Laut einer Forsa-Umfrage vom August vergangenen Jahres sind 81 Prozent aller Deutschen Kork-Fans. Da wundert es nicht, dass der umweltfreundliche Werkstoff inzwischen im Wohnbereich Einzug hält und sich zum Trend-Produkt gemausert hat.
Egal ob Fußböden, Möbelstücke oder Deko: Alles ist jetzt aus Kork. Und das aus gutem Grund, denn das Material hat viele positive Eigenschaften. Gewonnen wird es aus der Korkeiche. Die wächst in vielen Regionen des Mittelmeeres wie Spanien, Italien und Portugal, da sie das milde Klima schätzt und dort am besten gedeiht. „Korkeichen produzieren erst nach 50 Jahren Kork. Und man kann sie auch nur alle neun Jahre schälen", erklärt Professor Alfredo Goncalves Ferreira in einem Interview mit „Deutschlandfunk". Der Forscher beschäftigt sich seit Jahren mit der Korkeiche.
Das Schälen selbst schadet dem Baum übrigens nicht. Er beginnt einfach wieder, neuen Kork zu produzieren. So bringt es eine einzelne Korkeiche während ihres rund 200 Jahre dauernden Lebens auf eine Produktion von rund 200 Kilogramm Kork. Das ist sehr viel effizienter als bei der normalen Holzgewinnung, da der Baum nicht stirbt, sondern lediglich seine äußere Hülle vorübergehend verliert. Sie besteht aus dünnwandigen abgestorbenen Zellen, die mit Luft gefüllt sind. Diese enthalten Suberin und Zellulose.
Suberin verleiht dem Kork wasserabstoßende Eigenschaften. Außerdem wirkt die Zellkonstruktion schall- und wärmeisolierend. Sogar starke Hitze macht dem Material nichts aus. Viele gute Gründe, Kork zur Konstruktion von Böden zu verwenden. Er gibt die gespeicherte Wärme nicht so schnell ab und ist außerdem angenehm zum Darüberlaufen, da er weich und elastisch bleibt.
Schmutzabweisende Oberfläche
Und noch eine positive Eigenschaft kommt hierbei zum Tragen: Kork besitzt eine schmutzabweisende Oberfläche, ist außerdem mit einer antibakteriellen Schicht überzogen. Dadurch eignet er sich auch in Allergiker-Haushalten bestens für das Interieur.
Korkböden gibt es dank modernsten Druck- und Färbemethoden heute in jeder gewünschten Optik. Korkparkett- oder Fliesen werden für gewöhnlich verklebt und sind dann genauso langlebig und robust wie echte Fliesen oder Holzparkett. Mittlerweile ist die Auswahl auf dem Markt riesig, denn immer mehr Händler haben Korkböden in ihrem Sortiment. Am schönsten bleiben Korkböden aber, wenn man sie in ihrer natürlichen Optik belässt. Dadurch erhält der Boden eine sehr eigenwillige, individuelle Note, da kein Stück Kork gleich aussieht. Es handelt sich eben um ein reines Naturprodukt, das jedem Raum einen ganz eigenen Charme verleiht.
Kein Wunder, dass auch Möbeldesigner mehr und mehr Kork in ihre Kreationen einfließen lassen. So begann schon im Jahr 2006 für den bekannten Möbeldesigner Daniel Michalik die Liebe zum Kork, dem er bis heute mit einer eigenen Kollektion treu geblieben ist. „Kork ist ein Material mit Vorbildfunktion. Es lehrt uns, Design und die Nutzung von Werkstoffen aus einer gesünderen Perspektive zu betrachten und führt uns zu neuen Form-Typologien", schwärmt der New Yorker in einem Interview mit dem portugiesischen Korkverband APCOR. Und die neuen Form-Typologien umfassen in der aktuellen Kollektion zum Beispiel kleine bunte Kork-Bäumchen deren Stamm ein Geheimfach enthält, in dem sich allerlei kleine Kostbarkeiten verstecken lassen.
Auch ein Boot aus Kork („Cargo Ship") ergänzt die kleinen und großen Designelemente, ausgestattet mit Kronkorken als Passagiere. Den tollen Eigenschaften des Materials sei Dank, gleitet das Boot sogar über Wasser. Selbst wenn sich das nur in der Badewanne befindet.
Dabei sind Bäume und Boote natürlich nicht die einzigen teilweise witzigen, skurrilen oder einfach wahnsinnig praktischen Entwürfe von Michalik. Auch Möbelstücke gehören hier ins Programm und finden Liebhaber in aller Welt. Was damals als Werkstoff noch außergewöhnlich erschien, hat heute nämlich längst überall Einzug in den Wohnraum gehalten. Neben Hockern und Beistelltischen (zum Beispiel „Cork Family" von Vitra) gibt es futuristische Pinnwände („Pinorama" von Inga Sempe), Vasen (Bloomingville) und Bilder aus Kork (Wine Enthusiast) im Einzelhandel.
„Das Beste der Natur" ins Haus bringen
Sogar der bekannte schwedische Möbelriese Ikea hat eine eigene Kork-Kollektion herausgebracht. Die hört auf den Namen „Sinnerlig" und wurde von der Star-Designerin Ilse Crawford entworfen. Die Kollektion umfasst mehr als 30 Stücke und reicht von kleinen Aufbewahrungsdosen für den täglichen Gebrauch bis zum ausladenden Esstisch. In Möbelentwürfen wie diesen zeigt Kork auch, wie gut er sich mit anderen Materialien versteht. Ganz gleich ob Glas, Metall, Naturstein, Keramik oder Holz, Kork ist immer ein guter Begleiter. Wie gut, das zeigt Creative-Cork, ein portugiesisches Unternehmen das sich auf die Herstellung von Möbeln aus Kork und Holz spezialisiert hat. Hier sind Sessel, Kommoden, Stühle und Tische echte Einzelstücke. Die Designer möchten „das Beste der Natur" ins Haus bringen. Eine Idee die den Zeitgeist trifft. Aus der Verbindung von Kork und Holz entstehen wunderbar warme Möbelstücke, die eine echte Wohlfühlatmosphäre schaffen, ganz im Stil des modernen Landhauslooks und der dänischen Hygge-Bewegung.
Dabei sind heute längst nicht alle Möbel und Dekorationsstücke aus „wildem" Kork. Ein großer Teil wird aus recyceltem Kork produziert, denn die Korkeichen sind vom Aussterben bedroht. Der Klimawandel scheint den sensiblen Bäumen zuzusetzen, mangelnde Sorgfalt bei der Aufforstung trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei, dass der Bestand stetig sinkt. Deshalb gibt es seit einigen Jahren Schutzprogramme für die Korkeiche in Portugal. So hofft das Landwirtschaftsministerium, dem Rückgang der Korkeichen langfristig entgegenzuwirken.
Bis dahin greifen Designer gerne auf recycelten Kork zurück. Dieser verliert keine seiner guten Eigenschaften und ist auch in dieser Hinsicht echt umweltbewusst und genauso einzigartig wie der frisch geschälte Kork.