Frank Sinatra hat in etwa 100 Filmen mitgespielt – mal als Superstar, mal in Hauptrollen, mal in Nebenrollen. Sein größter Triumph: das Drama „Verdammt in alle Ewigkeit".
An der Prozedur einer Oscar-Verleihung hat sich mit den Jahrzehnten nicht viel geändert. Prominente verlesen die Nominierten und nennen den Sieger, der dann auf die Bühne kommt, um die Trophäe überreicht zu bekommen. Und doch gibt es viele Feinheiten, die diese Prozedur jedes Mal unverwechselbar machen. So war es auch 1954. An das Mikrofon trat Mercedes McCambridge und verlas die Namen der Schauspieler, die für einen Oscar als bester Nebendarsteller nominiert waren. Aus heutiger Sicht wirkte die Prozedur eher dröge. Die kurzen Filmsequenzen waren ohne Ton, auch auf Live-Musik wurde verzichtet. Nur die Stimme der Schauspielerin war zu hören.
Mit 37 Jahren schien die Karriere bereits am Ende
Das änderte sich, als der letzte Namen der Nominierten erklang: „Frank Sinatra in ,From here to eternity’". Denn: Die Zuschauer im Saal unterbrachen die Stille und applaudierten spontan. Diese besondere Huldigung sollte schon vor der Nennung des Siegers ausdrücken: „Sinatra, wir lieben Dich. Wir sind froh, dass Du wieder da bist."
Nicht allzu lange zuvor nämlich, im Jahr 1952, war Frank Sinatras Filmkarriere am Ende. Niemand in Hollywood hatte in Betracht gezogen, dass der damals 37-Jährige jemals wieder im Kino zu sehen sein würde. Niemand aus der Filmbranche war bereit, ihn als Schauspieler für einen Film zu besetzen – und das, obwohl er noch im Jahr 1946 mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet wurde. Sinatra, der in den 40er-Jahren als Sänger zum US-Superstar aufgestiegen war, wurde auch als Schauspieler populär und füllte die Kinokassen mit leichten Musicals wie „Urlaub in Hollywood" (1945) und „Heut‘ wollen wir bummeln gehen" (1949). Eine lange Weltkarriere schien gesichert – erst recht, als Sinatra 1945 hinter die Kamera wechselte und den Kurzfilm „The house I live in" produzierte. Für dieses Plädoyer für die Gleichberechtigung aller Rassen und Religionen bekam Sinatra seinen ersten Oscar und galt fortan als Saubermann und Menschenfreund.
Er bekam für die Rolle 8.000 Dollar
Diesen guten Ruf aber verspielte Sinatra innerhalb weniger Jahre. Er begann zahlreiche Affären, seine Ehe mit Nancy Sinatra wurde geschieden, auch die Beziehung mit Hollywood-Star Ava Gardner ging in die Brüche. Eine Chance bekam der Entertainer im Fernsehen, aber die „Frank Sinatra Show" (1950 bis 1952) wurde ein Misserfolg. Sinatra war am Ende – so schien es wenigstens. Mit nicht einmal 40 Jahren wollte und konnte der Künstler aber nicht hinnehmen, dass er nie wieder auf einer Kinoleinwand zu sehen sein sollte und suchte nach einer Chance.
Als er erfuhr, dass Hollywood an einer Filmversion des erfolgreichen Romans „Verdammt in alle Ewigkeit" arbeitete, wurde er aktiv. Seine Bemühungen um die Besetzung der Rolle des Angelo Maggio sind inzwischen legendär. Sinatra bestand auf Probeaufnahmen und bot sogar an, die Rolle ohne Gage zu übernehmen. Regisseur Fred Zinnemann soll dennoch abgelehnt und erst eingewilligt haben, als er von der Mafia bedroht worden war. Schließlich erhielt Sinatra die Rolle für nur 8.000 Dollar Gage. Zum Vergleich: Die Gagen der anderen Schauspieler Montgomery Clift und Burt Lancaster lagen bei 150.000 Dollar beziehungsweise bei 120.000 Dollar.
„Verdammt in alle Ewigkeit" handelt vom Garnisonsleben in einer Kaserne auf Hawaii vor dem Hintergrund des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor. Der Film wurde ein großer Erfolg und erhielt acht Oscar-Nominierungen. Für Frank Sinatra ein Triumph: Schon der Applaus bei der Nennung seines Namens war eine Anerkennung seines Comebacks. Als Mercedes McCambridge den Briefumschlag öffnete und Sinatra als Sieger verkündete, hüpfte die Schauspielerin wie ein kleines Mädchen vor Freude auf und ab. Unter den Zuschauern im Saal brach tosender Applaus los, und Frank Sinatra nahm den Filmpreis auf der Bühne entgegen. Seine Freude war echt. Wahrscheinlich hat er gewusst, dass seine Filmkarriere von diesem Zeitpunkt an gesichert war.
Sinatra irrte sich nicht. Nach seinen Skandalen, Film-Flops und Affären hatte er sich durch „Verdammt in alle Ewigkeit" rehabilitiert und drehte Film auf Film – viele von ihnen sind heute Klassiker und holen im Fernsehen stets gute Quoten.
So wurde Frank Sinatras Filmkarriere von Ende der 50er-Jahre bis Anfang der 60er-Jahre so gut wie unvergleichlich. Bis zu fünf Streifen drehte er pro Jahr – zu viele, könnte man meinen, denn nicht jedes Werk war ein Glanzstück. Im Jahr 1955 zum Beispiel war Sinatra in eher mäßigen Filmen wie „Man soll nicht mit der Liebe spielen", „… und nicht als ein Fremder", „Schwere Jungs – leichte Mädchen" und in „Die zarte Falle" zu sehen. Nur „Der Mann mit dem goldenen Arm" unter der Regie von Otto Preminger brachte ihm wieder gute Kritiken ein, und sogar eine Oscarnominierung in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller" bekam er.
Hauptrollen mied Sinatra weitgehend
Trotz dieses Erfolgs traf Sinatra immer wieder die kluge Entscheidung, sich nicht unbedingt auf Hauptrollen zu konzentrieren. Ein guter Kniff, denn so stehen in seiner Filmografie einige Welterfolge mit Sinatras Namen an dritter, vierter oder fünfter Stelle. Wie bei „Die oberen Zehntausend" (1956): Während Hauptdarsteller Bing Crosby und Grace Kelly ihre Liebesromanze tränenreich und mit viel Musik ausfechten, blieben Sinatra nur die Rolle eines Reporters und immerhin noch zwei Lieder auf dem Soundtrack. Schauspiel und Gesang verknüpfte Sinatra auch in „Verdammt sind sie alle" (1958): In dem düsteren Verlierer-Porträt festigt Sinatra erneut seinen Ruf als Leinwand-Star neben Dean Martin und Shirley MacLaine. Das Lied „To love and be loved" – gesungen von Sinatra – erhielt eine Oscarnominierung in der Kategorie Bester Song.
Trotz dieser Erfolge auf der Leinwand: Frank Sinatras große Kino-Karriere war nicht von Dauer. In den 60er-Jahren war er ebenso wie seine Kollegen Dean Martin, John Wayne und Cary Grant in die Jahre gekommen. Sie wurden von jungen Schauspielern wie Dustin Hoffman („Die Reifeprüfung", 1967), Warren Beatty („Bonnie und Clyde", 1967) und Dennis Hopper („Easy Rider", 1969) abgelöst. Sinatra schien dem sogenannten New Hollywood die Stirn bieten zu wollen und übernahm die Hauptrolle in „Dreimal nach Mexiko" (1965). An seiner Seite spielte Deborah Kerr, mit der Sinatra schon in „Verdammt in alle Ewigkeit" zu sehen war. Aber der Film war Routineunterhaltung mit Verwicklungen, Rollenwechseln und Versöhnung nach altmodischer Hollywood-Norm.
Ein schlechter letzter Kinofilm in den 80ern
Trotz Dean Martin und sogar Sinatras Tochter Nancy in weiteren Rollen kam der Film nicht gut an. Frank Sinatra musste eingestehen, dass seine große Zeit als Hollywood-Star endete. Er drehte kaum noch Filme und verkündete im Frühjahr 1971 sogar seinen Abschied vom Showbusiness. Auf der Bühne als Sänger konnte Frank Sinatra, der 1975 seinen 60. Geburtstag feierte, wieder an alte Erfolge anknüpfen. Um die Filmbranche machte der Entertainer jedoch in den 70er-Jahren einen Bogen. Eine große Altersrolle, wie sie zum Bespiel Henry Fonda mit „Am goldenen See" (1981) noch bekam und 76-jährig mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, erhielt Frank Sinatra nicht mehr. In den 80er-Jahren war sich Sinatra aber nicht zu schade, in „Auf dem Highway ist wieder die Hölle los" sich selbst zu spielen. Zwar war die amateurhafte Komödie finanziell gesehen ein Erfolg, bekam aber verheerende Kritiken – ein schlechter letzter Kinofilm also für einen der größten Stars des „Alten Hollywoods".
Einen mäßigen Auftritt hatte Frank Sinatra noch einmal in der TV-Krimi-Serie „Magnum" (1987), letztmals als Schauspieler war er in der Sitcom „Wer ist hier der Boss" (Episode „Sinatras größter Fan", 1988) als er selbst zu sehen.
Und so bleibt Frank Sinatra mit „Verdammt in alle Ewigkeit" der Filmwelt in Erinnerung. Sehenswert ist der Film auch heute noch, also nach mehr als 60 Jahren – auch dank der Darstellung Frank Sinatras, der seinen Oscar für die beste Nebenrolle mit dem Worten entgegen nahm: „I am absolutely thrilled – ich bin absolut begeistert."