Wie immer seit 2013 steht kein Bundesligist im Finale der Champions League. Die Endspiel-Paarung ist für deutsche Fußball-Fans dennoch reizvoll. Nicht nur, weil Toni Kroos auf Jürgen Klopp trifft.
Der FC Bayern hat es wieder mal nicht geschafft. Im Halbfinale scheiterte der deutsche Serienmeister an Real Madrid und hat inzwischen einen echten Spanien-Fluch. Seit dem deutschen Endspiel der Münchner 2013 gegen Borussia Dortmund stand kein deutscher Verein mehr im Champions-League-Endspiel. Der FC Bayern scheiterte nun fünfmal hintereinander an spanischen Clubs: Dreimal an Real, einmal an Atlético Madrid und einmal am FC Barcelona. Insgesamt viermal davon war Endstation im Halbfinale. Doch auch ohne einen deutschen Club wird das Endspiel am 26. Mai in Kiew zwischen Real und dem FC Liverpool hochinteressant. Das „Weiße Ballett" gegen die Reds, der Rekordgewinner gegen den Sieger des vielleicht denkwürdigsten Finals 2005 (im Elfmeterschießen nach 0:3-Halbzeitrückstand gegen Milan). Das verspricht Spannung. FORUM nennt die interessantesten Randgeschichten:
DEUTSCHE FINALISTEN
Auch ohne den FC Bayern oder einen anderen Bundesligisten im Finale ist jetzt schon sicher: Es wird auch 2018 einen deutschen Champions-League-Sieger geben. Mindestens einen. Sollte Real zum dritten Mal in Folge den Henkelpott gewinnen, dürfte Weltmeister Toni Kroos wieder jubeln. Im Falle eines Liverpool-Sieges gebe es sogar drei deutsche Titelträger: Trainer Jürgen Klopp, Stammtorhüter Loris Karius und Nationalspieler Emre Can, der das Endspiel wegen Rückenbeschwerden aber wohl verpassen wird und danach voraussichtlich zu Juventus Turin wechseln wird.
Dadurch bleibt eine inzwischen stolze deutsche Serie bestehen. Zum sechsten Mal in Folge wird es mindestens einen deutschen Sieger geben. 2013 gewannen die Bayern, 2014 holte Sami Khedira den Pott mit Real, 2015 Marc-André ter Stegen mit Barcelona, in den vergangenen beiden Jahren Kroos mit den Madrilenen. Selbstverständlich ist diese Serie keinesfalls, denn in den 20 Jahren zuvor gab es außer bei den Erfolgen von Borussia Dortmund 1997 und den Bayern 2001 nur drei deutsche Spieler und einen Trainer, die mit ausländischen Vereinen triumphierten: Rudi Völler holte gleich bei der ersten Auflage 1993 den Titel mit Olympique Marseille, Torhüter Bodo Illgner und Coach Jupp Heynckes 1998 mit Real und Dietmar Hamann 2005 mit Liverpool.
EX-BUNDESLIGISTEN
Auch für die Fans einiger deutscher Vereine wird es in Kiew bekannte Gesichter zu sehen geben. Gleich sechs ausländische Profis haben nämlich schon mal in der Bundesliga gespielt. Bei Real sind es Dani Carjaval, der in der Saison 2012/13 für Bayer Leverkusen spielte, der im Vorjahr an Eintracht Frankfurt ausgeliehene Jesus Vallejo und der Ex-Wolfsburger Borja Majoral. Während Rechtsverteidiger Carvajal Stammspieler und Leistungsträger ist, hat Vallejo in Sergio Ramos und Raphael Varane in der Innenverteidigung starke Konkurrenz vor sich. In der Königsklasse kam er in dieser Saison erst einmal zum Einsatz, ausgerechnet bei der 1:3-Heimniederlage im Viertelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin. Auch der 21 Jahre alte Stürmer Majoral ist nur Ergänzungsspieler und spielte in der K.-o.-Phase noch gar nicht. Beim Rückspiel gegen die Bayern stand er aber im Kader, in der Gruppenphase schoss er beim 3:2 gegen Dortmund sogar ein Tor.
Erneute Krönung für Ronaldo?
Bei den Reds haben außer Can (Leverkusen, Bayern) und Karius (Mainz) auch Joel Matip, Ragnar Klavan und Roberto Firmino schon in der Bundesliga gespielt. Matip, dessen Bruder Marvin Kapitän des FC Ingolstadt ist, ist sogar gebürtiger Bochumer, läuft aber für die Nationalmannschaft Kameruns auf. Der Innenverteidiger spielte zwischen 2009 und 2016 stolze 194 Mal in der Bundesliga. Bei Liverpool ist er eigentlich Stammspieler, fehlt aber seit Anfang April wegen einer Oberschenkelverletzung. Der 32 Jahre alte Este Klavan, von 2012 bis 2016 für den FC Augsburg aktiv, absolvierte in dieser Saison auch schon 20 Spiele über die volle Distanz in der Innenverteidigung. In den beiden Halbfinals gegen Rom kam er jeweils kurz vor Schluss, um das Ergebnis zu sichern. Der Brasilianer Roberto Firmino, 2015 für damals sehr beachtliche 41 Millionen von Hoffenheim auf die Insel gewechselt, ist dagegen ein absoluter Leistungsträger.
DIE FANTASTISCHEN DREI
Firmino, der Ägypter Mo Salah und der Senegalese Sadio Mané gelten für Liverpool als absolute Erfolgsgaranten. Die Fans weltweit schwärmen derzeit von den fantastischen Drei. Und das vollkommen zu Recht. Mit insgesamt 29 Toren (Salah und Firmino je zehn, Mané neun) sind sie das beste Offensiv-Trio, das es je in der Champions League gegeben hat. Der bisherige Rekord stammte aus der Saison 2013/14, als Cristiano Ronaldo (17), Karim Benzema (6) und Gareth Bale (5) insgesamt 28 Mal trafen. Alle drei stehen immer noch im Kader der Madrilenen. Zwei Spieler mit einer zweistelligen Treffer-Quote hatte es zuvor auch nur einmal gegeben: 2014/15 waren Lionel Messi und Neymar je zehn Mal für Barcelona erfolgreich.
„Sie sind praktisch unstoppbar", sagte der frühere Bayern-Trainer Pep Guardiola, der mit dem Englischen Meister Manchester City im Viertelfinale an den Reds scheiterte. Karius bezeichnete sie als „das aktuell vielleicht beste Offensiv-Trio der Welt." Klopp lässt derweil durchblicken, wer von den dreien sein Favorit ist: „Mo Salah: Weltklasse, aber nicht jeden Tag. Sadio Mané: Weltklasse, aber nicht jeden Tag. Roberto Firmino: Weltklasse, fast jeden Tag."
KLOPPS FINALFLUCH
Seit 2012 stand Jürgen Klopp außer im Jahr 2017 in jedem Jahr mindestens in einem Finale. Das Problem: Nachdem er gleich das erste Endspiel furios gewann – mit Dortmund besiegte er die Bayern im DFB-Pokal 5:2 – verlor er danach nun fünfmal in Serie: Mit dem BVB gegen die Bayern 2013 in der Champions League (1:2) und 2014 im DFB-Pokal (0:2 n. V.), 2015 in seinem letzten Spiel als Dortmund-Coach im nationalen Pokal 1:3 gegen Wolfsburg und mit Liverpool 2016 im League Cup (2:4 i. E. gegen Manchester City) und in der Europa League (1:3 gegen Sevilla). Danach hatte Klopp versprochen: „Ich werde alles dafür tun, um wieder ein Finale zu erreichen. Und danach werde ich als Sieger auf der Pressekonferenz sitzen." Den ersten Teil der Vorhersage hat Klopp erfüllt, um den zweiten geht es in Kiew.
ERFOLGSGARANT KROOS
2013 war Kroos schon beim Triumph der Bayern dabei, nach der WM ein Jahr später wechselte er nach Spanien. Und hat durch die Triumphe in den vergangenen beiden Jahren gleich zwei deutsche Bestmarken aufgestellt: Er ist der einzige deutsche Spieler, der mit zwei verschiedenen Vereinen die europäische Königsklasse gewann (als Trainer schaffte das Ottmar Hitzfeld mit Dortmund und München) und er ist der einzige Deutsche, der sie schon dreimal gewann. Diesen Rekord könnte der gebürtige Greifswalder Ende Mai ausbauen. Insgesamt sind für Kroos bis heute inklusive Supercups und Club-Weltmeisterschaften schon 23 offizielle Titel notiert. Und mit 28 hat er wohl noch ein paar Karriere-Jahre vor sich. Sein Vertrag bei Real läuft bis 2022, danach will er nach derzeitigem Stand Schluss machen. Aktuell ist er noch voll motiviert. Liverpool habe ihn „überrascht und mir sehr imponiert", sagte er dem „Kicker": „Sie stehen nicht umsonst im Finale. Aber wir fahren nach Kiew um zu gewinnen. Auch wenn es eine Floskel ist: Es ist so und hat in den letzten Jahren sehr gut funktioniert."
ERFOLGSGARANT ZIDANE
Noch beeindruckender als die Serie von Toni Kroos ist die seines Trainers Zinédine Zidane. Seit dem 4. Januar 2016 ist er Trainer von Real Madrid, seitdem ist Real in der Königsklasse das Maß aller Dinge. Zunächst holte der frühere französische Weltfußballer im ersten Jahr den Titel, dann schaffte er die erste erfolgreiche Titelverteidigung seit Bestehen der Champions League, und jetzt steht er schon wieder im Finale. Als Spieler hatte Zidane den Henkelpott schon 2002 gewonnen – damals schoss er beim 2:1 von Real im Finale gegen Bayer Leverkusen mit einem traumhaften Drehschuss den Siegtreffer. Lustige Randnotiz: Weil es in der Liga nicht gut läuft, soll Zidane Anfang April schon vor dem Abschuss gestanden haben. Favorit auf die Nachfolge damals laut „Sun": Jürgen Klopp.