Nachspielzeit: Leiden mit Buffon

Fußball lebt von Emotionen, Fußball lebt von der Leidenschaft. Der 11. April wird sicher in die Geschichte eingehen. Es ist der Tag, an dem die großartige Karriere Gigi Buffons endete. Und sie endete so, wie sie niemals hätte enden dürfen. Es steht außer Frage, dass der große alte Mann des italienischen Fußballs die Fassung verlor. Wohl auch, weil er spürte, dass Schiedsrichter Michael Oliver seine wohl letzte große Chance auf einen internationalen Titel innerhalb eines Wimpernschlags zerstörte. Die Vorkommnisse im Estadio Bernabeu sind eine nachdenkliche Reflexion wert. Ich meine: Selten wäre der Videobeweis angebrachter gewesen, als in diesen turbulenten Minuten von Madrid. An deren Ende gab es nur Verlierer. Der wohl beste Fußballer der Welt, Cristiano Ronaldo, entblödete sich nicht, sich wie ein spätpubertierender Clown aufzuführen, der dann noch jegliche Empathie mit einem großartigen Sportsmann wie Buffon vermissen ließ. Mag er noch so erfolgreich sein, ein großer Mann wird aus dem ewigjungen Selbstdarsteller nicht mehr. Mächtig Schaden genommen dürfte auch die Karriere des Herrn Oliver genommen haben. Die italienischen Boulevard-Journalisten sind gnadenlos, sie werden den Schiri von der Insel ins Kreuzfeuer nehmen. Kaum denkbar, dass der Brite noch ein Spiel oder ein Turnier unter maßgeblicher Beteiligung italienischer Mannschaften wird pfeifen können. Den Elfmeter-Pfiff kann man ihm dabei noch am ehesten nachsehen. Sein Sichtfeld zur Aktion ließ den Eindruck zu, dass es einen regelwidrigen Kontakt gegeben hat. Dass er die zwei harmlosen Berührungen Buffons dann mit Rot ahndete, ist dagegen lächerlich. Leider ist die Uefa traditionsgemäß ein Hort der Korruption und der Intransparenz – eine wirklich seriöse Aufarbeitung wird unterbleiben. Bleiben werden aber die Tränen von Gigi Buffon. Jeder Fußball-Fan mit Herz hat mit ihm gelitten. Eine großartige und einzigartige Karriere neigt sich dem Ende entgegen. Einem Ende, wie es schlimmer, bitterer und ungerechter nicht hätte sein können. Dennoch: grazie, Gigi! Wir werden noch oft von Dir sprechen!