Der 1. FCK muss den Gürtel enger schnallen, aber auch eine Mannschaft aufstellen, die die Dritte Liga sofort wieder verlassen kann. Ein schwieriger Spagat.
Knapp 40 Millionen Euro betrug der Etat in der Zweiten Liga, in der Dritten Liga werden es noch 15 Millionen Euro sein, wie Michael Klatt, Vorstandsvorsitzender des FCK gegenüber der „Rheinpfalz" erklärte.
Davon entfallen knapp zehn Millionen Euro auf den Profisport – je zur Hälfte auf den Spieleretat und den Spielbetrieb. Zu dem gehören Stadionunterhaltung, Ordner und Sicherheitsdienst, Reisen und Übernachtungen der Mannschaft. Klatt und Sportvorstand Martin Bader stehen dabei vor einem schwierigen Unterfangen. Die Mannschaft für die Dritte Liga muss schlagkräftig sein und sofort wieder aufsteigen. Denn: Nur ein Jahr können sich die „Roten Teufel" leisten. Nein, leisten können sie es sich eigentlich nicht.
Der Aufstieg ist Pflicht
In der Pfalz spricht man davon, dass der Verein eine Saison „überleben" kann. Sollte der 1. FCK in der kommenden Spielzeit nicht aufsteigen, droht als düsterstes Szenario gar die Insolvenz. In der Dritten Liga kassieren die Vereine aus der vom DFB durchgeführten Zentralvermarktung der Übertragungsrechte etwas über eine Million Euro. Braunschweig und Kaiserslautern erhalten nach einem Bericht des „Kicker" daneben aus dem sogenannten Fallschirm"der DFL für die Absteiger aus der Zweiten Liga einmalig je 500.000 Euro. Bader und Klatt ist es offenbar gelungen, frisches Geld für den Spielbetrieb aufzutreiben. Sicher ist aber auch: Altlasten kann der FCK in der Dritten Liga keine bedienen. Und Altlasten hat der Club zur Genüge. Diese tragen auch dazu bei, dass in der Barbarossa-Stadt keine wirkliche Ruhe einkehrt. Vom Journalisten und Fan Andreas Erb ist in der vergangenen Woche ein Buch mit dem Namen „Betze Leaks" erschienen. Dabei geht es vor allem um die sehr speziellen Verflechtungen zwischen Stadt und Verein, vor allem was die Finanzierung des Fritz-Walter-Stadions betrifft: „Den Abstieg in die Dritte Liga nur als Ergebnis einer einzigen sportlich verkorksten Saison zu sehen, wäre zu kurz gegriffen. Vielmehr deutet sich der Absturz lange an und korrespondiert mit einem wirtschaftlichen Niedergang", erklärt der Buchautor. Für Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) ist ein Verkauf des von der Stadt 2003 übernommenen Stadions ein Thema, das ihn nach wie vor umtreibt. Der Tipp, das Fritz-Walter-Stadion zu veräußern, stehe im Rechnungshofbericht, sagte er der „Rheinpfalz". Er versuche auch seit zehn Jahren nichts anderes. Es sei nicht Kernaufgabe der Stadt, ein Stadion zu unterhalten und zu betreiben. Auf dem Stadion lasten ein von der Stadt Kaiserslautern verbürgter Kredit von 65 Millionen Euro, der im Jahr 2036 endfällig wird und 18 Jahre lang noch Zinsverpflichtungen von 2,951 Millionen Euro jährlich daraus. Einen Investor zu finden, der das Stadion von der Stadt übernimmt, hat sich bislang als eine anspruchsvolle Aufgabe herausgestellt. OB Weichel hofft nun darauf, dass die Mitglieder Anfang Juni die Ausgliederung beschließen und der Verein somit für potenzielle Investoren interessant werden könnte.
Doch nicht nur das Stadion bereitet Sorgen, auch die oft kritisierte Betze-Anleihe ist ein brisantes Thema: „Der FCK steht nicht nur am sportlichen Tiefpunkt, sondern befindet sich auch wirtschaftlich in einer äußerst angespannten Lage. Zuerst geht es darum, die Voraussetzungen für die Ligalizenz zu erfüllen. Ist das geschafft, möchte man eine Ausgliederung voranbringen, um neue Finanzspielräume zu öffnen. Doch auch dies ist kein Allheilmittel ohne potente Geldgeber, die bereit wären, Millionen in eine brüchige Fußballunternehmung zu pumpen. Im Sommer 2019 muss die Fananleihe zurückgezahlt werden. Erst wenn das alles gelungen sein sollte, wird aus meiner Skepsis wieder ein verhaltener Optimismus", erklärt Buchautor Erb das Szenario. Die Erfüllung der Lizenzierungs-Auflagen sind nach Aussagen von Vorstandschef Klatt bis zum 30. Juni „machbar". Sportchef Bader erklärt den Aufstieg darüber hinaus für „alternativlos". Bereits jetzt ist absehbar, dass der FCK eine stark besetzte Mannschaft haben wird. Angreifer Lukas Spalvis hat mit seiner Unterschrift ein Zeichen gesetzt, Mittelfeldmann Gino Fechner hat nachgezogen. „Ich will sofort aufsteigen", so der Ex-Leipziger, der weiß, was nun in der Dritten Liga gefragt sein wird: „Die Lautrer Tugenden müssen wir bewahren, nämlich bis zur 90. Minute alles zu geben." Trainer Michael Frontzeck wird trotz des Abstiegs bleiben. Er hatte eine bereits totgesagte Mannschaft wieder neu aufgestellt und eine beachtliche Rückrunde spielen lassen. „Ich habe Respekt vor der Dritten Liga. Wir tun gut daran zu wissen, dass das kein Selbstläufer wird", warnt der Trainer und sein Sportvorstand weiß: „Wo wir hinkommen, werden wir gejagt. Für viele Vereine ist das dann wie Pokal. Der FCK hat trotz allem noch immer einen großen Namen. Dass jetzt auch Eintracht Braunschweig abgestiegen ist, macht es für uns nicht leichter."
FCK-Chef spricht von Überlebenskampf
Anführer der jungen Mannschaft soll Florian Dick werden. Der Rechtsverteidiger, der von 2008 bis 2014 für den FCK 59 Bundesligaspiele und 128 Zweitligapartien absolviert hat, kehrt mit 32 Jahren von Arminia Bielefeld in die Pfalz zurück. „Ich hatte in den Gesprächen das Gefühl, dass hier gerade etwas sehr Positives entsteht und der Verein trotz Abstieg auf einem guten Weg ist", sagt Dick.
Es ist diese Hoffnung auf einen Neuanfang, der die Fans auch künftig wieder auf den Betze locken soll. Doch die Einschnitte in der Drittklassigkeit werden spürbar sein. Im Stadion werden nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden die Einsparungen auf den ersten Blick sichtbar sein. So wird die Osttribüne bei Heimspielen bis auf den Gästeblock nicht geöffnet. Der Oberrang der Südtribüne bleibt ebenfalls geschlossen. Damit spare der Verein Geld für Reinigungskräfte und Ordnungsdienst. „Wir befinden uns in einem Überlebenskampf und hoffen, dass die Fans das verstehen", sagt der Vorstandsvorsitzende. Die Saison „auf Leben und Tod" beginnt für die „Roten Teufel" bereits am 10. Juni. Dann ist das erste Training unter Michael Frontzeck angesetzt