Die Jugendarbeit des 1. FC Saarbrücken wurde zuletzt hart kritisiert. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in der Vergangenheit viele Spieler den Sprung in die erste Mannschaft geschafft haben.
Dirk Lottner kennt sich aus. Der Trainer des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken hat zu Kölner Zeiten lange im Jugendbereich gearbeitet. „Der Übergang aus der Jugend heraus in den Aktiven-Bereich ist ein großer Sprung. Es ist eine körperliche und auch mentale Umstellung, für die jeder Spieler eine gewisse Zeit braucht", sagte Lottner bei seinem Amtsantritt in Saarbrücken im Sommer 2016. Schon damals war die Jugendarbeit beim FCS ein großes Thema. Eduard Löwen wechselte aus der U19 nach Nürnberg, ein Jahr später folgte ihm Cedric Euschen.
In diesem Jahr mühten sich die Verantwortlichen, U19-Torjäger Luca Schuler langfristig zu binden. Vergeblich! Der 18-Jährige wechselt zur U23 des 1. FC Köln. Dort kann er unter professionellen Bedingungen trainieren und erste Erfahrungen im Aktivenbereich sammeln. FCS-Sportdirektor Marcus Mann schwankt zwischen Enttäuschung und Verständnis. Auch weil der FCS keine eigene U23 hat. „Aber die Aussicht hier Saarlandliga zu spielen, wäre auch kein Riesenargument, um jemanden zu halten. Die Jungs sehen eben die Möglichkeit, sich dort ins Blickfeld des Bundesligakaders zu spielen. Das Beispiel von Löwen zeigt ja, dass es gehen kann." Dennoch glaubt Mann, dass der FCS seinen Spielern gute Perspektiven bietet: „Am Ende muss aber jeder Spieler selbst etwas aus den Chancen machen, die wir bieten." Denn bei aller Kritik: Die Durchlässigkeit vom Jugend- in den Aktivenbereich ist beim FCS hoch. Wesentlich höher als beispielsweise in Elversberg. Was Mann meint: Nicht jedes Talent bringt schließlich auch die nötige Härte mit, um sich durchzusetzen. Angreifer Jens Meyer erhielt viele Einsatzzeiten, war aber permanent verletzt. Johannes Rossfeld und Sebastian Brenner fremdelten mit dem Profibereich, hinkten auch körperlich hinterher: „Junge Spieler müssen eben auch mehr machen. 20 Einsätze in der Junioren-Bundesliga bedeuten gar nichts", sagt Lottner. Doch es gibt auch positive Beispiele. Ivan Sachanenko wurde beim FCS zum Stammspieler und wechselte im Sommer für eine stattliche Ablöse nach Freiburg.
Der Spieler steht in der Pflicht
Jordan Steiner kommt mittlerweile auf rund 50 Pflichtspieleinsätze bei der ersten Mannschaft. Und mit Lukas Quirin schnupperte kürzlich sogar ein A-Junior erste Profiluft. Er wird gemeinsam mit Kilian Staroscik im kommenden Jahr zur Profimannschaft stoßen. „Unser Ziel ist es nach wie vor, zwei bis drei Spieler des älteren Jahrgangs zu integrieren", sagt Sportchef Mann. Vizepräsident Dieter Ferner glaubt, dass der Verein in der Jugendabteilung „noch drei bis vier Jahre" brauchen wird, bis die Neuausrichtung Früchte trägt. „Dass das eine oder andere Ergebnis besser sein könnte", stehe dabei außer Frage. Aber Ferner sagt auch: „Wenn man die Bilanz der letzten Jahre sieht, wer zu Einsätzen in der ersten Mannschaft gekommen ist, dann kann nicht alles schlecht gewesen sein."