Beim „Home Opener", den ersten beiden Heimspielen in der Ersten Baseball-Liga, gelang den Flamingos aus Berlin ein glatter Doppelsieg. Gut für das Saisonziel Klassenverbleib.
Im Mutterland des Sports mit den berühmten Schlägern und dem kleinen Ball würden die Leute sagen: Baseball is back. In Berlin sagen sie jetzt: Baseball is back in Berlin. Gemeint sind damit die Flamingos Berlin, die zurzeit ihren Traum leben – oder besser gesagt spielen: Erste Liga, die Flamingos sind dabei. In diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt, weshalb der Satz „Baseball is back" eigentlich nicht ganz korrekt ist. Denn erstklassigen Baseball gab es in Berlin zuvor noch nie. Die Flamingos stoßen als Pioniere in neue Sphären vor und sind stolz darauf.
Bei der „Mission Klassenverbleib" wird nichts dem Zufall überlassen. So wurde der vergangene Doppelspieltag gegen die Bremen Dockers extra vom angesetzten Samstag auf den Sonntag verlegt – es regnete. Und Regen ist nun mal Gift, wenn ein kleiner glatter Ball von einem stabilen Holzschläger millimetergenau getroffen werden muss. Präzision ist alles beim Baseball – da verstehen die Akteure aus dem Märkischen Viertel keinen Spaß. Staubtrockener Grund, wasserfreie Sportgeräte – Schläger, Ball und Fanghandschuh. Nicht ohne Grund entschieden die Flamingos und ihre Premierengegner aus Bremen sich für den regenfreien und sonnigen Sonntag.
Die Aufsteiger aus dem Märkischen Viertel in Berlin haben im Winter sehr hart trainiert, um bei den Anforderungen in der 1. Bundesliga mithalten zu können. Auch personell haben die Flamingos um ihren Headcoach Tino Stroop deutlich aufgerüstet: Neben der Verstärkung aus Berlin gab es viele hochkarätige Neuzugänge aus dem Ausland: Trevor Leland Caughey und Andrew Oberthaler aus den USA zum Beispiel. Oder Jonathan Peter Mottay – er ist Nationalspieler Frankreichs. Maikel Azcuy Perez ist Nationalspieler Großbritanniens, Kenneth Chiu und Yung „Ken" Tsun Wai vertreten bei internationalen Events die Farben Hongkongs. Wer da noch fehlt? Vielleicht ein Nationalspieler aus Afrika? Kein Problem, denn auch Jimmy Kolawole, der für sein Heimatland Nigeria antritt, wurde von den Flamingos ebenfalls für die neue Erstligasaison gebucht.
Die Liste der Neuzugänge ist lang, und die Namen sind exotisch. Doch wer sich mit Baseball auskennt, hat den einen oder anderen Namen schon einmal gehört – was für das gute Scouting und die breite Vernetzung der Flamingos in der Szene spricht. Ob das internationale Allstar-Ensemble auch eine Mannschaft ergibt, muss sich im Verlauf der Saison herausstellen.
Personell aufgerüstet
Die Saison jedenfalls fängt gut an, und die Neuverpflichtungen erfüllen die Erwartungen. Denn die Flamingos verbuchten bereits zwei wichtige Siege zu Hause und unterstreichen die sehr gute Form zum Saisonbeginn. Gegen die Bremen Dockers gelang ein 5:2 im ersten und ein 3:1-Sieg im zweiten Spiel. Für die Flamingos sind das bereits zu Beginn der Saison echte Big Points, gelten die Bremer doch als direkter Konkurrent im Abstiegskampf.
In der Woche zuvor gelang bei den beiden Auswärtspartien ebenfalls ein Sieg. Der Gegner war allerdings kein Abstiegskandidat. Die Solingen Alligators wollen wieder um die Meisterschaft mitspielen, doch in einer der beiden Partien fanden sie in den Berliner Flamingos ihren Meister. Gut für die Berliner. Das Ausrufezeichen in Solingen ließ auch die äußerst knappen Niederlagen in Dohren aus den Tagen zuvor vergessen.
In Spiel eins gegen Bremen setzten die Flamingos schon in den ersten beiden Innings die wichtigen Offensiv-Akzente und führten schnell mit 3:1. „Inning" ist ein Spielabschnitt, in dem jede Mannschaft einmal Schlagmannschaft und einmal Feldmannschaft ist. Im siebten Inning legten sie zwei weitere „Runs" nach, das sind die Punktgewinne im Baseball. Wem jetzt schon vor lauter amerikanischen Begriffen der Kopf schwirrt, sollte ein Wörterbuch bei der Lektüre des originalen Pressetextes der Flamingos zu Rate ziehen:
„Der Start-Pitcher Kenneth Chiu sicherte sich den Win für die Flamingos. In seinen acht Innings erlaubte er fünf Hits und zwei Runs, bei fünf Strikeouts. Kolja Rocek folgte als Closer und sicherte mit drei Outs den Sieg der Flamingos. Den Loss für die Bremen Dockers musste sich Giovanni Binetti Sanchez anrechnen lassen. Er erlaubte sieben Hits und fünf Runs in sieben Innings. Insgesamt erzielten die Berlin Flamingos acht Hits. Maikel Azcuy und Niklas Wägner waren mit mehrfachen Hits die besten Offensivkräfte der Berliner. Beide erzielten zwei Hits. Auch die Defense der Flamingos stand sicher und erlaubte sich keine Fehler."
Schlagtunnel nach drei Monaten da
Das zweite Spiel der beiden Aufsteiger aus Bremen und Berlin entwickelte sich dann zum Duell der Werfer – für die Flamingos stand zum ersten Mal der Neuzugang und französische Nationalspieler Jonathan auf dem Feld. Mit einer sehr überzeugenden Leistung ließ die Flamingos-Defensive nur wenige Läufe der Bremer zu, und so stand es am Ende 3:1 für die Berliner. Die Bremer Dockers sorgten zwar im ersten Inning mit einem Solo-Homerun – das ist ein perfekter Lauf über alle Stationen des Gegners – durch Yannick Bujalla für Aufsehen, blieben aber ansonsten komplett unter Kontrolle der Flamingos-Defensive. Die Berlin Flamingos haben schließlich eine Schwächephase der Dockers im dritten Inning für eigene drei Läufe und somit Punktgewinne genutzt.
Am kommenden Wochenende erwarten die Berlin Flamingos die Cologne Cardinals zum Gastspiel im Flamingo Park. Auch da lässt sich einiges erwarten. Erwarten lässt sich auch, dass die Flamingos in Zukunft noch besser spielen, denn jetzt haben sie etwas geschenkt bekommen, das für das Üben der Schläge in der Halle die Voraussetzung ist: einen Schlagtunnel.
Das Bezirksamt Reinickendorf hat dem Verein quasi als Anerkennung für den Aufstieg in die oberste Spielklasse den sogenannten „Batting Cage" spendiert. 6.500 Euro hat das gute Stück gekostet, drei Monate war es per Schiff aus den USA unterwegs.