Wieder einmal präsentieren sich internationale Leichtathletik-Stars auf dem traditionellen Pfingstsportfest in Rehlingen. Allen voran Diskus-Olympiasieger Christoph Harting, Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter und Stabhochsprung-Lokalmatador Raphael Holzdeppe.
Das traditionelle Pfingstsportfest des LC Rehlingen zieht um. Nicht örtlich, sondern nur zeitlich: Statt wie gewohnt am Pfingstmontag findet die 54. Ausgabe des renommierten Leichtathletik-Events bereits am Pfingstsonntag statt, dem 20. Mai. Mit von der Partie sind auch die Stars Christoph Harting (Diskus-Olympiasieger von Rio de Janeiro 2016), Johannes Vetter (Speerwurf-Weltmeister von London 2017) und der in Saarbrücken lebende Raphael Holzdeppe (Stabhochsprung-Weltmeister von Moskau 2013). „Man sollte den mehrfachen 800-Meter-Weltmeister Mohammed Aman aus Äthiopien nicht vergessen", betont der Meeting-Direktor Lutwin Jungmann, der nicht ausschließt, dass das Leichtathletik-Event auch künftig am Pfingstsonntag stattfinden wird. Er ergänzt: „Im Hochsprung der Männer könnte es sehr interessant werden, weil mehrere 2,30 Meter-Springer dabei sind – darunter auch die besten Deutschen."
Insgesamt werden in diesem Jahr 17 Wettbewerbe ausgetragen, darunter die genannten Attraktionen Stabhochsprung, Diskuswurf, Speerwurf, Hochsprung sowie Sprint-, Mittelstrecken und Hindernislauf. Für die meisten Athletinnen und Athleten stehen die Wettkämpfe im Rehlinger Bungertstadion in diesem Jahr unter einem ganz bestimmten Stern: den zwischen dem 7. und 12. August in Berlin stattfindenden Europameisterschaften. „Deshalb haben wir das Motto ‚Auf zur EM in Berlin‘ ausgerufen und kommunizieren dieses auch auf unseren Plakaten", sagt Lutwin Jungmann. Sich für den Saisonhöhepunkt im eigenen Land zu qualifizieren ist insbesondere für die deutschen Sportlerinnen und Sportler ein besonderer Ansporn für Höchstleistungen.
Apropos Höchstleistungen. Im Stabhochsprung der Männer nimmt Raphael Holzdeppe, der in Saarbrücken wohnt und für das LAZ Zweibrücken startet, bei seiner siebten Teilnahme am Pfingstsportfest Anlauf auf den ersten Sieg. Der fehlt dem Weltmeister von 2013 und Vizeweltmeister von 2015 nämlich noch in seiner Sammlung. Vielleicht knackt der nach Verletzungsproblemen wiedererstarkte deutsche Hallenmeister sogar den sechs Jahre alten Stadionrekord von 5,72 Metern. Holzdeppes ärgster Widersacher dürfte dabei der amtierende Europameister Robert Sobera aus Polen sein. Ihm reichten bei der EM 2016 in Amsterdam 5,60 Meter zum Titel – also genau die Höhe, die von den deutschen Springern als Qualifikationsnorm für die Heim-EM im August gefordert wird.
Bereits am Pfingstsonntag
Die EM in seiner Heimatstadt hat auch Christoph Harting im Visier. Der Diskus-Olympiasieger von Rio 2016 könnte es seinem älteren Bruder Robert gleichtun, der 2017 nach langer Verletzungspause im Bungertstadion triumphierte. Christoph Harting (SCC Berlin) ist erstmals in Rehlingen zu Gast. Das Jahr seines Olympiasieges war sein bisher stärkstes. Unvergessen, wie er sich im Finale von Rio mit neuer Bestleistung (68,37 Metern) im letzten Versuch sensationell den Olympiasieg holte. Unvergessen auch, wie er sich auf der folgenden Siegerehrung darüber freute. In Rehlingen bekommt es Harting mit dem Olympia-Dritten Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) zu tun, dessen Bestleistung aus dem Jahr 2016 bei 67,14 Metern steht. Nicht zu unterschätzen ist der Österreicher Lukas Weißhaidinger. Beim ISTAF-Indoor in Berlin verwies er sein großes Idol Robert Harting bei dessen Heimspiel auf Rang zwei. Am 15. April verbesserte der Olympia-Sechste dann im spanischen Santa Cruz de Tenerife seinen eigenen Landesrekord auf 68,21 Meter. Im Rennen um die deutschen Startplätze bei der EM in Berlin ist Martin Wierig (SC Magdeburg; Bestleistung: 68,33 m). Der Olympia-Sechste von London 2012 und WM-Vierte von Moskau 2013 war letzte Saison hinter Robert Harting zweitbester Deutscher und will die Qualifikationsnorm des Deutschen Leichtathletik-Verbands (64,00 Meter) unbedingt schaffen. Gleiches gilt auch für den Magdeburger David Wrobel (Bestleistung: 64,66 Meter). Denkbar, dass sich die Konkurrenten um die EM-Tickets gegenseitig dermaßen anstacheln, dass der 34 Jahre alte Stadionrekord von Imrich Bugar aus der ehemaligen Tschechoslowakei fällig ist. Der steht bei 66,66 Metern.
Der Rekord von Johannes Vetter liegt derzeit bei 94,44 Metern. Der amtierende Speerwurf-Weltmeister ist mit der Fabelweite vom 11. Juli 2017 in Luzern nicht nur deutscher Rekordhalter, sondern auch zweitbester Speerwerfer der Leichtathletik-Geschichte hinter dem legendären Tschechen Jan Zelezny (98,48 Meter). Beim Winterwurf-Europacup im portugiesischen Leiria landete der Pfeil des früheren Saar 05ers bei 92,70 Metern. Hält der vom Saarländer Boris Obergföll (früher: Henry) in Offenburg trainierte gebürtige Dresdner seine Form, könnte er im Bungertstadion den Stadionrekord seines Trainers pulverisieren. Vor genau zehn Jahren warf Obergföll seinen Speer in Rehlingen 89,21 Meter weit. Lutwin Jungmann hat Vetter sogar eine Extra-Prämie versprochen, sollte dieser die 90 Meter-Marke knacken: „Bei uns gibt es prinzipiell bei jedem Wettbewerb Leistungsprämien", sagt der Meeting-Direktor dazu: „Bei Johannes Vetter ist es so, dass man von ordentlichen Leistungen ausgehen muss."
Bleibt der Sonntag als Wettkampftag?
Eine große Leistungsdichte verspricht der Hochsprung-Wettbewerb. Der hat es nach einigen Jahren Pause wieder in das Programm geschafft, „weil insbesondere die deutschen Athleten sehr interessiert daran waren", wie Lutwin Jungmann erklärt. Gleich zwei von ihnen, der WM-Fünfte von 2017 Mateusz Przybylko (TSV Bayer Leverkusen, 2,35 Meter) und der EM-Dritte von 2016, Eike Onnen (Hannover 96, 2,34 Meter), gehören zu den Favoriten auf den Sieg beim Pfingstsportfest. Wie beim Ukrainer Yuriy Krymarenko (2,34 Meter), Weltmeister von 2005, liegen ihre Bestweite über 2,30 Metern. Direkt dahinter tummeln sich Falk Wendrich (Universade-Gewinner von 2017) vom LAZ Soest mit 2,29 Metern sowie der WM-Vierte von 2017, Edgar Rivera (2,29 Meter) und der Ukrainer Viktor Lonskyy (2,28 Meter).
Diese Bestwerte versprechen einen hochspannenden Wettbewerb der Hochspringer. Vielleicht schaffen sie es sogar, den bekannteren Stars der Szene am Pfingstsonntag die Show zu stehlen?