Was hat Chris auf der Insel gemacht? Die Frage treibt Alice um. Zur Rede stellen kann sie ihren Ehemann nicht. Chris ist tot. Voller Misstrauen macht sich Alice auf den Weg, das Geheimnis seines Unfalls zu lüften. Stück für Stück setzt sie die Reiseroute zusammen und landet an einem kleinen Fährhafen. Dort entdeckt sie ein Auto, das Chris nur für die Inselbesuche benutzte und einen unbekannten Schlüssel. Alice entschließt sich, auf die Insel zu ziehen.
Auf der Suche nach Spuren von Chris scheut Alice kein Risiko. Mit dem Ziel die Inselbewohner auszuspionieren, freundet sie sich mit ihnen an. Wird Alice eingeladen, nutzt sie unbeobachtete Momente, um in den Häusern Minikameras und Wanzen zu installieren. Geradezu meisterhaft entwickelt sie im Laufe der Zeit ein Überwachungssystem, das die Insel wie ein Spinnennetz durchzieht. Auf ihren Streifzügen erlebt Alice einige Überraschungen. Nur über Chris erfährt sie so gut wie nichts. Aber das Handtuch zu werfen, kommt für Alice trotz aller Zweifel nicht infrage. Ihr zwanghaftes Nachforschen füllt die Leere, überdeckt die schmerzhafte Lücke, die Chris hinterlassen hat. Es verdrängt die panische Befürchtung, dass ihre Beziehung eine einzige Lüge gewesen ist.
Autor Daniel Sánchez Arévalo schafft mit dem Roman „Das Flüstern der Insel" eine spannende Komposition aus Beziehungsgeschichte, Trauerbewältigung und Spionage. Mit gefühlsstarker Sprache zeichnet er ein Bild davon, wie sich aus Schmerz und Verzweiflung ungeahnte Kräfte und Fähigkeiten entwickeln können.
In einem wiederkehrenden Albtraum veranschaulicht Arévalo, wie es in Alice aussieht. Ein Traum von Chris am Strand, der zuerst von ihrer Liebe erzählt. Sich anschließend wendet und die quälenden Selbstzweifel, Sehnsüchte und Ängste von Alice zum Ausdruck bringt. Am Ende des Romans verschwindet der Albtraum. Alice hat begriffen, warum Chris ihr nie von der Insel erzählte. Vor allem aber weiß sie, für welche Tür der fremde Schlüssel bestimmt ist.