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WAS MACHT EIGENTLICH...

Gene Hackmann
Foto: Christopher Michael Little / Wikipedia

… Gene Hackman?

Seit den 60ern gehört er zu den Top-Darstellern Hollywoods und wurde für „French Connection" und „Erbarmungslos" mit dem Oscar ausgezeichnet. Heute lebt der 88-Jährige, der 2004 seine Karriere beendete, mit seiner Frau und zwei Schäferhunden in Santa Fe und ist als Schriftsteller tätig.

Viele Stars künden mehrfach ihren Rücktritt an und treten davon genauso oft wieder zurück. Nicht so Gene Hackmann: Nach seiner letzten Rolle als arroganter Präsident in der Polit-Satire „Willkommen in Mooseport" beendete der kalifornische Superstar 2004 definitiv seine Karriere. Dass er 2016 in der bisher letzten „Batman vs. Superman"-Reihe „Dawn of Justice" in einer kurzen Szene die Gedanken Supermans beim Flug über die Wolkenkratzer darstellte, kann nicht als das langersehnte Comeback gewertet werden, auf das viele gewartet haben. Eher war es eine Hommage an einen der größten Hollywood-Darsteller. Hackman selbst begründet seinen Rückzug so: „Es nimmt mich emotional sehr mit, wenn ich mich auf der Leinwand sehe. Ich fühle mich noch ziemlich jung, und dann sehe ich diesen alten Mann mit hängenden Wangen, müden Augen und lichtem Haarkranz."

Dass Hackman seine in einer US-Talkshow öffentlich gemachte Entscheidung, aus dem Film-Business auszusteigen, wahr machen könnte, hat damals niemand so recht geglaubt. Und seine Fans halten bis heute in den sozialen Netzwerken die Hoffnung aufrecht, dass der Mime doch noch mal rückfällig werden könnte. Schließlich hatte er noch vor einem guten Jahrzehnt von seinem Job geschwärmt: „Es gibt nichts anderes, bei dem ich mich so lebendig fühle."

1975 spielte Gene Hackman an der Seite von Burt Reynolds (links) und Robby Benson in „Lucky Lady“.
1975 spielte Gene Hackman an der Seite von Burt Reynolds (links) und Robby Benson in „Lucky Lady". Foto: picture alliance / Everett Collection

Er vermisst das Schauspielen

Das Schauspielen selbst vermisse er immer noch, das habe er schließlich 50 Jahre lang sehr geliebt. „Aber das Business ist mir zu stressig geworden. Man muss zu viele Kompromisse machen, und da bin ich zur Überzeugung gekommen, dass ich das nicht mehr will." So passte da gut in seine Lebensplanung, dass er als ehemaliger Journalist schon gegen Laufbahnende begonnen hatte, Bücher zu schreiben. Gemeinsam mit dem Meeresbiologen und Forschungstaucher Daniel Lenihan veröffentlichte Hackman die spannenden Romane „Wake of the Perdido Star" (1999), „Jacks Rache" (2002), „Justice for none", „Vermillion" (beide 2004) und „Escape from Andersonville" (2008). Zuletzt lieferte er auch zwei Solo-Werke ab: den Western „Payback at Morning Peak" (2011) und den Polizisten-Thriller „Pursuit" (2013). Wenn er Schreiben und Schauspielen heute vergleicht, dann hält er das Schreiben für vorteilhafter, weil man dort selbst mehr Einfluss hat. „Ich weiß allerdings, dass ich als Autor nie so erfolgreich werden kann wie als Schauspieler. Aber irgendwie ist es kreativer", sagte er kürzlich in einem seiner ganz seltenen Interviews.

Nach seinem Kino-Debüt in „Der Tollwütige" wurde Hackman für die Darstellung des Gangsters Buck Barrow in „Bonnie and Clyde" 1967 gleich als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert, ebenso 1970 für „Kein Lied für meinen Vater". Für seine Rolle als fanatischer Drogenfahnder Popeye Doyle in „French Connection" gab es dann 1971 endlich den Oscar.

Hackman, der sich zwischen 1978 und 1984 mehrfach als Amateur-Rennfahrer versuchte, hatte sich damit endgültig als Charakterdarsteller etabliert und konnte seine Gagen von 100.000 auf zwei Millionen Dollar steigern. In Kino-Hits wie „Höllenfahrt der Poseidon", „Asphalt-Blüten", „Die heiße Spur", „Die verwegenen Sieben" oder in den drei „Superman"-Filmen war seine markante Physiognomie ein Publikumsmagnet. Clint Eastwoods Spät-Western „Erbarmungslos" brachte Hackman 1993 den zweiten Oscar, bevor er in anderen Knüllern wie „Die Firma", „Staatsfeind Nr. 1", „Schnappt Shorty" oder „Die Royal Tenenbaums" sein Spätwerk ablieferte und dabei manchmal auch sein komödiantisches Talent zeigen konnte.

„Schweigen der Lämmer" versäumt

Zurückblickend bedauert Hackman, dass er Ende der 80er eine Riesenchance verstreichen ließ: Das Angebot, als Regisseur und Hauptdarsteller den Psychothriller „Das Schweigen der Lämmer" zu realisieren, lehnte er ab, weil ihm der Stoff zu düster war. Für einen ehemaligen Schauspielschüler, der seine Ausbildung nach drei Monaten abgebrochen hatte, kann Hackman trotzdem auf eine beachtliche Anzahl an Auszeichnungen zurückblicken: zwei Oscars (1972 und 1993), drei Oscarnominierungen, drei Golden Globes und einen weiteren fürs Lebenswerk (2003), fünf Globe-Nominierungen und rund zwei Dutzend weitere namhafte Filmpreise. Häufig erhielt er seine Auszeichnungen für die brillante Darstellung wichtiger Nebenrollen. Im Vorjahr gab’s obendrein noch ein dickes Kompliment von Kollege Kevin Costner: „Gene ist der beste Schauspieler, mit dem ich jemals gearbeitet habe."

Heute lebt Gene Hackman mit seiner zweiten Frau Betsy zurückgezogen in dem idyllischen 800-Seelen-Dorf Tesuque bei Santa Fe in New Mexico. Ab und zu trinkt er dort in einem kleinen Café sein Gläschen, aber meistens bleibt er hinter den Mauern seines Anwesens „abgeschlossen wie ein trauriger Einsiedler", bedauert eine Nachbarin. Dennoch hat Hackman nicht alle Kontakte zum Business abgebrochen: 2016 war der sehr an Geschichte Interessierte noch als Sprecher an einer Kriegs-Dokumentation beteiligt, die unter dem Titel „The Unknown Flag Raiser of Iwo Jima" im amerikanischen TV lief.

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