. Doch wer dachte, damit würde es in der aktuell laufenden Spielzeit wieder spannend werden an der Spitze der französischen Liga, hat sich getäuscht: Derzeit steht Paris nach 27 Spielen mit 14 Punkten Vorsprung auf dem ersten Tabellenplatz. Dahinter liegen relativ punktgleich drei mögliche Konkurrenten: AS Monaco, Olympique Marseille und Olympique Lyon.
Große Investitionen
Obwohl Monaco sonst immer sehr viel Wert auf seine Unabhängigkeit legt, spielt der entsprechende Club „Association Sportive de Monaco Football Club Société Anonyme Monégasque", wie er ausgeschrieben heißt, in der französischen Liga mit. Ähnlich wie bei Paris fand der Verein im Jahr 2011 einen Investor, der Monaco damals sogar in der Zweiten Liga unterstützen wollte. Der russische Milliardär Rybolowlew übernahm etwa zwei Drittel des Vereins. Das restliche Drittel ist noch in Besitz der Familie Grimaldi, die das Fürstentum regiert. Die finanziellen Mittel für eine konkurrenzfähige Truppe sind also durchaus gegeben. Deshalb schaffte Monaco 2013 auch die Rückkehr in die Ligue 1. Für die bevorstehende Erstligasaison kaufte der Verein damals ordentlich ein: James Rodríguez, Joao Moutinho und Stürmer Falcao wechselten zu den Monegassen. Die enormen Ausgaben riefen damals einige Kritiker auf den Plan. Denn Monaco hat gegenüber den anderen französischen Clubs einen Steuervorteil, da der Sitz des Vereins im Fürstentum liegt. Letztlich konnten sich die Kontrahenten aber vor Gericht nicht durchsetzen – auch heute noch hat der Verein in dieser Hinsicht einen Wettbewerbsvorteil. Vielleicht auch deshalb konnte man sich überraschend in der vergangenen Saison die Meisterschaft sichern. Es war die erste seit 17 Jahren. Gleichzeitig erreichte Monaco auch das Halbfinale der Uefa Champions League. Der große Erfolg wurde Monaco allerdings zum Verhängnis. Fast alle herausragenden Spieler wie Mbappé, der zu Paris ging, oder der linke Verteidiger Benjamin Mendy, der sich genauso wie Rechtsaußen Bernardo Silva Manchester City anschloss, verließen den Club. Eine komplett neue Truppe musste zusammengekauft werden. Der Linksaußen Keita Baldé kam von Lazio Rom, wo er in der Saison 2016/17 mit 16 Toren für Aufsehen gesorgt hatte. Auch der erst 20 Jahre alte Mittelfeldspieler Youri Tielemans schloss sich für 20 Millionen den Monegassen an. Ein Blick auf die Zugänge zeigt, dass Monaco vor dieser Saison vor allem auf junge Zugänge gesetzt hat – und sich damit möglicherweise die Meisterschaft verzockt hat. Das neu zusammengewürfelte Team musste sich zum einen erst finden, zum anderen mangelt es dem ein oder anderen Kicker möglicherweise an Erfahrung. Auch ein Blick auf die Marktwerte zeigt, warum AS Monaco in dieser Spielzeit nicht mit Paris mithalten kann: Der Hauptstadtclub hat einen mehr als doppelt so teuren Kader.
Monaco sorgte für eine Ausnahme
Ganz oben spielt dieses Jahr auch Olympique Marseille mit. Der Club aus Frankreichs zweitgrößter Stadt wartet allerdings schon länger auf einen Erfolg. 2010 holte Marseille letztmals die Meisterschaft, davor 1992. Allerdings ist der Verein der bisher einzige Club aus Frankreich, der die Champions League gewinnen konnte.
1993 setzte sich Olympique im Finale mit 1:0 gegen den AC Mailand durch. In der jüngsten Vergangenheit konnte der Club jedoch nicht mehr ganz oben –
sprich mit Paris – mithalten. Dazu fehlen dem Verein schlichtweg auch die finanziellen Möglichkeiten. Und das obwohl seit 2016 der US-amerikanische Unternehmer Frank McCourt die Mehrheitsanteile an Marseille hält. Trotzdem hinkt Olympique Marseille vom Marktwert gesehen deutlich hinterher: Ungefähr 184 Millionen ist das Team in dieser Saison wert, während sich der Marktwert von Paris auf ungefähr 757 Millionen beläuft. Zumal es dem Verein auch an herausragenden Spielern mangelt. Einzig Rechtsaußen Florian Thauvin, der nun schon in der zweiten Saison hintereinander in der Liga mehr als 15 Tore geschossen hat, und Kapitän Dimitri Payet sind da zu nennen. Das reicht dann einfach nicht aus, um Dauermeister Paris Saint-Germain wirklich gefährlich zu werden.
Was heutzutage in Frankreich unrealistisch klingen mag, war tatsächlich Realität: Von der Saison 2001/02 bis zur Saison 2007/08 konnte Olympique Lyon sieben Mal hintereinander die Meisterschaft gewinnen und hält damit bis heute den Ligarekord. Seitdem hat Lyon aber keinen ganz großen Coup mehr gelandet.
Der Club aus Frankreichs drittgrößter Stadt spielt zwar regelmäßig oben mit, teilweise stand man in den vergangenen Spielzeiten auch immer mal wieder auf dem ersten Tabellenplatz. Am Ende reichte es dann aber doch nie für den großen Erfolg. Auch in dieser Spielzeit grüßte Lyon zu Beginn von Platz eins, mittlerweile steht man auf Platz vier. Auch Lyon hat im Vergleich mit Paris mit deutlich schlechteren finanziellen Mitteln zu kämpfen. Der gesamte Marktwert des Teams liegt bei 297 Millionen Euro. Dennoch hat Lyon mehr einzelne herausragende Spieler in den einzelnen Reihen vorzuweisen als beispielsweise Marseille. Kapitän Nabil Fekir hat einen Marktwert von 50 Millionen und treibt das Team im offensiven Mittelfeld an. In dieser Saison hat der 24-Jährige schon 16 Tore geschossen. Und auch Linksaußen Memphis Depay ist da zu nennen, der ebenfalls bereits auf neun Tore kommt. Zudem etablierte sich in dieser Saison das erst 19 Jahre alte Talent Houssem Aouar im zentralen Mittelfeld.
Lyon kann ein Konkurrent werden
Die aktuelle Tabelle zeigt: Noch kann Lyons Truppe Paris nicht gefährlich werden. Wenn das Team allerdings im Sommer zusammenbleibt, kann sich durchaus ein ernsthafter Konkurrent für Paris entwickeln. Das gleiche gilt für Monaco, wo die Mannschaft vor dieser Saison quasi komplett neu zusammengewürfelt wurde. Noch hat Dauer-Meister Paris Saint-Germain aber nichts zu befürchten, dafür ist der finanzielle und personelle Vorsprung auf die drei Konkurrenten derzeit zu groß. Macht der Hauptstadt-Club also erst mal keine Fehler, wird der Meister in Frankreich wohl auch in den nächsten Jahren Paris heißen.